Der Vortrag von Lahore
Der Islam im Vergleich zu anderen Religionen Indiens
Der Verheißene Messias und Mahdi des Islam
Der Islam im Vergleich zu anderen Religionen Indiens
von Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS Das Original erschien unter dem Titel:
رہولا �چ�کی�ل
(Lecture Lahore)
© Islam International Publications Ltd.
In Urdu erstmalig erschienen 1904 (Indien) Erste deutsche Übersetzung 2011
Zweite, überarbeitete Auflage 2019
Aus dem Urdu übersetzt von Waqas Ahmad Shaheen Unter der direkten Aufsicht von
Hadhrat Mirza Masroor Ahmad Khalifatul Masih VABA (Fünfter Nachfolger des Verheißenen MessiasAS des Islam)
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung au- ßerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschrif- ten oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertra- gung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- oder Bildteile.
©
Genfer Straße 11
D - 60437 Frankfurt am Main
Mehr Informationen unter www.verlagderislam.de
ISBN 978-3-939797-78-4 PRINTED IN GERMANY
Inhalt
Vorwort 10
Titelseite der ersten Ausgabe 14
Übersetzung des Faksimiles 15
Der Vortrag von Lahore 17
Einführung 19
Zweiter Teil des Vortrags 67
Anmerkung 101
Stichwortverzeichnis 106
Anmerkungen des Herausgebers 112
Zum Autor 118
1 مِ یْ ح
رّ لانِ مٰ حْ رّ لاهِ ّللام
سْ ِب
Die Schrift „Der Islam im Vergleich zu anderen Religionen In- diens“, die bekannt ist als „Der Vortrag von Lahore“, wurde vom Verheißenen MessiasAS verfasst und in seiner Anwe- senheit vor einer großen Menschenansammlung am 3. September 1904 in Lahore von Herrn Maulana Abdul Ka- rim Sahib Sialkoti vorgetragen.
Der Vortrag umfasst eine vergleichende Untersuchung des Islam, Hinduismus und Christentums und zeigt die Erhabenheit der islamischen Lehre im Vergleich zu den an- deren Religionen auf.
Der Verheißene MessiasAS erklärt, dass der Grund für die Zunahme an Sünden in der heutigen Zeit am man- gelnden Bewusstsein über das Wesen Gottes liegt und weder die christliche Glaubensdoktrin der Erlösung noch die Lehre, die den Veden zugrunde liegt, in der Lage sind, hierbei Abhilfe zu verschaffen.
Wahres und vollkommenes Bewusstsein über Gott kann ausschließlich durch die direkte Kommunikation mit dem Allmächtigen erlangt werden, die insofern nur durch die islamische Lehre möglich ist, als die anderen Religi- onen die Tore der göttlichen Offenbarung für ein für alle Mal verschlossen haben.
Die erste englische Übersetzung dieses Vortrags wur- de 1904 in der September- und Oktober-Ausgabe der
1 Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Zeitschrift „The Review of Religions“ veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung wurde von der Shoba (Abteilung) Tasneef der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland angefertigt.
Für die Erstellung dieser hier vorliegenden deutschen Übersetzung ist einigen Personen Dank auszusprechen. Zuvorderst Waqas Ahmad Shaheen für die Übertragung aus dem urdusprachigen Original. Frau Ayesha Shaheen gebührt Dank für ihre tätige Mithilfe. Tariq Hübsch trägt Verantwortung für Lektorat und Layout, Safeer-ur-Rah- man Nasir, Khola Hübsch, Nabeel Ahmad Shad und Ha- sanat Ahmad für Korrekturen, Transliteration und dem Setzen der fremdsprachigen Textstellen. Bruder Isa Musa ist Dank auszusprechen für das Schlusskorrektorat und Qamar Mahmood für die Gestaltung des Buchumschlags. Möge Allah sie alle segnen.
Mubarak Ahmad Tanveer
Leiter der Publikationsabteilung Ahmadiyya Muslim Jamaat BRD KdöR Frankfurt am Main 2019
Hier ist Heilung für die Menschheit enthalten Muhammad ist der Wegweiser und der Erheller beider Welten
Muhammad ist der Erleuchter von Zeit und Raum
Ich kann ihn nicht als Gott bezeichnen, aus Angst vor Allah, doch ich schwöre: Er ist die Fackel, die dem Menschen den Weg zu Gott zeigt.
Ein Vortrag des Reformers und Imam der Zeit sowie Verheißenen Messias
Mirza Ghulam Ahmad, Vorsteher von Qadian,
gehalten am 3. September 1904
vor einer großen Versammlung in Lahore.
Gedruckt und veröffentlicht für die Anjuman Furqania, Lahore, von Me´rajuddin Umar, Generalbevollmächtigter und Sekretär derselben, und Hakim Sheikh Nur Muhammad, Munshi Alam, Ei- gentümer von Hamdam-e-Sehat. Gedruckt von Rifa-e-Aam Steam Press, Lahore, zum Wohl der allgemeinen Bevölkerung.
1 مِ یۡ ح
رّ لانِ مٰ حۡ رّ لاہ
ّللام
سۡ ِب
Einführung
Heute habe ich durch das Lesen der Zeitung „Parcha Pai- sa“ vom 27. August 1904 erfahren, dass Herr Hakim Mirza Mahmood Nam Irani sich in Lahore befindet. Er ist der Anhänger eines Mannes, der auch beansprucht, der Mes- sias zu sein, und er möchte mich herausfordern. Ich be- dauere, dass ich zeitlich so stark eingebunden bin, dass ich seiner Bitte nicht nachkommen kann, denn am morgigen Samstag findet die Jalsa (Versammlung) statt, in der ich be- schäftigt sein werde. Und am Sonntag muss ich sehr früh morgens nach Gurdaspur wegen eines Prozess reisen, der dort im Gericht abgehalten wird und wichtig ist.
Ich bin seit ungefähr zwölf Tagen in Lahore. In diesem Zeitraum hat mich keiner um so etwas gebeten, doch nun, kurz vor Abreise und ohne jegliche Zeit für andere Arbeit, werde ich herausgefordert. Ich verstehe nicht, was der Sinn und Zweck dieser Bitte zu dem jetzigen Zeitpunkt sein soll, trotzdem möchte ich Herr Hakim Mirza Mahmood für eine Entscheidungsfindung einen anderen, besseren Weg vorschlagen. Morgen, am 3. September, wird auf der Ver-
1 Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. (Anm. d. Ü.)
Der Vortrag von Lahore
sammlung mein Vortrag verlesen. Diesen Vortrag soll der Redakteur der Paisa-Zeitung in voller Länge abdrucken. Hakim Sahib bitte ich, als Entgegnung auf diesen Vortrag einen eigenen Artikel in derselben Zeitung abdrucken zu lassen. Danach sollen die Leser selbst entscheiden, wessen Artikel auf Wahrheit und starken Argumenten beruht und wessen Artikel diese Anforderungen nicht erfüllt.
Meiner Ansicht nach bewahrt diese Vorgehensweise vor den negativen Folgen, die heutzutage bei einem Streit- gespräch zu erwarten sind. Da in diesem Artikel Herr Ha- kim Sahib nicht direkt angesprochen wird, wird der Arti- kel frei sein von persönlichen Angriffen, die manchmal in Streitgesprächen entstehen können.
Mirza Ghulam Ahmad von Qadian
20
2مِ یۡ ح
رّ لانِ مٰ حْ رّ لاهّللامسْ ِب
3 مْیرِ ک
ْلاهِ ِلوْ سُ ریلٰ عَ یْ ِّلصَ ُنوَ هٗ د
مَ حْ ن
Als erstes4 danke ich Gott, Der uns eine so friedliebende Regierung gewährt hat, die uns nicht von der Verbreitung unseres Glaubens abhält und die mit ihrer Gerechtigkeit alle Steine aus unserem Weg räumt. Dank gebührt also Gott und auch der Regierung.
Nun, verehrte Zuhörer, möchte ich mich zu den Religio- nen, die in diesem Land vertreten sind, äußern. Und so- weit es mir möglich ist, mache ich dies mit der Absicht, Besserung hervorzurufen. Mir ist klar, dass es einigen aufgrund ihrer Einstellung schwer fällt, die Wahrheit zu
2 „Im Namen Allahs des Gnädigen des Barmherzigen. (Anm. d. Ü.)
3 „Wir preisen Allah und erflehen Seinen Segen für Seinen Heiligen Gesandten.“ (Anm. d. Ü.)
4 Dieser Vortrag wurde am 3. September 1904 vor einer großen Men- schenmenge, bestehend aus allen Religionen und Teilen der Gesell- schaft, in Lahore bei einer großartigen Versammlung vorgetragen. Laut der Allgemeinen Zeitung und Panǧa faulād etc. betrug die An- zahl der Anwesenden über 10-12 Tausend. Von dieser Schätzung sind die Zuschauer, die außerhalb standen, ausgenommen. (Fußnote Lecture Lahore zweite Auflage)
hören, wenn sie ihren Vorstellungen und ihrem Glauben widerspricht. Doch es liegt nicht in meiner Kraft, diesen natürlichen Hass aufzulösen. Deswegen möchte ich mich bei allen Zuhörern für das Darstellen der Wahrheit ent- schuldigen.
O meine verehrten Zuhörer, nach intensiven Überle- gungen und fortwährenden Offenbarungen durch Allah habe ich erfahren, dass, obwohl in diesem Land viele verschiedene religiöse Gruppierungen existieren und re- ligiöse Auseinandersetzungen tagtäglich zunehmen, es tatsächlich nur einen Grund für diese Auseinanderset- zungen gibt; nämlich die Abnahme von Spiritualität in den Menschen und ihre schwache Bindung zu Gott. Das himmlische Licht, durch das die Menschen zwischen wahr und falsch unterscheiden können, hat sich aus den Herzen vieler Menschen entfernt und die Welt wendet sich ver- stärkt der Gottlosigkeit zu. Sie reden zwar von Gott und Parameshvara, doch in ihren Herzen verbreitet sich immer mehr agnostizistisches Gedankengut. Dies kann auch sehr einfach durch das Verhalten der Menschen, das nicht so ist wie es sein sollte, nachgewiesen werden. Alles Mögli- che wird verkündet, doch nichts in die Tat umgesetzt. Hier soll nicht die Tugend einer frommen Person angezwei- felt werden, vielmehr gilt es festzustellen, dass es einem Großteil der Menschen misslingt, so zu leben, dass sie dem ursprünglichen Sinn von Religionen gerecht werden. Die wahre Reinheit des Herzens und die wahre Liebe zu Gott und Seiner Schöpfung und Geduld und Gnade und Ge- rechtigkeit und Demut und alle anderen reinen Tugenden,
ebenso Gottesfurcht und Ehrlichkeit bilden die Seele einer Religion, doch die meisten Menschen beachten dies nicht. Es ist bedauerlich, dass auf der Welt tagtäglich Kriege und Kämpfe zwischen den Religionen zunehmen, demgegen- über aber die Spiritualität immer weiter abnimmt.
Der wahre Sinn von Religionen ist, den wahren Gott, den Schöpfer des Universums, zu erkennen, eine solche Liebe zu Ihm zu entwickeln, die die Liebe zu allem an- deren erkalten lässt, mit Seinen Geschöpfen mit Mitgefühl umzugehen und danach zu Streben, die größtmögliche innere Reinheit zu erlangen. Demgegenüber sehe ich je- doch, dass dieser Zweck in der heutigen Zeit vergessen wurde und viele Menschen einem wie auch immer gear- tetem Atheismus folgen. Sie sind sich der Existenz Gottes nicht bewusst und dieses mangelhafte Bewusstsein über die Existenz Gottes führt dazu, dass mit immer weniger Skrupel Sünden begangen werden. Es ist logisch, dass man eine Sache, die man nicht kennt, nicht wertschätzt, nicht liebt noch hat man Furcht vor ihr. Alle Arten der Lie- be und Furcht entstehen nach der Erkenntnis. Es ist also ersichtlich, dass heutzutage auf der Welt eine Vielzahl der Sünden aufgrund fehlender Erkenntnis begangen werden. Ein Merkmal von wahren Religionen ist, dass in ihr viele solcher großartigen Zeichen vorhanden sind, die das Er- kennen von Gott ermöglichen, sodass die Menschen sich nicht nur vor Sündhaftigkeit schützen, sondern die Schön- heit Gottes erfahren und daraufhin solch eine Liebe zu Ihm entwickeln, dass auch nur ein Augenblick der Trennung von Gott für sie sich schlimmer anfühlt als die Qualen der
Hölle. Befreiung von Sündhaftigkeit und in der Liebe Got- tes zu versinken bedeuten nicht nur, den unzweifelhaft höchsten Sinn menschlicher Existenz erlangt zu haben, sondern auch wahre Glückseligkeit und das Erlangen von Seelenfrieden. Demgegenüber sind alle Wünsche, die dem Wohlgefallen Gottes widersprechen, und jedes Leben, das damit verbracht wird, diese Wünsche zu erlangen, gleich- zusetzen mit dem Feuer der Hölle.
An dieser Stelle kommt nun die Frage auf, wie man sich von dieser höllischen Existenz befreien kann. Die mir von Allah mitgeteilte Antwort lautet, dass man eine wahre und vollkommene Erkenntnis von Gott besitzen muss, wenn man sich von diesem Feuertempel befreien möchte, denn die menschlichen Gefühle, die einen zum Schlechten ver- leiten, sind wie gewaltige Fluten, die mit aller Kraft versu- chen, den Glauben zu vernichten. Gegen die Stärke solcher Kräfte wird ein Gegenmittel benötigt, das ebenso stark ist. Wir brauchen also um Erlösung zu erlangen vollkomme- nes Wissen und vollkommene Erkenntnis von Gott, denn es verhält sich wie mit Diamanten; nur ein Diamant hat die Stärke einen anderen zu schneiden. Es benötigt nicht viele Argumente, um aufzuzeigen, dass nur wahre Gotte- serkenntnis – maʿrifat – Liebe und Furcht entstehen lässt. Wenn zum Beispiel einem Kind ein wertvoller Diamant mit einem Wert von mehreren Millionen gegeben wird, dann wird das Kind diesen Diamanten genauso wert- schätzen wie sein Spielzeug. Und wenn einem Menschen ohne sein Wissen in dessen Honig Gift beigemischt wird, dann wird er diesen Honig sehr gerne essen und nicht da-
ran denken, dass der Verzehr seinen Tod zur Folge haben wird. Dies verhält sich so, weil er keine Kenntnis von die- sem Gift hat. Man kann nicht wissentlich in das Loch ei- ner Schlange greifen. Denn man weiß ja, dass dies den Tod zur Folge haben könnte. Genauso wird man auch nicht ein Gift zu sich nehmen, denn man hat Kenntnis darüber, dass die Einnahme zum Tod führen würde. Was ist dann der Grund dafür, dass man diesen Tod nicht fürchtet, der einen überkommt, wenn man die Gebote Allahs missachtet? Ich sage, es liegt einzig daran, dass man sich nicht bewusst ist, welche Gefahren sündhaftes Verhalten birgt, im Gegensatz zu der Gefahr, die von Schlangen oder Gift ausgeht, die ja sehr offensichtlich ist.
Diese Tatsache ist eindeutig und keine Logik kann das Faktum widerlegen, wonach vollkommene Erkenntnis die Menschen von all den Taten abhält, die dem Leben und Eigentum eines Menschen schaden könnten. Und um so zu handeln, ist auch nicht der Glaube an irgendeine Süh- nedoktrin notwendig. Ist es nicht wahr, dass auch den Verbrechern, die es gewohnt sind, Straftaten zu begehen, insofern tausende von Gefühle und Gewissensbisse über- kommen, als sie wissen, dass, wenn sie erwischt werden, ihnen schwere Strafen drohen? Und man sieht ja, dass diese Verbrecher nicht tagsüber in einem Geschäft einbre- chen, in dem Tausende von Rupien frei herum liegen und in deren Umgebung Polizisten unterwegs sind. Hören die- se Leute also mit ihren Diebstählen und Ungerechtigkeiten auf, weil sie einen festen Glauben besitzen oder weil sie von der Vorstellung des Kreuzes überzeugt sind?
Nein, sondern nur, weil sie die schwarzen Uniformen der Polizisten fürchten und der Glanz der Polizisten- schwerter ihre Herzen zum Erzittern bringt. Sie haben die vollkommene Erkenntnis, dass sie sofort ins Gefängnis müssen, wenn sie Gewalt ausüben. An dieses Gesetz sind nicht nur wir Menschen gebunden, sondern auch Tiere. Ein angreifender Löwe würde seine Pfoten nicht in bren- nendes Feuer legen, auch wenn sich auf der anderen Seite Beute befinden würde. Und ein Wolf wird eine Ziege nicht angreifen, wenn der Hirte mit geladenem Gewehr und ge- zogenem Schwert daneben steht.
Also, meine Lieben! Es ist eine wahre und erwiesene Tatsache, dass der Mensch zur Befreiung von Sünden von vollkommener Gotteserkenntnis abhängig ist und nicht von irgendeiner Erlösung. Ich sage wahrhaftig, wenn das Volk von Hadhrat NoahAS durch vollkommene Gotteser- kenntnis vollkommene Furcht erlangt hätte, dann wäre es niemals versunken. Und wenn Hadhrat LotsAS Volk diese Erkenntnis gewährt worden wäre, so hätte es auf sie nicht Steine gehagelt. Und wenn diesem Land die Erkenntnis Gottes zuteil geworden wäre, die im Körper ein Zittern erzeugt, dann hätte die Pest nicht eine solche Vernichtung angerichtet, wie sie es getan hat. Eine mangelhafte Er- kenntnis jedoch bringt nichts, noch kann dessen Ergebnis, also Furcht und Liebe, vollkommen sein. Unvollkomme- ner Glaube ist nutzlos und unvollkommene Liebe ist nutz- los und unvollkommene Furcht ist nutzlos und unvoll- kommene Erlösung ist nutzlos. Und jegliche Nahrung und jeglicher Trank, die nicht vollkommen sind, sind nutzlos.
Kannst du deinen Hunger durch ein Korn allein stillen?
O diejenigen, die träge in ihren Bemühungen sind! O Wahrheitssucher! Wie könnt ihr mit geringer Erlösung, ge- ringer Liebe und geringer Furcht große Segnungen Gottes erwarten?
Es ist die Aufgabe von Gott, dem Allmächtigen, die Menschen von Sünden zu reinigen und die Herzen mit sei- ner Liebe zu füllen. Und es ist von Seiner Absicht abhän- gig, die Furcht vor Seiner Erhabenheit im Herzen zu erzeu- gen. Ebenso war es schon immer ein göttliches Verfahren, dass alle diese Dinge nur nach vollkommener Erkenntnis erlangt werden können. Die Wurzel von Furcht, Liebe und Respektbekundung liegt also in der vollkommenen Erkenntnis. Derjenige also, der vollkommene Erkenntnis erlangt hat, der hat auch vollkommene Furcht und Liebe erlangt. Und derjenige, der vollkommene Furcht und Lie- be erlangt hat, der wird auch von jeder Sünde, die durch Skrupellosigkeit entsteht, befreit. Für diese Erlösung sind wir weder auf irgendjemandes Blut angewiesen noch auf irgendein Kreuz. Und wir benötigen auch kein Sühneop- fer, sondern nur ein Opfer unserer Begierden, dessen Not- wendigkeit unsere Natur verspürt. Eine andere Bezeich- nung für ein solches Opfer ist Islam.
Islam bedeutet, dass man sein Selbst opfert, dass man mit vollkommener Überzeugung seine Seele auf die Schwelle zu Gott legt. Dieser schöne Name ist die Seele jeder Scharia5 und das Leben aller göttlichen Gebote. Mit
5 Gottesgesetze. (Anm. d. Ü.).
Herzensfreude und Wohlwollen sich selbst zu opfern er- fordert vollkommene Liebe. Und vollkommene Liebe er- fordert vollkommene Erkenntnis. Der Begriff Islam deutet also darauf hin, dass für das wahre Opfern vollkommene Erkenntnis und Liebe notwendig sind und nichts anderes. Darauf deutet Allah im Heiligen Qur’an hin.
6 مۡ ک
نۡ مِ یوٰ قۡ تّ لاهُ ُلانَ َّینک
ٰلوَ اہَ ؤآمَ دِ اَلوَ اہَ مُ وۡ ُحلُ هَ ّللالانَ َّینۡ َل
„Weder das Fleisch noch das Blut eurer Opfer erreichen Mich; das einzige Opfer, das Mich erreicht, ist eure Furcht vor Mir, und dass ihr Meinetwillen Rechtschaffenheit er- langt.“
Man sollte wissen, dass alle Gebote des Islam den Zweck erfüllen, zu dem Ziel zu führen, das dem Wort Islam in- newohnt. Aus diesem Grund gibt es im Heiligen Qur’an solche Lehren, die versuchen, Gott liebenswürdig darzu- stellen.
Mal zeigen sie die Schönheit und Pracht Gottes und mal erinnern sie an Seine Güte. Denn die Liebe zu et- was entsteht entweder durch Schönheit oder durch Güte. Schließlich steht geschrieben, dass Gott in seinen Vorzü- gen einzigartig und unvergleichlich ist. In Ihm ist keine Schwäche. Er ist die Summe aller vollkommenen Attribute und in Ihm manifestiert sich alle heilige Macht. Er ist der Ursprung aller Schöpfung, die Quelle aller Wohltätigkeit,
6 Sura al-ḥaǧǧ, Vers 38.
Der Meister von Belohnung und Bestrafung und zu Ihm kehrt alles zurück. Er ist nah trotz Ferne und Er ist fern trotz Nähe. Er ist ganz oben, jedoch kann man nicht sa- gen, dass etwas unter Ihm liegt. Und er ist von allen Din- gen am meisten Verborgen, doch man kann nicht sagen, dass etwas sichtbarer ist als Er. Er ist lebendig durch Seine Natur und alle Dinge sind mit Ihm lebendig. Er existiert mit Seiner Natur und alle anderen Dinge existieren Sei- netwegen. Er hat alle Dinge erhoben, doch nichts hat Ihn erhoben. Nichts ist ohne Ihn von selbst entstanden oder kann ohne Ihn von selbst bestehen bleiben. Er umfasst alle Dinge, doch man kann nicht sagen, dass Er begrenzt ist. Er ist das Licht aller Dinge, im Himmel und auf der Erde. Jegliches Licht strahlt aus Seiner Hand und spiegelt Sein Wesen wider. Er ist der Gott aller Welten. Es gibt keine See- le, die nicht von Ihm aufgezogen wird und aus sich selbst bestehen könnte.
Seine Gnade besteht aus zwei Arten.
Die Gnade, die, ohne dass jemand etwas getan hat, seit jeher besteht, wie die Erde, Himmel, Sonne, Mond, Sterne, Wasser, Feuer, Luft und alle Teilchen in dieser Welt, die für unser Wohl erschaffen wurden. Genauso wurden alle Dinge, die für uns notwendig sind, vor unserer Geburt erschaffen, so dass niemand von uns auch nur irgendeine Handlung ausführen musste. Wer kann also behaupten, dass die Sonne wegen seiner Taten erschaffen wurde oder die Erde nur wegen seiner reinen Güte?
Diese Gnade wurde dem Menschen also vor seinen Handlungen gewährt und ist nicht Folge derselben.
Die Gnade, die abhängig ist von den Handlungen der Menschen. Diese erfordert keine Erklärung.
Im Qur’an wird erwähnt, dass Gott frei von jeglicher Schwäche ist und dass Er möchte, dass der Mensch Seine Lehren befolgt und sich so von Schwächen befreit. Er sagt:
7 یمٰ ع
َاۃِ رَ خ
اٰ ۡلایفِ وَ ہُ َفیمٰ ع
َاۤهٖ ذِ ہٰ یۡ فِ ناَکنمو
„Derjenige, der in dieser Welt blind ist und unfähig dazu, Den Unvergleichlichen zu erblicken, wird auch im Jenseits blind sein und die Dunkelheit wird ihn nicht verlassen.“
Um Gott sehen zu können, erhält man in dieser Welt Sin- ne und derjenige, der diese Sinne verkümmern lässt und nicht von dieser Welt in die nächste mitnimmt, wird auch im Jenseits Gott nicht sehen können. In diesem Vers hat Gott deutlich erklärt, welche Fortschritte Er vom Men- schen erwartet und bis wohin der Mensch gelangen kann, wenn er Gottes Lehre befolgt. Danach stellt er im Qur’an die Lehre vor, durch die man in dieser Welt Gott erfahren kann.
So sagt Er:
8 ادً حَ َاہۤ ٖ ِّبرَ ۃِ دابَ عِ ِبک
رِ شۡ ُیاَلوَّ اًحلاص
اًلمَ ع
لۡ مَ عۡ یَ ۡلَفہٖ ِّبرَ ءآقَ ِلاوۡ جُ رۡ َیناَکنم
7 Sura Banī isrāʾīl, Vers 73.
8 Sura al-Kahf, Vers 111.
D.h. Wer auch immer es wünscht, Gott – den wahren Er- schaffer – in dieser Welt zu sehen, sollte rechtschaffen han- deln. Seine Taten sollten frei sein von Zurschaustellung und durch sie sollte im Herzen kein Hochmut entstehen, noch sollten die Taten unvollkommen und mangelhaft sein. Und sie sollten nicht einen Gestank enthalten, der die Liebe zu Gott verdrängt. Vielmehr sollten die Taten von Wahrheit und Aufrichtigkeit erfüllt sein. Zudem sollte man sich vor jeglicher Gottgleichstellung (Shirk) schützen. Nicht Sonne, Mond, Himmel, Sterne, Luft, Feuer oder Was- ser noch irgendeine andere weltliche Sache sollte vergöt- tert werden und weltlichen Mitteln sollte nicht so viel Ver- trauen geschenkt werden als wären sie Gott gleichgestellt. Außerdem sollte man seine Fähigkeiten und Möglichkei- ten nicht überbewerten, denn auch dies ist eine Form von Shirk. Auch wenn man sehr viel erreicht hat, sollte man glauben, nichts erreicht zu haben. Es sollte nicht mit Wis- sen und Taten geprahlt werden, vielmehr sollte man sich als ungebildet erachten und demütig sein. Man sollte sei- ne Seele auf Gottes Schwelle legen und mit Gebeten Seine Wohltätigkeit auf sich ziehen. So wie jemand, der großen Durst verspürt und plötzlich eine Wasserquelle findet, aus der reines und süßes Wasser fließt. Von großem Durst ge- plagt kämpft er sich stolpernd und fallend bis zur Quelle hervor, beginnt zu trinken und hört nicht auf, bis er seinen Durst vollkommen gelöscht hat.
Dann sagt unser Gott im Qur’an über seine Vorzüge:
﴾۳﴿ دُ مَ صَّ لاَ هُ ّلٰ لَا ﴾۲﴿ دٌ حَ َا هُ ّلٰ لا وَ ہ لۡ ُق
﴾٪۵﴿دٌ حَ َااوً فُ کُ هٗ ّلنکَیمۡ َلوَ ﴾۴﴿ۙ دۡ َلوۡ ُیمۡ َلوَ ۬ۙدۡ ِلَیمۡ َل
D.h. dein Gott ist einzigartig in Seinem Wesen und in Sei- nen Eigenschaften. Niemand ist so ewig während und unvergänglich wie Er noch gibt es etwas, das Eigenschaf- ten ähnlich Seiner besitzt. Das Wissen des Menschen er- fordert einen Lehrer und ist begrenzt, aber Gottes Wissen ist nicht auf einen Lehrer angewiesen und ist unbegrenzt. Das Gehör des Menschen ist auf Luft angewiesen und ist begrenzt, doch Gottes Gehör beruht auf Seine eigene Kraft und ist unbegrenzt. Die menschliche Sehfähigkeit ist auf die Sonne oder andere Lichtquellen angewiesen und zu- dem begrenzt, doch Gottes Sehfähigkeit beruht auf Sein ei- genes Licht und ist unbegrenzt. Genauso ist die Fähigkeit des Menschen zu Gebären von Materie und Zeit abhängig und ist begrenzt, doch Gottes Fähigkeit zu Erschaffen ist weder von Materie noch von Zeit abhängig, noch ist sie begrenzt. Alle Attribute Gottes sind unvergleichlich. So wie Gott unvergleichlich ist, sind auch Seine Attribute un- vergleichlich. Wenn eines Seiner Attribute unvollkommen wäre, dann wären alle Seine Attribute unvollkommen. Deswegen kann Seine Einheit nur dann bestehen, wenn alle Seine Attribute, so wie Er Selbst auch, beispiellos sind. Außerdem bedeutet der oben erwähnte Qur’anvers weiter, dass Gott weder der Sohn von jemandem ist noch dass Er einen Sohn hat. Denn Er ist in sich vollkommen. Er benötigt weder einen Vater, noch einen Sohn. Dies ist die
Einheit Gottes, die der Qur’an lehrt und die die Glaubens- grundlage bildet.
Nun kommen wir zu den ethischen und moralischen Prinzipien, die Gott im Qur’an in diesem umfassenden Vers darlegt:
یبٰ رۡ قُ ۡلایذِ یِٔ آتَ ۡیاِ وَ نِ اسَ حۡ اِ ۡلاوَ لِ دۡ عَ ۡلاِبرُ ُماۡ َیهَ ّلٰ لانَّ اِ
9 یِ غۡ بَ ۡلا و رِ کنۡ مُ ۡلا و ءِ آشحۡ فَ ۡلا نِ ع یہٰ نۡ َی و
D. h. Allah gebietet dir, nach Gerechtigkeit und Fairness zu handeln. Und wenn du Vollkommenheit erlangen möch- test, so sei gütig.
Das heißt, gehe gut mit denen um, die dir nichts Gutes getan haben. Und wenn du noch mehr Vollkommenheit erlangen möchtest, so gehe mit der Menschheit gut um, nur aus persönlichem Mitgefühl und natürlicher Motiva- tion, ohne einen Dank zu erwarten. So wie eine Mutter mit ihrem Kind aus natürlichem Trieb gut umgeht. Gott verbietet die Ausschweifung. Er verbietet, dass man seine Mitmenschen an die Wohltaten erinnert, die man für sie vollbracht hat, oder dass man Undankbarkeit gegenüber diejenigen zeigt, die gütig zu einem waren.
Dies weiter erläuternd heißt es an einer anderen Stelle:
10 ہ
جۡ وَ ِلمۡ ک
مُ عِ طۡ ُنامَ َّناِ ﴾۹﴿ارً ۡیسِ َاوَّ اًمیۡ تِ َیوَّ انً یۡ ک
سۡ م
ہٖ بِّ ح
یٰلعَ ماعَ طّ لانَ وۡ مُ عِ طۡ ُیو
9 Sura an-Naḥl, Vers 91.
10 Sura ad-Dahr, Vers 9-10.
﴾۰۱﴿ارً وۡ ک
شاَلوَّ ءآزَ ج
مۡ ک
نۡ مِ دُ ۡیرِ ُناَلهِ ّللا
„Wenn die wahrhaft Rechtschaffenen die Armen, Waisen und Gefangenen speisen, dann machen sie dies absolut selbstlos, nur um Allahs Liebe willen. Und sie sagen zu je- nen: ‚Wir speisen euch nur um Allahs willen. Wir begehren von euch weder Lohn noch Dank.‘“
Zur Belohnung und Bestrafung heißt es im Heiligen Qur’an:
11 ؕهِ ّللایَلعَ هٗ رُ جۡ َاَفحَ َلصۡ َاوَ افَ ع
نۡ َ مَ فۚاہَ ُلثۡ مّ ۃ
ئَ یِّ سَ ۃٍ ئَ یِّ سَ اؤُ زٰٓ ج
Die Vergeltung für eine Schädigung ist eine Schädigung in gleichem Ausmaß. Zahn um Zahn, Auge um Auge und Missbrauch um Missbrauch, aber wer vergibt – und die Vergebung führt zur Besserung statt zum Übel, und wenn derjenige, dem vergeben wurde, sich bessert und dem Schlechten entsagt – seine Vergebung ist besser als Vergeltung, und derjenige, der vergibt, seine Belohnung soll bei Gott liegen.
Das bedeutet nicht, dass man immer, wenn man geschla- gen wird, auch noch die andere Wange hinhält. Dies ist fernab jeder Weisheit. Und manchmal ist der gute Um- gang mit schlechten Menschen so, als sei man mit einem
11 Sura aš-Šūrā, Vers 41.
guten Menschen schlecht umgegangen.
Und dann heißt es:
12 ﴾۵۳﴿مٌ یۡ مِ ح
یٌّ ِلوَ ہٗ َّنَاَکۃٌ وادَ ع
ہٗ نَ یۡ َبوَ ک
نَ یۡ َبی
ذِ َّلااذَ اِ َفن
سَ حۡ َایَ ہِ یۡ تِ َّلاِبع
َفدۡ ا
D.h. wenn jemand gütig zu dir ist, dann sei ihm gegenüber noch gütiger. Jedweder Groll zwischen euch wird sodann in eine Freundschaft münden, die so eng ist, dass sie die Grenzen enger Verwandtschaftsbande überschreitet.
Und es heißt:
13 اتً یۡ مہیۡ خِ َامحۡ لَ لَ ُکاۡ َّینۡ َامۡ ُکدُ حَ َابُ
حِ یُ َاؕاض
عۡ َبمۡ کضعۡ َّببتَ غۡ َیاَلو
14 مۡ ُہنۡ مِّ ارً ۡیخ
اوۡ ُنوۡ کَّینۡ َایسٰۤ ع
مٍ وۡ َقن
مّ مٌ وۡ َقرۡ خَ سۡ َ یاَل
15 مۡ ک
قٰ ۡتَاهِ ّللادَ نۡ ع
مۡ ک
مَ رَ ک
َانَّ ا
16 نامَ ۡیاِ ۡلادَ عۡ َبقُ وۡ سُ فُ ۡلامساِ لاسَ ۡئِبؕباقَ ۡلَاۡلاِباوۡ زُ َبانَ َتاَلو
17 ﴾۱۳﴿رِ وۡ زّ لالَ وۡ َقاوۡ بُ نِ تَ جاوَ ناَثوۡ َاۡلانمسجۡ ِرلااوبُ نِ تَ جافَ
18 ﴾۱۷﴿ادً ۡیدِ سَ اًلوۡ َقاوۡ ُلوۡ ُقو
19 اعً یۡ مِ جهِ ّللالِ بۡ َحبِ اوۡ مُ صِ تَ عاو
12 Sura Ḥāmīm saǧda, Vers 35.
13 Sura al-Ḥuǧurāt, Vers 13.
14 Sura al-Ḥuǧurāt, Vers 12.
15 Sura al-Ḥuǧurāt, Vers 14.
16 Sura al-Ḥuǧurāt, Vers 12.
17 Sura al-Ḥaǧǧ, Vers 31.
18 Sura al-Aḥzāb, Vers 71.
19 Sura Āl-e ʿimrān, Vers 104.
D.h. führt untereinander keine üble Nachrede: würde je- mand von euch es begrüßen, dass tote Fleisch seines Bru- ders zu verspeisen? Noch sollte ein Volk über ein anderes spotten, seine Überlegenheit proklamieren und die ande- ren als minderwertig betrachten; vielleicht sind ja jene, die verspottet werden, besser als sie selbst. Wahrlich, für Allah ist der Angesehenste unter euch derjenige, der in Rechtschaffenheit und Tugend alle anderen überragt. Die Unterscheidung zwischen Nationalität oder Klasse ist un- erheblich für Ihn. Sprecht andere Völker nicht mit verächt- lichen Namen an, die sie als Beleidigung auffassen, denn das führt dazu, dass man in Gottes Sicht als schlecht ange- sehen wird. Haltet euch von Götzen und Lügen fern, denn beides sind Verunreinigungen. Wenn du sprichst, dann weise und vernünftig und halte dich fern von eitlem Ge- rede. Dein Körper und alle deine Fähigkeiten sollten Gott dienstbar gemacht werden, dein gesamtes Wesen sollte sich dem Dienst an Ihn verschreiben.
An einer anderen Stelle heißt es:
فوۡ سَ اَّلَکمَّ ُث﴾۴﴿نَ وۡ مُ َلعۡ َتفوۡ سَ اَّلَک﴾۳﴿رَ ِباقَ مَ ۡلامُ ُترۡ زُ یتّٰ ح
﴾۲﴿رُ ُثاکَ تّ لامکہٰ ۡلاَ
﴾۷﴿ مَ یۡ حِ َجلۡ ا نَ وُ رَ َتَل ﴾۶﴿ نِ ۡیقِ یَ ۡلا مَ ۡلع نوۡ مُ َلعۡ َت وۡ َل اَّلَک ﴾۵﴿ نوۡ مُ َلعۡ َت
20 ﴾۹﴿ مِ یۡ عِ نَّ لا نِ ع ذٍ ئِ مَ وۡ َی نَّ ُلَٔـسۡ ُتَل مَّ ُث ﴾۸﴿ نِ ۡیقِ یَ ۡلا ن
ۡیع
اہَ َّنوُ رَ َتَل مَّ ُث
20 Sura at-Takāṯur, Verse 2-9.
O ihr, die ihr unbedacht seid Gott gegenüber, euer Verlan- gen nach der Welt hat euch unachtsam werden lassen, und ihr werdet nicht nachlassen bis für euch die Zeit gekom- men ist, in die Gräber zu steigen. Ihr handelt falsch und ihr werdet das auch bald erfahren. Wahrlich, ihr werdet es bald erfahren. Wenn ihr wahre Erkenntnis darüber be- sitzet, dann würdet ihr eure eigene Hölle sehen und er- kennen, dass ihr eine teuflische Existenz führt. Und wenn ihr eine noch größere Erkenntnis darüber besitzet, dann würdet ihr mit dem Auge der Gewissheit deutlich sehen, dass euer Leben tatsächlich ein teuflisches ist. Es wird eine Zeit kommen, da werdet ihr in die Hölle geworfen und ihr werdet Antworten geben müssen auf eure Nachgiebigkei- ten und Ausschweifungen und dann, übermannt von Stra- fe, werdet ihr den Zustand absoluter Gewissheit erfahren.
In diesen Versen wird darauf hingedeutet, dass es drei Stu- fen der Gewissheit gibt:
Gewissheit durch Wissen und Schätzung. So wie je- mand von weitem Rauch sieht und sein Verstand ihm sagt, dass es dort sicherlich brennt.
Die zweite Stufe der Gewissheit würde bedeuten, dass er das Feuer mit den eigenen Augen sieht.
Die dritte Stufe der Überzeugung würde bedeuten, dass die Person die Hand ins Feuer hält und so das Feuer erfährt.
Das sind also die drei Arten der Überzeugung:
ʿilmu l-yaqīn
ʿainu l-yaqīn
ḥaqqu l-yaqīn
In diesem Vers hat Allah erklärt, dass jeglicher Trost für den Menschen im Wohlgefallen und in der Liebe zu Gott liegt. Und wenn man die Beziehung mit ihm beendet und sich der Welt zuwendet, so ist es ein teuflisches Leben. Und dieses teuflische Leben erfährt letztendlich jeder, auch wenn er es erst zu der Zeit erfährt, wenn er, kurz vor dem Tode, allen Reichtum und Besitz und alle Verbindung zur Welt verliert.
Dann sagt Allah an einer anderen Stelle im Qur’an:
21 ﴾۷۴﴿ن
تٰ نَّ ج
ہٖ ِّبرَ ماقَ م
فاخن
مَ ِلو
Das heißt, für den, der sich aus Gründen der Ehrerbietung vor Gottes Ehre und Majestät und aus Furcht vor dem Tag der Abrechnung, an dem er sich vor Ihm verantworten muss, von seiner Sündhaftigkeit befreit, gibt es zwei Arten von Paradiese.
Es wird ihm ein paradiesisches, glückseliges Leben im Diesseits gewährt, er erfährt eine vollkommene Refor- mation seiner Person und Allah wird sein Treuhänder und Fürsprecher sein.
21 Sura ar-Raḥmān, Vers 47.
Nach dem Tod wird ihm das Paradies gewährt wer- den. Dies, weil er Allah gefürchtet hat und Allah den weltlichen und sinnlichen Begierden vorgezogen hat.
Dann heißt es an einer anderen Stelle im Qur’an:
22 نمنَ وۡ ُبرَ شۡ َیرارَ ۡبَاۡلانَّ اِ ﴾۵﴿ارً ۡیعِ سَ وَّ اًلٰلغۡ َاوَ ا۠ َلسِ ٰلسَ ن
ۡیِرِفکۡلِلانَ دۡ تَ عَاۤاَّنا
﴾۷﴿ارً ۡیجِ فۡ َتاہَ َنوۡ رُ جِّ فَ ُیهِ ّللادابَ عاہَ ِببرَ شۡ َّیانً یۡ ع﴾۶﴿ارً وۡ ُفاَکاہَ جازَ مِ ناَکساۡ َک
23 ﴾۹۱﴿اًلیۡ بِ سَ ۡلسَ یمّٰ سَ ُ تاہَ یۡ فِ انً یۡ ع﴾۸۱﴿اًلیۡ بِ َجنۡ زَ اہَ جُ ازَ مِ نَ اَکاسً اۡ َکاہَ یۡ فِ نَ وۡ قَ سۡ ُ یو
D. h. Ich habe für die Ungläubigen – die nicht an mich glauben und der Welt zugewandt sind – Ketten, eiserne Nackenfesseln und ein flammendes Feuer, das in ihren Herzen lodert, bereitet. Ihre Füße sind in Ketten aufgrund ihrer Liebe zu dieser Welt; ihre Gleichgültigkeit Gott ge- genüber führt dazu, dass eiserne Nackenfesseln um sie hängen, so dass sie nicht in der Lage sind, ihren Blick nach oben zu richten, sondern gezwungen sind, gebeugt auf die Welt zu blicken, und in ihren Herzen lodert unun- terbrochen ein Feuer der Begierde nach dieser Welt. Den Rechtschaffen jedoch wurde ein Trank, angereichert mit Kampfer – kāfūr –, verabreicht, das ihre weltlichen Leiden- schaften und Wünsche abkühlt. Ihnen wurde die Quelle gegeben, aus der dieser Trank fließt und sie sorgen dafür, dass diese Quelle zu einem reißenden Fluss wird, so dass
22 Sura ad-Dahr, Vers 5-7.
23 Sura ad-Dahr, Verse 18-19.
jeder, der Durst verspürt, reichlich aus ihr zu trinken ver- mag. Wenn diese Quelle einmal zu einem Fluss geworden ist, die Kraft des Glaubens zu wachsen begonnen hat und göttliche Liebe in ihren Herzen Wurzeln geschlagen hat, dann erhalten die Gläubigen einen weiteren Trank, die- ses Mal angereichert mit Ingwer – zanzabīl. Der Kampfer- Trunk, der ihnen zuerst gegeben wurde, wurde ihnen nur verabreicht, um ihre Liebe zu dieser Welt abzukühlen, nun jedoch benötigen sie einen wärmenden Trank, der in ihren Herzen eine göttliche Liebe entfacht. Sie benötigen einen zweiten Trank, weil das bloße Aufgeben ihrer Sündhaftig- keit nicht zur Vollkommenheit führt. Die Quelle, aus der dieser Trank fließt, wird salsabīl genannt. Das bedeutet,
„Frage nach dem Pfad, der zu Gott führt.“
An einer Stelle heißt es:
24 ﴾۱۱﴿اہَ سّٰ دَ نم
باخ
دۡ َقوَ ﴾۰۱﴿اہَ ّٰکزَ نم
حَ َلۡفَادۡ َق
D.h. wahrlich, derjenige, der sich läutert und von den Fes- seln seiner körperlichen Begierden befreit, wird beschenkt mit einem himmlisches Leben, aber wer es zulässt, in die materielle Welt verstrickt zu werden, und nicht mehr in der Lage ist, sich dem Himmel zuzuwenden, soll dahinsie- chen in Gram und Kummer.
Und da dieser Zustand nicht allein mit menschlichen Kräften erreicht werden kann, wird im Qur’an immer wie-
24 Sura aš-Šams, Vers 10-11.
der zu Gebeten aufgerufen und dazu, sich zu prüfen.
So heißt es:
25 مۡ ک
َلب
جِ تَ سۡ َایۤۡ ِنوۡ ع
دۡ ُا
D.h. betet und Ich werde euer Gebet erhören.
Dann heißt es:
اوۡ بُ یۡ جِ تَ سۡ َیۡلَفۙناعَ دَ اذَ اِ عادّ لاۃَ وَ عدَ بیۡ جِ ُاؕبۡیرِ َقیۡ ِّناِ َفیۡ نِّ عیدابَ عکَلَاسَ اذَ اِ و
26 ﴾۷۸۱﴿نَ وۡ دُ شُ رۡ َیمۡ ُہَّلعَ َلیۡ ِباوۡ ُنمِ ؤۡ یُ ۡلوَ یۡ ِل
D. h. wenn Meine Diener dich fragen, welche Beweise es für Meine Existenz gibt und warum sie an Mich glauben sollen, dann antworte ihnen, dass Ich sehr nahe bin. Ich antworte jedem, der Mich anspricht, Ich vernehme seine Stimme und Ich spreche mit ihm. Gegenteilig sollen Meine Diener ihrerseits meine Anrede verdienen und absoluten Glauben an Mich besitzen, so dass sie den Pfad zu Mir fin- den mögen.
Und es heißt:
27 انَ َلبُ سُ مۡ ُہنَّ َیدِ ہۡ نَ َلانَ یۡ فِ اوۡ دُ ہاج
نۡیذِ َّلاو
25 Sura al-Muʾmin, Vers 61.
26 Sura al-Baqara, Vers 187.
27 Sura al-ʿAnkabūt, Vers 70.
D.h. Sicherlich zeigen Wir denjenigen Unsere Wege, die danach streben und jedwede Anstrengung für Uns dar- bringen.
Und dann heißt es:
ّ ۡ ُ ۡ
28 ﴾۹۱۱﴿نیقِ دِ صلاعماونوکو
D.h. wenn ihr Allah erfahren wollt, dann betet und be- müht euch. Weiter ist es erforderlich, in der Gesellschaft von frommen Gläubigen Zeit zu verbringen.
Alle diese Gebote führen den Menschen zum wahren Sinn des Islam, denn so wie ich bereits dargelegt habe, bedeutet Islam, dass man sich ganz und gar Gott verschreibt, gleich einem Tier, das als Opfer dargelegt wird. Weiter sollte man bestrebt sein, alle eigenen Wünsche auszulöschen, um al- lein nach Allahs Willen zu handeln. So dass man sich in Gott verliert, eine Art Tod erfährt, die Wonne Seiner Lie- be spürt und Ihm nur noch dieser Liebe wegen gehorcht und nicht aus einem anderen Grund. Weiter bedeutet es, solche Augen zu erlangen, die nur mit Gott sehen. Und solche Ohren zu erlangen, die nur mit Gott hören. Und ein solches Herz zu besitzen, das ausschließlich vor Ihm verbeugt ist. Und eine solche Zunge zu erlangen, die nur mit Seinem Wort spricht. Auf dieser Stufe enden die An- strengungen des spirituellen Wanderers, sein niederes Ich ist ausgelöscht und durch Seine lebendigen Worte und
28 Sura at-Tauba, Vers 119.
Sein leuchtendes Licht gewährt Allah dem Menschen ein neues Leben. Er kommt in den Genuss Allahs Worte und das subtile Licht, das der Verstand nicht erfassen und das Auge nicht sehen kann, nähert sich ganz von selbst dem Herzen des Menschen.
So wie Allah sagt:
29 ﴾۷۱﴿دِ ۡیرِ وَ ۡلالِ بۡ ح
نمہ
یۡ َلاِ ب
رَ قۡ َان
حۡ ن
D.h. Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader.
Und weiter beehrt Er den Menschen mit Seinem Wohl- gefallen. Dann kommt die Zeit, wenn die Blindheit ver- schwindet und der Mensch Gott mit neuen Augen sieht. Er hört Seine Stimme und erfährt, wie er in einem Gewand aus göttlichem Licht eingehüllt ist. Dann verliert die Re- ligion ihren Zweck und der Mensch sieht Gott und wirft den Umhang des minderwertigen Lebens von sich, um stattdessen ebenjenes Gewand aus göttlichem Licht zu tra- gen. Er wird nicht auf Grundlage eines Versprechens auf das Jenseits warten, um dort Gott zu erfahren und ins Pa- radies einzugehen, nein, schon in dieser Welt wird er Gott sehen, zu Ihm sprechen und die Genüsse des Paradieses erfahren.
So wie Allah sagt:
ۃکئِ ٰٓلمَ ۡلامُ ِہیۡ َلعَ لُ زَّ َنتَ َتاوۡ ماقَ تَ سامَّ ُثهُ ّللاانَ ُّبرَ اوۡ ُلاَقنۡیذِ َّلانَّ ا
30 ﴾۱۳﴿نَ وۡ دُ عوۡ ُتمۡ ُتنۡ کُ یۡ تِ َّلاۃِ نَّ َجلاِباوۡ رُ شِ ۡبَاوَ اوۡ ُنزَ حۡ تَ اَلوَ اوۡ ُفاَختَ الََّ ا
D.h. diejenigen, die sagen, dass unser Gott der ist, der alle vollkommenen Eigenschaften besitzt und niemand Gleich- rangigen hat, weder in seiner Person noch in seinen Eigen- schaften, diejenigen also, die standhaft bleiben und deren Glaube nicht von Katastrophen oder Unglück erschüttert werden kann, die selbst dem Tod ins Gesicht blickend ih- ren Glauben bewahren, zu diesen Menschen werden Engel herabgesandt und zu diesen Menschen sagt Gott: „Fürchte dich weder vor diesem Unheil noch vor deinen mächtigen Feinden und gräme dich nicht wegen Unglücke vergange- ner Tage, denn Ich bin mit dir. Sei freudig, denn Ich werde dir in diesem Leben schon das Paradies gewähren, das Ich dir versprochen habe.“
An dieser Stelle sollte klar sein, dass diese Dinge nicht ohne Bezeugung sind. Das sind nicht solche Versprechen, die nicht in Erfüllung gehen, sondern Tausende von Anhängern des Islam haben den Genuss dieses spirituellen Paradieses erfahren. In Wahrheit ist der Islam die Religion, dessen wahre Anhänger von Allah zu den Erben aller vorangegangenen Gesandten gemacht wurden. Und all ihre Segnungen wurden dieser Umma (Gemeinschaft) zuteil, denn Er hat das Gebet erhört, welches Er selbst im Qur’an lehrt.
30 Sura Ḥā-mīm saǧda, Vers 31.
﴾۶ۙ ﴿مَ یۡ قِ تَ سۡ مُ ۡلاطارَ صِ لااَندِ ہۡ ا
31 ﴾۷﴿نۡیِّلآضّ لااَلو مۡ ِہیۡ َلعَ بِ وۡ ضغۡ مَ ۡلارِ ۡیغ۬ۙمۡ ِہیۡ َلعَ تمۡ عَ ۡناَ نۡیذِ َّلاطارَ ص
D.h. zeig uns den Weg der Rechtschaffenen, derjenigen,
die Du mit aller Freigiebigkeit begünstigt hast – die zum Beispiel jegliche Art von Segen von Dir erhalten haben, die mit einem Gespräch mit Dir beehrt wurden, deren Gebete erhört wurden oder von Deiner Hilfe und Leitung beglei- tet wurden –, und bewahre uns vor dem Pfad derjenigen, die Dein Missfallen erregt haben und Deinen Pfad verlas- sen haben.
Dieses Gebet, welches wir fünfmal am Tag verrichten, sagt uns, dass spirituelle Erblindung nicht nur dazu führt, nach dem Tod in die Hölle einzutreten, sondern dass die Hölle schon in diesem Leben erfahren wird. Der wahre Diener Gottes und der wahrhaft Erlöste ist derjenige, der Gott er- fährt und vollkommen an Ihn glaubt. Und nur derjenige kann sich von Sünden befreien und sich in der Liebe zu Allah verlieren. Das Herz, welches nicht den Wunsch und das Verlangen hat, das Zwiegespräch mit Allah mit Sicher- heit zu erfahren, ein solches Herz ist tot. Und die Religion, die nicht die Fähigkeit hat, ihre wahren Anhänger dahin zu bringen, dass sie Gott erfahren und mit Ihm reden, ist nicht von Gott und in ihr ist kein Geist, der den Weg weist. Und selbst der Prophet, der die Menschen nicht dazu auf- gerufen hat, eine lebendige Bindung zu Gott aufzubauen,
31 Sura al-Fātiḥa, Vers 6-7.
sodass sie mit Gott kommunizieren können, der Prophet also, der nicht den Weg der vollkommenen Erlösung ge- zeigt hat, dieser Prophet ist nicht von Gott. Denn der große Sinn des menschlichen Lebens besteht darin, vollkomme- ne Gotteserkenntnis zu erlangen und vollkommene Über- zeugung darüber, von Gott belohnt oder bestraft zu wer- den. Das befreit die Menschen von Sündhaftigkeit.
Wie aber kann man vollkommene Überzeugung von diesem verborgenen Wesen erhalten, solange man nicht
„Ich bin da“ von Ihm hört und solange man nicht klare Zeichen von Ihm erhält? Wie kann man eine vollkommene Überzeugung erhalten?
Logische Beweise können nur bis zu einem bestimm- ten Punkt helfen. Wenn man die Anordnung der Himmel und der Erde betrachtet, so erscheint es vernünftig, dass es einen Herrn über diese Dinge geben muss. Aber es be- weist nicht, dass es tatsächlich einen Herrn gibt oder dass er sichtbar ist oder sein sollte. Der Unterschied zwischen
„ist“ und „sein sollte“ ist enorm. Im ersten Fall wird nur die Notwendigkeit eines Gottes beschrieben. Im zweiten Fall wird bezeugt, dass Er tatsächlich existiert. Zwischen den Religionen dieses Zeitalters gibt es eine große Riva- lität. Der Wahrheitssucher sollte also den eigentlichen Sinn von Religionen nicht vergessen, nicht vergessen, dass nur jene Religion wahr ist, die durch vollkommene Gotteserkenntnis Gott zeigen kann; und die einen auf die Stufe bringt, auf der man mit Gott kommuniziert und die eine spirituelle Stärke und Besonderheit erzeugt, durch die man sich vor dem Untergang durch Sünden schützen
kann. Alle anderen Religionen sind irreführend.
Nun blicken wir auf einige Religionen in diesem Land und fragen uns, ob sie zu vollkommener Gotteserkenntnis führen können und ob in ihren Büchern versprochen wird, dass sie eine Kommunikation mit Gott ermöglichen? Und wenn diese vorhanden sind, ob es jemanden aus der Reli- gion gibt, der in der heutigen Zeit diesen Zustand erreicht hat oder nicht?
Nun, als erstes ist die Religion zu erwähnen, die als Christentum bezeichnet wird. Es sollte verständlich sein, dass wir dazu nicht viel schreiben müssen, denn die Chris- ten haben sich darauf geeinigt, dass nach der Zeit JesuAS keine göttlichen Offenbarungen mehr möglich sind. Und dass dieser Segen Gottes nicht für die Zukunft bestimmt ist, sondern nur in der Vergangenheit erhalten wurde. Es gibt heutzutage keinen Weg, diesen Segen zu erlangen, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts herrscht Hoffnungslosig- keit und das Tor der Wohltätigkeit Gottes ist geschlossen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum für die Erlösung eine neue Idee notwendig war und ein neues Heilmittel vorgeschlagen wurde, welches im Gegensatz zu den Ge- setzen der Welt seltsam, vernunftwidrig, ungerecht und gnadenlos ist. Es heißt, JesusAS habe die Sünden der ge- samten Welt auf sich genommen und durch seinen Kreuz- tod die Menschheit erlöst. Gott habe also seinen einzigen Sohn geopfert, damit die Sünder erlöst werden. Wir je- doch verstehen nicht, wie durch so einen grausamen Tod die Herzen der Menschheit von Sünden bereinigt werden
können? Wie können durch die Ermordung eines Unschul- digen, schon begangene Sünden vergeben werden?
Diese Lehre bedeutet das Ende von Gerechtigkeit und Gnade. Einen Unschuldigen statt eines Schuldigen zu er- greifen widerspricht der Gerechtigkeit, und seinen Sohn auf diese brutale Weise zu ermorden spricht gegen jede Gnade. Durch diese Tat wird überhaupt kein Nutzen er- fahren, denn Erlösung von der Sünde beruht auf Gotte- serkenntnis. Solange also eine Ursache vorhanden ist, wie kann es dann an einer Wirkung mangeln? Immer erfordert eine Ursache die Folge einer Wirkung. Es ist erstaunlich. Was ist das für eine Logik, wenn die Ursache der Sünde, also der Mangel an Gotteserkenntnis, vorhanden ist, doch die Wirkung, also die Begehung von Sünden, getilgt wur- de?
Unsere alltägliche Erfahrung zeigt uns, dass ohne voll- kommene Erkenntnis weder Liebe und Furcht noch eine Wertschätzung entstehen kann. Es ist ersichtlich, dass der Mensch eine Tat begeht oder nicht begeht, weil er sich fürchtet oder Liebe empfindet, doch dies wird nur aus Gründen der Erkenntnis getan. Also, wenn keine Erkennt- nis vorhanden ist, so gibt es auch keine Furcht und keine Liebe.
O ihr Verehrten und Lieben! Hier zwingt uns die Ehr- lichkeit zu der Aussage, dass die Christen keine klaren Anweisungen geben, wie Gotteserkenntnis erlangt wer- den kann. Dass Offenbarungen noch empfangen werden können, wird von vorne herein ausgeschlossen und auch Wunder sind nach JesusAS und seinen Jüngern nicht mehr
möglich. Bleibt also nur noch eine Argumentation auf Grundlage der Vernunft. Doch wenn ein Mensch zu Gott gemacht wird, so versperrt man sich auch diesen Weg. Und wenn nun frühere Wunder in Form von Geschichten erwähnt werden, so kann jeder Atheist behaupten, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen oder teilweise über- trieben sind, denn zu Übertreiben war eine Angewohnheit der Anhänger des Evangeliums. Es heißt an einer Stelle im Evangelium, dass Jesus so viele Dinge gemacht hat, dass sie aufgrund ihrer Vielzahl nicht in diese Welt hineinpass- ten, schriebe man sie auf. Es ist also so, dass diese Dinge ohne das Aufschreiben in die Welt hineingepasst haben, doch wenn man sie aufgeschrieben hätte, so wären sie für die Welt zu viel gewesen? Was ist das für eine Logik und Vernunft? Kann man das verstehen?
Außerdem sind die Wunder von Hadhrat JesusAS nicht größer als die Wunder anderer mosaischer Propheten. Und wenn man die Wunder des Propheten EliaAS mit de- nen von JesusAS vergleicht, so erkennt man, dass EliasAS Wunder größer waren. Also wenn jemand nun durch seine Wunder zu einem Gott werden kann, dann könnten auch alle anderen Propheten eine Gottheit beanspruchen. Und die Aussage, dass Gott JesusAS als Seinen Sohn anrief oder dies in anderen Büchern stehe, ist kein Beweis dafür, dass JesusAS der Sohn Gottes ist.
In der Bibel werden viele Menschen als Sohn Gottes be- zeichnet, einige werden sogar als Gott tituliert, demnach gibt es also keine Veranlassung dafür, gerade den Messias als Gottheit zu verehren. Und wenn es so gewesen wäre,
dass in anderen Schriften der Messias als Gott oder Sohn Gottes bezeichnet wurde, so wäre es Unwissenheit, an diese Schriften wortwörtlich geglaubt zu haben. Denn in Allahs Worten finden sich häufig solche Metaphern. Wenn in der Bibel auch andere neben JesusAS als Sohn Gottes be- zeichnet werden, warum werden sie dann nicht auch als Söhne Gottes akzeptiert und stattdessen von dieser Aus- zeichnung ferngehalten?
Diese vom Christentum dargelegte Idee zur Erlangung von Erlösung ist nicht richtig. Man kann sich durch diese Lehre nicht von Sündhaftigkeit befreien. Das Begehen von Selbstmord, um andere zu erlösen, ist selbst schon eine Sünde. Und ich schwöre bei Allah, dass JesusAS niemals mit seinem Einverständnis gekreuzigt wurde, es waren vielmehr die Juden. JesusAS selbst hat im Garten die ganze Nacht weinend gebetet, um vor der Kreuzigung errettet zu werden. Dann erhörte Allah aufgrund JesuAS Gottesfurcht seine Gebete und errettete ihn vor dem Kreuzestod. Selbst im Evangelium ist es so niedergeschrieben. Also, was ist das für eine falsche Anschuldigung, JesusAS habe mit sei- nem Einverständnis Selbstmord begangen. Des Weiteren widerstrebt es der Vernunft, dass Person A sich einen Stein auf den Kopf schlägt und dadurch die Kopfschmerzen von Person B verschwinden.
Wir akzeptieren, dass Hadhrat JesusAS ein Prophet war und zu jenen vollkommenen Menschen zählte, die Allah selbst gereinigt hat, doch die Worte, die für ihn oder an- dere Propheten in den Büchern erwähnt werden, lassen es nicht zu, dass wir ihn oder andere Propheten zu Gott
machen. Ich habe in diesen Angelegenheiten selbst Erfah- rung, denn Allahs Offenbarungen werden mir zuteil. In diesen werden solche ehrenvolle und respektvolle Wörter verwendet, die nirgends im Evangelium für JesusAS ge- schrieben stehen. Kann ich jetzt sagen, dass ich Gott bin oder der Sohn Gottes?
Bleibt die Lehre des Evangeliums. Meine Ansicht ist, dass eine vollkommene Lehre alle Aspekte der menschli- chen Natur berücksichtigen muss. Und nicht, dass die gan- ze Aufmerksamkeit auf einen Aspekt beschränkt bleibt. Ich sage wahrhaft, dass ich diese vollkommene Lehre nur im Qur’an angefunden habe. In jedem Aspekt berücksich- tigt er Wahrheit und Weisheit.
Zum Beispiel heißt es im Evangelium, wenn dich je- mand auf die Wange schlägt, so halte ihm auch die an- dere hin. Aber der Heilige Qur’an lehrt, dass man nicht immer dieses Gebot befolgen soll, sondern entsprechend der jeweiligen Situation handeln soll. Man sollte also je nach Situation entscheiden, ob Geduld, Bestrafung oder Vergebung angebracht ist. Es ist nun klar, dass nur diese qur‘anische Lehre vollkommen ist, ohne deren Befolgung der Mensch vernichtet wird und das System des Univer- sums durcheinander gerät. Genauso heißt es im Evange- lium, dass man nicht mit sinnlichen Blicken eine fremde Frau anschauen soll. Demgegenüber lehrt der Qur’an, dass man weder mit sinnlichen noch mit nichtsinnlichen Blicken eine fremde Frau anschauen soll. Denn all dies könnte einem zum Stolpern bringen. Wenn es notwendig ist, dann sollte man seine Augen fast verschließen und
nur einen verschwommenen Blick zulassen. Offene Blicke sollte man vermeiden, denn nur so kann eine Reinheit des Herzen ermöglicht werden. Die gegnerischen Gruppierun- gen dieser Zeit werden vielleicht dieses Gebot bekämpfen, denn es herrscht eine Gier nach absoluter Freiheit. Doch die Erfahrung zeigt ganz klar, dass dieses Gebot richtig ist. Freunde! Bequemlichkeit und hemmungslose Blicke haben nie zu positiven Resultaten geführt. Wenn zum Beispiel ein Mann von seinen sinnlichen Begierden nicht gereinigt ist und eine junge Frau auch nicht von ihren sinnlichen Begierden gereinigt ist, und wenn sie sich dann treffen, sich Anschauen und ihnen alle Freiheiten gewährt werden, dann ist es so, als stieße man sie mit eigenen Hän-
den in eine Schlucht.
Im Evangelium heißt es auch, dass ohne Ehebruch die Scheidung nicht erlaubt sei. Der Heilige Qur’an jedoch hat sie unter gewissen Umständen erlaubt. Wenn zum Beispiel Mann und Frau zu Todfeinden werden und das Leben des Einen durch den Anderen in Gefahr ist. Oder wenn die Frau nicht Ehebruch begangen hat, doch die Umstände für Ehebruch erzeugt hat oder sie eine solche Krankheit hat, dass eine weitere Beziehung zum Mann seinen Tod bedeu- ten würde. Oder ein solcher Grund entstanden ist, der in den Augen des Ehemanns eine Scheidung unumgänglich macht. In all diesen Fällen ist es dem Mann erlaubt, die Scheidung einzureichen.
Nun kommen wir wieder zu unserem eigentlichen The- ma zurück und ich sage mit Sicherheit, dass die Christen
für die Erlösung und für die Befreiung von Sünde keinen wahren Weg weisen können. Denn Erlösung hat keine an- dere Bedeutung, als dass der Mensch einen Zustand er- reicht, in dem er nicht mehr den Mut besitzt, Sünden zu begehen. Dass die Liebe zu Allah so sehr fortgeschritten ist, dass seine sinnliche (dem weltlichen zugeneigte) Lie- be nicht Oberhand gewinnen kann. Und es ist klar, dass dieser Zustand ohne Gotteserkenntnis nicht entstehen kann. Wenn wir nun den Qur’an betrachten, so finden wir dort zahlreiche Mittel, mit denen Gotteserkenntnis erlangt werden kann und Gottesfurcht entsteht, so dass wir uns vor Sünden schützen können. Denn wir sehen, wenn man Gott dient, dann kann man mit ihm kommunizieren und es offenbaren sich einem himmlische Zeichen. Der Mensch erhält Wissen über das Verborgene und baut eine feste Bin- dung zu ihm auf und das Herz schlägt für die Vereinigung mit Gott und zieht Gott allem anderen vor und man erlebt, wie Gebete erhört werden.
Wenn wir uns dem Evangelium zuwenden, so finden wir darin für die Befreiung der Sünde nur eine unvernünf- tige Methode, die mit der Ausräumung der Sünde nichts zu tun hat. Es ist verwunderlich, dass Hadhrat JesusAS vie- le menschliche Schwächen offenbarte und keine einzige göttliche Fähigkeit aufwies, die ihn von anderen Sterbli- chen unterschied. Trotzdem glauben die Christen an seine Göttlichkeit.
Wenden wir uns nun der Arya-Religion zu und lassen Sie uns sehen, welche Mittel diese Lehre zur Befreiung von
Sünde bereithält. Man sollte wissen, dass das Buch der Arya, die Veden, von vorneherein ausgeschlossen haben, dass Gott in Zukunft mit den Menschen spricht oder ihnen Seine himmlischen Zeichen offenbart. In den Veden kann man vergeblich danach suchen, dass Gott zu Seinen Men- schen spricht „Ich bin da“ oder Gott die Gebete erhört und diese beantwortet oder durch Zeichen Sein Antlitz zeigt. Stattdessen sagen die Arya, dass dies alles unmöglich sei. Wie auch immer, es ist klar, dass die Furcht oder Liebe zu etwas ohne Ihn „gesehen“ zu haben und ohne vollkomme- ne Erkenntnis – maʿrifat – nicht entstehen kann. Nur durch das Betrachten der Schöpfung kann man keine vollkom- mene Erkenntnis erlangen.
Das ist auch der Grund dafür, dass viele von denjeni- gen, die behaupten, sich vollkommen nach der Vernunft zu richten, einem Atheismus oder Agnostizismus zuge- neigt sind. So kann man auch ohne weiteres Philosophen, die in ihrem Fach eine gewisse Meisterschaft erlangt ha- ben, als die wahren Atheisten bezeichnen. Eine nicht von atheistischen Einflüssen befleckte Vernunft kann uns nur helfen, die Schöpfung zu analysieren, um dann daraus zu schlussfolgern, dass es einen Schöpfer geben muss, doch sie kann uns nicht eine absolute Gewissheit darüber ge- ben, dass Gott wirklich existiert. Es mag sogar sein, dass der alleinige Glaube an die Vernunft zu dem Glauben führt, dass das gesamte Universum aus sich selbst heraus funktioniert, und dass sogar einige Objekte die Fähigkeit besitzen, aus sich selbst heraus schöpferisch tätig zu sein, doch die Vernunft allein kann uns niemals zu einer abso-
luten Gewissheit oder Erkenntnis über Gott führen, kann somit uns nicht dazu führen, Erfahrungen mit Gott zu machen, und somit also auch nicht vollkommene Furcht oder Liebe erzeugen. Durch das Feuer dieser Furcht und Liebe werden alle Sünden verbrannt und die sinnlichen Begierden sterben ab. Und es entsteht eine erleuchtete Ver- änderung, die alle inneren Schwächen und Sünden besei- tigt. Doch da viele Menschen sich um die vollkommene Reinheit, die von aller Sündhaftigkeit befreit, nicht küm- mern, empfinden sie keine Notwendigkeit darin, danach zu streben, sondern wenden sich vorurteilsbeladen ab und versuchen sogar, dagegen anzukämpfen. Der Glaube der Aryas ist sehr bemitleidenswert, da sie nicht nur den Glauben an die Erlangung von Gotteserkenntnis verloren haben, sondern ebenso kein rationales Argument für die Existenz Gottes besitzen. Denn ihrer Ansicht nach ist je- des Teilchen und jede Seele im Universum aus sich selbst heraus entstanden und besteht aus sich selbst, es wurde also von niemandem erschaffen. Welchen Beweis haben sie dann für die Existenz Gottes?
Es erscheint auch sinnlos, Parameshvaras Existenz dadurch zu beweisen, dass man behauptet, Partikel be- nötigen jemanden, der sie verbindet und ihnen eine See- le einhaucht. Denn wenn die Seelen und Teilchen in dem Zustand sind, dass sie in sich selbst bestehen und selbst Götter sind, warum können sie sich dann nicht selbst verbinden und teilen? Keiner wird akzeptieren, dass alle Teilchen und Seelen in ihrer Existenz von niemandem ab- hängig sind, doch nur für ihre Vereinigung und Teilung
eine Kraft von außerhalb benötigen. Diese Ansicht bietet für Atheisten eine große Angriffsfläche, so dass ein Arya schnell zu einem Atheisten werden kann.
Ich bin sehr traurig, dass die Arya Herrschaften in bei- den Aspekten ihrer Lehre einen großen Fehler gemacht haben. Also, dass sie diesen Glauben entwickelt haben, dass Gott nicht der Schöpfer aller Dinge und Quelle jeder Gnade ist, sondern alle Teilchen und ihre Kräfte sowie alle Seelen und ihre Kräfte aus sich selbst entstanden sind und ihre Natur frei ist von Seiner Wohltätigkeit. Denken sie darüber nach, welche Notwendigkeit eines Gottes besteht dann noch? Und warum soll Er anbetungswürdig sein? Und warum wird er als „Sarb-e šaktī“ (jemand, der Kräfte besitzt) bezeichnet? Kann jemand diese Fragen beantwor- ten?
Hoffentlich erreicht mein Mitgefühl ein Herz. Möge je- mand sich in Abgeschiedenheit begeben und über diese Dinge nachdenken. O allmächtiger Gott! Sei gnädig mit diesem Volk, unserem alten Nachbarn. Weise viele ihrer Herzen zur Wahrheit, denn Du bist allmächtig. Amin.
Dies ist der Aspekt der aryanischen Doktrin, in der dem unvergleichlichen Schöpfer eine grobe Ungerechtig- keit widerfahren ist. Der zweite Aspekt betrifft die An- sicht der Arya über die Schöpfung. Ein Aspekt davon ist die Vorstellung der Reinkarnation, also dass Seelen immer wieder in andere Körper wandern und so in die Welt zu- rückkehren werden. Es ist verwunderlich, dass trotz ihres Anspruchs auf Vernünftigkeit, sie der Überzeugung sind, dass Gott so hartherzig ist, dass Er aufgrund einer einzig
begangenen Sünde Seelen immer weiter bestraft, sie im- mer wieder, über Tausende und Millionen von Jahren, in den Kreislauf der Reinkarnation zurückgeworfen werden, obwohl Er doch wissen müsste, dass Er sie nicht erschaf- fen hat und somit kein Recht über sie besitzt. Wäre es nicht angemessener, Er würde sie nur für einige Jahre bestrafen, so wie bei menschlichen Gesetzen auch?
Es ist klar, dass es eine Bedingung für eine lange Strafe ist, dass man über den Bestraften lange ein Recht hat. Doch wenn die Teilchen und Seelen aus sich selbst bestehen, so hat Er ihnen keine Gnade erwiesen, für die er sie nun be- strafen darf, indem Er sie in Zyklen steckt. Nach welchem Recht bestraft Er sie dann solange?
Seht, obwohl Allah im Islam sagt, dass Er jedes Teilchen und jede Seele erschaffen hat und alle Kräfte in ihnen von Ihm sind und durch Ihn erschaffen wurden und nur wegen Seiner Unterstützung leben, heißt es im Heiligen Qur’an:
32 ﴾۸۰۱﴿دُ ۡیرِ ُیامَ ِّللاعَّ َفک
َّبرَ نَّ اِ ؕک
ُّبرَ ءآشام
اَّلا
D.h. sie werden in der Hölle ewig verweilen, doch die- se Ewigkeit sollte nicht mit Gottes Ewigkeit verwechselt werden. Vielmehr steht sie für einen langen Zeitraum, bis Seine Barmherzigkeit einschreitet, denn fürwahr, Er ist der Allmächtige und Ihm beliebt zu tun, was Er will.
Und als Erklärung zu diesem Vers gibt es ein Hadith des
32 Sura Hūd, Vers 108.
Heiligen Propheten MuhammadSAW, in dem es heißt:
اہَ َباوَ ْبَاک
رِّ َحتُ ابَ صّ لامُ یْ سِ َ نوَ دٌ حَ َااہَ یْ فِ سَ ْیَلنامَ زَ مَ َّنہَ ج
یٰلعَ یْ ِتْأَی
D.h. es wird eine Zeit kommen, wenn niemand mehr in der Hölle sein wird. Und Morgenluft wird an den Toren der Hölle rütteln.
Traurig, dass diese Völker Gott als so mürrisch und un- barmherzig darstellen, als nehme Seine Wut niemals ab und Er nach Millionen von Jahren immer noch die Seelen in andere Körper schickt und ihnen nicht vergibt.
Dieser Vorwurf betrifft nicht nur die Arya. Trotz ihres Glaubens, dass Gott Schöpfer aller Dinge ist, glauben auch die Christen, dass wegen einer Sünde ewige Hölle vorge- sehen ist. Hier stellt sich nunmehr die Frage, ob Gottes Ge- schöpfe nicht ein wenig Seiner Barmherzigkeit verdienen, wenngleich Er es doch war, Der sie erschaffen hat. War Er es nicht, der in die Natur der Menschen Schwäche gelegt hat, so dass sie zu sündigen bereit waren, und war Er es nicht, der die Lebensuhr Seiner Geschöpfe aufgedreht hat, so dass sie so lange laufen wie Er – der ewige Uhrmacher – es wünscht? Teilt Er nicht ein wenig die Verantwortung für ihre Sünden? Und kann man es gerecht nennen, dass er Seinen Sohn für drei Tage bestraft, während alle ande- ren für alle Ewigkeit bestraft werden und für immer in der Hölle verbrennen. Fürwahr, das ziemt sich nicht für den Gnädigen, den Barmherzigen. Eigentlich wäre es gerecht, wenn Er Seinen Sohn stärker bestraft hätte, denn dieser
hätte wegen seiner göttlichen Kräfte weit mehr aushalten können als schwache Sterbliche.
Den Christen und den Arya kann also der gleiche Vor- wurf gemacht werden. Genauso wie einigen unwissenden Muslimen. Doch bei den Muslimen ist nicht das Wort Got- tes schuld. Sie sind für diesen Irrglauben genauso selbst verantwortlich wie für ihren Glauben daran, dass Jesu- sAS lebt und in den zweiten Himmel erhoben wurde. Im Qur’an, dem Wort Gottes, steht ganz deutlich, dass JesusAS seit geraumer Zeit verstorben ist, und sich bei jenen befin- det, die bereits gestorben sind. Aber diese Leute erwarten entgegen dem Buch Gottes, dass er wieder körperlich zu- rückkehren wird.
Zurück zum eigentlichen Thema. Der zweite Punkt, der beweist, dass die Lehre der Reinkarnation falsch ist, ist, dass sie im Gegensatz steht zu wahren ethischen und moralischen Werten. Wenn ein Mann eine Frau zur Braut nimmt, wie kann er dann sichergehen, dass die Frau nicht seine Mutter ist oder seine Schwester oder seine Enkelin, die vor ihm gestorben ist? Würde so eine Person nicht den Gesetzen der Veden zuwiderhandeln, wenn er solch eine Ehe einginge?
So eine Gemengelage könnte vermieden werden, wenn jedes Neugeborene eine Liste der Eltern bei sich tragen würde, die es in seinen vergangenen Leben hatte. Doch da Parameshvara etwas dergleichen nicht eingerichtet hat, wäre es dann wirklich ungerechtfertigt zu glauben, dass er selbst ein Interesse daran hat, diese Schlechtigkeit zu
verbreiten? Außerdem verstehen wir nicht, welchen Sinn diese Reinkarnationsvorstellung besitzt?
Alle Erlösung – muktī – liegt in der Gotteserkenntnis – gayān –, deswegen hätte es so sein müssen, dass, wenn ein Kind geboren wird, seine Erkenntnis aus dem vorherigen Leben nicht verloren gehen dürfte. Aber es ist offensicht- lich, dass ein Kind ohne Gotteserkenntnis zur Welt kommt und wie ein verschwenderischer und armer Mensch, der alles verloren hat, der Welt sein Antlitz zeigt. Und auch wenn er tausendmal die Veden gelesen hätte, so hätte er sich trotzdem nicht eine Seite in Erinnerung behalten kön- nen. Aus diesem Grund gibt es keine Möglichkeit durch die Geburtszyklen Erkenntnis zu erlangen, denn das Wis- sen, das man in den einzelnen Leben erlangt, geht immer wieder verloren, sodass es nicht zur Erlösung führen kann. Nicht nur, dass die Seelen keine absolute Gotteser- kenntnis erlangen können – gayān –, um sich Befreiung von Sündhaftigkeit, Erlösung, zu verdienen, nein, laut Lehre der Arya hat eine etwaige Erlösung auch nur für kurze Dauer Bestand, denn ehe sie sich versehen, werden sie ja zurückgeworfen in den Zyklus der Reinkarnation.
Fürwahr, diese Seelen sind vom Unglück verfolgt.
Der zweite Aspekt, der in den Glaubensgrundsät- zen der Arya gegen die Reinigung der Schöpfung Got- tes spricht, ist das Konzept, das neyog genannt wird. Ich schreibe diesen Aspekt nicht den heiligen Veden zu. Mein Herz zittert davor, dies den Veden zuzuschreiben. Soweit mein Wissen reicht, bin ich davon überzeugt, dass die menschliche Natur es niemals zulassen würde, dass ein
Mann seine ehrenwerte Ehefrau zum Beischlaf an einen anderen Mann gibt, nur um von ihr ein Kind zu erhalten. Und dies, obwohl sie noch eine Bindung zu ihrem Mann hat und sich als seine Ehefrau bezeichnet. Ebenso wenig kann ich gutheißen, dass die Ehefrau einwilligt, eine sol- che Tat zu begehen, während ihr Ehemann noch am Leben ist. Der Mensch ist ein Mensch. Sogar einige Tiere haben eine solche Sittlichkeit, dass sie mit ihren Weibchen nicht so umgehen. Ich möchte an dieser Stelle keine Diskussi- on anstoßen, sondern möchte den Arya nur höflich sagen, dass es besser für sie wäre, wenn sie diese Glaubenssätze ablegten. Das Land ist jetzt schon von einem Zustand der Reinheit entfernt, und wenn unter den Männern und Frauen solche Handlungen weiter verbreitet werden, wer weiß, wie dieses Land dann endet.
Zudem nehme ich allen Mut zusammen, um eine wei- tere Sache zu sagen. Auch wenn die Arya in der heutigen Zeit gegenüber den Muslimen Hass empfinden und über den islamischen Glauben empört sind, sollten sie sich bei Gott nicht gänzlich von der Pardah-Tradition33 entfernen, denn das Abwenden von dieser Tradition führt zu Prob- lemen, die sich in der Zukunft offenbaren werden. Jeder intelligente Mensch kann erkennen, dass ein Großteil der Menschen vom nafs-e ʾammāra34 geleitet wird. Der Mensch ist durch seine Leidenschaften so darin gefangen, dass er sich keine Gedanken über die Strafen Gottes macht.
33 Geschlechtertrennung. (Anm. d. Ü.)
34 Die triebgebundene Seele, das triebhafte Ich. (Anm. d. Ü.)
Männer können nicht damit aufhören, junge und schöne Frauen hinterherzuschauen. Genauso gibt es auch viele Frauen, die mit unreinen Herzen fremde Männer ansehen. Wenn diesen mit unreinen Gedanken behafteten Männern und Frauen nun die Freiheit gewährt würde, sich ohne Einschränkungen zu vermischen, dann hätte man hier solche Zustände, wie man sie schon in einigen Gegenden Europas zu sehen bekommt. Ja, wenn diese Menschen tat- sächlich reine Herzen entwickelten und ihre Begierden verschwänden und ihre teuflischen Seelen hinausgelangen würden und sie eine reine Veränderung hervorriefen und das reine Gewand der Gottesfurcht anzögen, dann dürften sie auch tun, was ihnen beliebt. Denn dann wären sie wie Marionetten, die an Seilen hängen, die Gott lenkt. Sie wer- den so sein, als ob sie keine Männer sind und ihre Augen werden davor verschlossen sein, unverheiratete Frauen mit falschen Blicken anzuschauen oder falsche Gedanken in ihren Herzen zu entwickeln.
Liebe Zuhörer, möge Gott selbst euren Herzen offenba- ren, dass diese Zeit noch nicht gekommen ist. Wenn ihr das Pardah-Gebot missachtet, so ist es wie ein giftiger Samen, den ihr im Volk sät. Diese Zeit ist sehr kritisch. Auch wenn noch nie das Pardah-Gebot praktiziert wurde, so müsste es trotzdem in dieser so prekären Zeit, in der die Welt voll von Sünde, Korruption, Ausschweifungen und Alkohol- konsum ist, befolgt werden. Der Atheismus verbreitet sich immer mehr und die Gebote Gottes werden missachtet.
Es herrscht eine Redseligkeit sondergleichen und Vor- träge angefüllt mit Philosophie und Logik werden gehal-
ten, doch die Herzen sind frei von Spiritualität. Es wäre aberwitzig in dieser Zeit unsere armen Lämmer der Gnade von Wölfen auszuliefern.
Freunde, nun steht die Pest an und soweit mir von Gott mitgeteilt, steht uns ein Großteil noch bevor. Es sind ge- fährliche Zeiten. Man weiß nicht, wer bis zum kommenden Mai noch am Leben sein wird, wer sterben wird, welches Haus von diesem Übel betroffen sein wird und welches errettet wird. Also steht auf! Zeigt Reue und erfreut euren Herren mit guten Taten. Und merkt euch, dass die Strafe für glaubensbezogene Sünden nach dem Tod sein wird. Genauso wird auch der Disput zwischen Hindus, Christen und Muslime am Tag des Jüngsten Gerichts entschieden werden. Aber derjenige, der in Unterdrückung, Grausam- keit und Laster jede Grenze überschreitet, wird schon in diesem Leben bestraft und wird vor der Strafe Gottes nicht weglaufen können. Also erlangt schnell das Wohlgefallen eures Herren, bevor der fürchterliche Tag der Pest, vom Heiligen ProphetenSAW prophezeit, kommt. Vertragt euch mit Gott, Der höchst Gnädige, der siebzig Jahre sündhaf- tes Leben durch einen Moment der Reue vergibt. Und sagt nicht, dass Reue nicht angenommen wird. Merkt euch, dass ihr durch eure Taten niemals beschützt werdet. Im- mer schützt die Gnade Gottes und niemals die eigenen Taten.
O mein gnädiger Herr! Schütte Deinen Segen über uns alle aus, da wir Deine Diener sind und uns vor Deinem Reich niederwerfen. Amin.
ZwEitEr tEil dEs Vortrags
O verehrte Zuhörer! Nun möchte ich zu einem meiner Ansprüche, die ich in diesem Land erhoben habe, etwas äußern.
Es ist eine durch Vernunft und Erfahrung bewiese- ne Tatsache, dass, wenn auf der Welt die Dunkelheit der Sünden Oberhand gewinnt, auf der Erde sich jede Art von Unmoral und Unsittlichkeit verbreitet, die Spiritualität abnimmt, die Erde durch Sünden unrein wird, die Liebe zu Allah immer geringer wird und ein giftiger Wind auf der Erde weht, es ist eine erwiesene Tatsache, dass zu die- ser Zeit Gottes Gnade benötigt wird, um die Erde wieder zum Leben zu erwecken. Es ist wie der Wechsel der Ge- zeiten. Im Herbst fallen die Blätter von den Bäumen, Blu- men verwelken, Gemüse wird faul und die Bäume sehen schrecklich aus. Genauso wie ein Patient, der durch Fieber sehr mager und anämisch wird, bis zu dem Punkt, dass auf seinem Gesicht Todeszeichen zu sehen sind. Oder wie die Lepra eines Leprakranken einen soweit führt, dass sei- ne Körperglieder von ihm abfallen. Dann gibt es für die
Der Vortrag von Lahore
Bäume die Zeit des Frühlings. In dieser Zeit nimmt das Aussehen der Bäume eine andere Farbe an und Früchte und Blumen bekommen grüne Blätter. Genauso ergeht es auch der Menschheit. Zeit für Zeit erfahren sie Dunkelheit und Helligkeit. Mal gibt es ein Jahrhundert, das so ist wie der Herbst, in der die menschliche Schönheit abhanden- kommt und mal kommt die Zeit, wenn eine solche Luft vom Himmel strömt, die im Herzen den Frühling erweckt. Seitdem es die Welt gibt, werden die Menschen von diesen Schwankungen begleitet.
Die Zeit, in der wir uns momentan befinden, kann als der Anfang eines Frühlings bezeichnet werden. Im Punjab war es Herbst, als die Sikhs regierten. Unwissenheit zog über das Land und religiöse Bücher waren soweit ver- schwunden, dass sie vielleicht nur noch in einer hochran- gigen Familie zu finden waren. Danach kam die Zeit der britischen Regierung, in der wir so viel Freiheit und Frie- den erfuhren, dass es ungerecht wäre, die dunkelsten Tage der britischen Regierung mit den hellsten der Sikhs zu vergleichen. Diese Zeit ist ausgezeichnet durch materielle und spirituelle Segnungen und der Beginn dieses Früh- lings hält große Versprechungen für die Zukunft bereit. Ja, diese Zeit hat wie eine seltsame Kreatur verschiedene Gesichter. Einige Gesichter sind wegen der fehlenden Got- teserkenntnis und nicht vorhandenen Ehrlichkeit fürch- terlich. Und einige Gesichter sind sehr segensreich und wahrhaftig. Aber es besteht kein Zweifel darin, dass die britische Regierung zum Fortschritt vielfältigen Wissens sehr viel beigetragen hat. Für den Buchdruck sind solche
Zweiter Teil des Vortrags
Mittel und einfache Wege entstanden, die man sich frü- her nicht einmal hätte vorstellen können. Es sind tausende verborgene Bibliotheken in diesem Land zum Vorschein gekommen und innerhalb von wenigen Tagen hat sich der Zustand bezüglich des Wissens so geändert, als wäre ein neues Volk entstanden.
All dies ist geschehen, doch die alltäglichen Handlun- gen haben sich von Tag zu Tag verschlechtert, so dass in ih- ren Herzen sich immer weiter atheistische Gedanken ver- breiteten. An der Gnade der britischen Regierung gibt es keinen Zweifel. So sehr haben sie dem Volk Güte erwiesen und Gerechtigkeit und Frieden geschaffen, dass man dafür kein Beispiel in einer anderen Regierung findet. Doch die Freiheit, die dem Volk zur Erzeugung des Friedens gege- ben wurde, konnte von vielen Leuten nicht verdaut wer- den. Und statt Allah und der Regierung dankbar zu sein, entstand in vielen Herzen Nachlässigkeit und die Anbe- tung von weltlichen Dingen, so als glaube man daran, dass man in dieser Welt für immer verbleibe und keiner einem Güte erwiesen hätte. Übereinstimmend mit dem Gesetz, dass die meisten Sünden in Zeiten des Friedens und der Ruhe begangen werden, können wir feststellen, dass sich in diesem Land die Sünde immer stärker verbreitet, so dass Gefühlslosigkeit und Apathie es in einen gefährlichen Zustand bringen. Ungebildete und ignorante Leute beneh- men sich wie Wilde und begehen schamlose Sünden, wie Diebstahl, Ehebruch und Ermordung von Unschuldigen, während andere Gemüter Laster begehen, die ihrer Na- tur entsprechen. Kneipen werden häufiger aufgesucht als
Der Vortrag von Lahore
andere Geschäfte, unmoralische Berufe nehmen von Tag zu Tag zu und Gotteshäuser dienen nur noch dazu, Ritua- le zu erfüllen. Auf der Erde ist ein gefährlicher Sturm der Sünden ausgebrochen und bei vielen wurde innerer Frie- den und Herzensruhe von sinnlichen Begierden so sehr überwältigt, dass es vergleichbar ist mit einem gewaltigen Fluss, der bei Deichbruch innerhalb einer Nacht alle Dör- fer im Umfeld zerstört. Es besteht kein Zweifel darin, dass auf der Erde eine tiefe Dunkelheit herrscht und eine sol- che Zeit gekommen ist, in der Allah entweder Licht bringt oder die Menschheit vernichtet.
Doch noch sind es tausend Jahre hin bis zur Vernich- tung dieser Erde und all die Innovationen, die zum Beha- gen und Wohlergehen der Menschheit geschaffen wurden, deuten darauf hin, dass es Allahs Wunsch ist, neben der voranschreitenden materiellen Entwicklung gleicherma- ßen eine spirituelle zu forcieren. Die Wahrheit ist, dass der spirituelle Zustand der Menschen stärker verfallen ist als der körperliche. Er hat einen solch gefährlichen Punkt erreicht, an dem die Menschheit zur Zielscheibe Gottes Zorn werden könnte. Jede Sünde ist an ihrem Höhepunkt gelangt und die spirituellen Kräfte sind sehr schwach ge- worden, so sehr, dass das Licht des Glaubens am Erlischen ist. Die menschliche Vernunft müsste erkennen, dass zur Beseitigung dieser Dunkelheit himmlisches Licht notwen- dig ist.
So wie physikalische Dunkelheit seit jeher von himm- lischem Licht erhellt wird, wird auch das Licht, welches die Herzen der Menschen erleuchtet, vom Himmel her-
Zweiter Teil des Vortrags
abgesandt. Seitdem Allah die Menschen erschaffen hat, ist es sein Gesetz, dass er um Einheit unter der Mensch- heit zu schaffen, einen von ihnen mit Seinem Licht segnet, mit ihm spricht, ihm den Trank der vollkommenen Liebe verabreicht und ihm Wissen über Seinen schönsten Weg schenkt. Allah erzeugt in ihm eine solche Leidenschaft, mit der er seine Mitmenschen zu diesem Licht, zur Erkenntnis und Liebe führen kann, so dass sie zu Ihm eine Bindung aufbauen, sich mit Seinem Wesen vereinen, an Seiner Er- kenntnis teilhaben, sich so von Sündhaftigkeit befreien und Fortschritte in Gottesfurcht und Reinheit erzielen.
In Übereinstimmung mit diesem altehrwürdigen Ge- setz hat Allah Seinen Propheten offenbart, dass am Ende des sechsten Jahrtausends nach Adam, in einer Zeit, wenn auf der Erde Dunkelheit verbreitet sein wird, eine Flut der Sünde über das Land hereinbricht und in den Herzen die Liebe zu Allah abgeklungen ist, Allah in einem himmli- schen Menschen, der, gleich Adam, nicht auf materielle Mittel zurückgreift, den Geist der Wahrheit, Liebe und Er- kenntnis einhauchen wird. Dieser Mann wird dann auch Messias genannt, weil Allah sein Herz mit Seiner Liebe salben wird. Der Verheißene Messias, der auch in anderen Gottesbüchern so bezeichnet wird, wird im Kampf gegen den Teufel antreten, so dass der finale Kampf zwischen den Legionen Satans und dem Messias ausgefochten wer- den kann. Zu diesem spirituellen Kampf wird der Teufel mit all seinen Kräften, Kapazitäten und Plänen gewappnet sein. Die Welt wird niemals zuvor einen so heftigen Kampf zwischen dem Guten und Bösen gesehen haben. Dies, weil
Der Vortrag von Lahore
die Möglichkeiten des Teufels einen tödlichen Höhepunkt erreicht haben und ihm alle erdenklichen Mittel, die Men- schen irrezuleiten, zur Verfügung stehen. Dann wird nach einem heftigen Kampf, der, ich betone es noch einmal, ein spiritueller Kampf sein wird, der Messias Gottes obsiegen und die teuflischen Kräfte werden vernichtet. Für eine Dauer von tausend Jahren, auch bezeichnet als „der Siebte Tag“, wird Allahs Erhabenheit, Größe, Reinheit und Ein- heit sich auf der Welt manifestieren, danach wird das Ende der Welt folgen.
Lasst alle wissen, dass ich der Messias bin. Lasst dieje- nigen, die möchten, mich akzeptieren.
An dieser Stelle werden einige Gruppierungen, die nicht an die Existenz Satans glauben, sich fragen, was der Teufel sein soll? Sie sollten wissen, dass im Herzen des Menschen immer zwei Kräfte walten. Eine Kraft treibt zum Guten, die andere zum Schlechten. Laut der islami- schen Scharia wird die Kraft, die zum Guten treibt, den Engeln zugeschrieben, die Kraft zum Bösen dem Teufel. Das bedeutet, dass der Mensch manchmal dem Guten zu- geneigt ist und manches Mal dem Bösen.
Ich denke, dass in dieser Versammlung viele sind, die den Anspruch, dass ich der Verheißene Messias bin und Allah mit mir kommuniziert, ablehnen und mich dafür verachten. Doch ich kann diese Menschen schwerlich ta- deln, denn es ist zu Beginn jeder Prophetenschaft so, dass die Gesandten Gottes Spott ertragen müssen und keine ehrenvolle Zeit erleben. Seht euch das Leben des Prophe- ten und Gesandten an, zu deren Gemeinschaft wir uns mit
Zweiter Teil des Vortrags
Stolz zählen, und mit dessen Gesetz alle anderen Geset- ze abgeschlossen wurden. Seht, wie er in Mekka dreizehn Jahre lang in Einsamkeit, Armut und Hilflosigkeit lebte, durch die Ungläubigen Schmerzen erfuhr und zur Ziel- scheibe für Missachtung und Spott wurde, bis er dann, gewaltsam und unterdrückt, aus Mekka vertrieben wur- de. Konnte jemand wissen, dass er letztendlich zum Imam und Vorbild für Millionen von Menschen werden würde? Es ist das Vorgehen Allahs, dass seine Diener zu Beginn als arm und verflucht angesehen werden und es nur weni- ge gibt, die sie als Gesandten Gottes anerkennen. Es gilt als sicher, dass Propheten von ignoranten Menschen Schmer- zen erfahren und alles Mögliche über sie erzählt wird, sie verspottet und beschimpft werden, bis die Zeit kommt,
wenn Allah ihre Herzen öffnet.
Das ist der Anspruch, den ich erhebe. Allah hat mich gesandt, damit ich die Distanz, die zwischen ihm und sei- nen Geschöpfen entstanden ist, beseitige und Liebe und Aufrichtigkeit etabliere. Dass ich durch das Verkünden der Wahrheit die Kriege zwischen den Religionen beende und den Grundstein für eine Versöhnung lege. Dass ich die religiösen Wahrheiten, die vor dem weltlichen Auge verborgen liegen, enthülle, und die Spiritualität, die unter egoistischen Leidenschaften versunken ist, hervorbringe. Außerdem bin ich gesandt worden, um mit praktischem Beispiel und nicht nur bloßem Gerede zu demonstrieren, wie göttliche Macht im Menschen Einzug erhält und sich durch Gebete und Konzentration manifestiert. Doch zu allererst bin ich gesandt worden, um ein für alle Mal wie-
Der Vortrag von Lahore
der die reine, strahlende, unverfälschte und von jeglichem Götzendienst befreite Einheit Gottes – tauḥīd – zu etablie- ren. All dies wird nicht durch meine Kräfte geschehen, sondern durch die Kräfte Allahs, Der Herr der Himmel und der Erde.
Wie Allah auf der einen Seite meine spirituelle Erzie- hung persönlich vorgenommen hat, mich mit Seinen Of- fenbarungen gesegnet hat, und so in meinem Herzen eine Entschlossenheit erzeugt hat, dass ich für die Reform der Völker eintreten kann, hat Er auf der anderen Seite Her- zen vorbereitet, die bereit sind, an meine Aussagen zu glauben. Seitdem mich Allah auf die Erde gesandt hat, findet auf der Welt eine große Revolution statt. Die Men- schen in Europa und Amerika, die an die Göttlichkeit von Hadhrat JesusAS geglaubt haben, wenden sich nun von selbst von diesem Glauben ab. Viele der Völker, die seit Generationen von Götzenanbeterei betört sind, haben nun verstanden, dass Götzen nichts wert sind. Auch wenn die- se Menschen nichts über Spiritualität wissen und immer noch an bestimmte Rituale verhaftet sind, so besteht kein Zweifel darin, dass sie sich von Unmengen unvernünfti- ger Traditionen, schlechter Angewohnheiten und poly- theistischen Ritualen befreit haben. Sie stehen nun auf der Schwelle zum Tor der Akzeptanz von Gottes Einheit. Ich hoffe, dass Allahs Gnade viele dazu bringt, die Schwelle zu übertreten, um so der wahren und vollkommenen Ein- heit Gottes gewahr zu werden, wodurch ihnen vollkom- mene Liebe, vollkommene Furcht und vollkommene Er- kenntnis gewährt werden würde. Diese Hoffnung ist nicht
Zweiter Teil des Vortrags
nur Wunschdenken, sondern ich habe diese frohe Kunde durch die reine Offenbarung Allahs erhalten.
Gott hat in Seiner Weisheit diese Veränderung hervor- gebracht, so dass die unterschiedlichsten Menschen in die- sem Land zu einer Einheit verschmelzen und Frieden und Harmonie über das Land kommen. Die Hoffnung, dass sich die Religionen zu einer einzigen vereinen, ist in der Tat eine, die von jeder Religion geteilt wird. Die Christen glauben, dass in naher Zukunft die ganze Welt den Glau- ben an Hadhrat JesusAS als Gott annehmen wird. Und die Juden, auch als Israeliten bekannt, hoffen inbrünstig, dass dies die Tage sind, in denen ihr Messias erscheinen wird, um sie zu den Herren der Menschheit zu machen. Ebenso versprechen islamische Prophezeiungen die Ankunft eines Messias, dessen Erscheinen auf das 14. Jahrhundert isla- mischer Zeitrechnung datiert ist. Gewöhnliche Muslime sind der Ansicht, dass die Zeit nah ist, wenn der Islam auf der ganzen Welt verbreitet sein wird. Von einigen hindu- istischen Gelehrten habe ich gehört, dass sie in dieser Zeit die Ankunft eines Propheten erwarten. Sie sagen, dass er der letzte Prophet sein wird, der auf der ganzen Welt ih- ren Glauben verbreiten wird. Und die Arya, auch wenn sie nicht an Prophezeiungen glauben, versuchen wegen des Zeitgeists ihren Glauben in Asien, Europa, Amerika, Japan usw. zu verbreiten. Es ist erstaunlich, dass auch un- ter den Buddhisten dieser Eifer wieder entstanden ist. Und so komisch es auch klingen mag, auch unter den bhangi (Hanfabhängigen) ist die Sorge ausgebrochen, sich vor der Feindschaft anderer Völker zu schützen und ihren Glau-
Der Vortrag von Lahore
ben zu bewahren.
Ein neuer Wind weht über das Land. Alle Gruppie- rungen streben für den Fortschritt ihres Volkes und ihrer Religion und wünschen die Vorherrschaft ihrer Religion auf Kosten aller anderen. So wie bei einem Seesturm eine Welle auf die andere schlägt, bekämpfen sich die verschie- denen Religionen. Hieran erkennt man, dass es die Zeit ist, für die Allah beschlossen hat, dass religiös motivierte Kämpfe beendet werden und sich alle letztendlich in einer Religion vereinen. Über diese stürmische Zeit sagt Allah im Heiligen Qur’an:
35 ﴾۰۰۱﴿اعً مۡ ج
مۡ ُہنٰ عۡ مَ َجَفرِ وۡ صّ لایفِ خَ فِ ُنوَ
In diesem Kontext bedeutet dieser Vers, dass in der Zeit, wenn sich der Kampf zwischen den Religionen verstärkt, sie aufeinander herfallen wie Wellen, die aufeinander stür- zen, und sie bestrebt sind, sich gegenseitig zu vernichten, Allah mit Seinen eigenen Händen und ohne weltliche Ein- flüsse eine Gemeinschaft erwecken wird, in der alle würdi- gen und fähigen Seelen versammelt werden, die verstehen, was Religion bedeutet, denen Leben und wahre Frömmig- keit eingehaucht wird und die den Trank der Gotteser- kenntnis trinken werden. Sicherlich wird diese Welt nicht untergehen, bis die Prophezeiung, die im Qur’an vor 1300 Jahren der Welt kundgetan wurde, nicht in Erfüllung geht. Es wird nicht die einzige in Erfüllung gehende Prophe-
35 Sura al-Kahf, Vers 100.
Zweiter Teil des Vortrags
zeiung der Zeit sein, in der alle Völker unter der Flagge einer Religion vereint sein werden, der Heilige Qur’an erwähnt noch viele andere, wie zum Beispiel das zahlrei- che Bauen von Kanälen, das Bergen von Erdreichtümern, die weithin erfolgte Verbreitung weltlichen Wissens, die Möglichkeiten, massenhaft Literatur zu publizieren, die Erfindung neuer Transportmittel, wodurch Kamele nutz- los erscheinen und die Möglichkeit, sich zu treffen und zu kommunizieren vereinfacht wird, ebenso wie das Ver- breiten von Nachrichten und Informationen. Ein weiteres Zeichen ist, dass in diesen Tagen in demselben Monat Ra- madan eine Mond- und Sonnenfinsternis stattfindet, und dass sich danach die Pest so weit verbreiten wird, dass es keine Stadt geben wird noch ein Dorf, das nicht von der Pest, die viele Opfer fordern wird, betroffen sein wird. Ganze Landstriche werden wie ausgestorben sein, man- che Städte wie leergefegt, andere dagegen bleiben beste- hen, nachdem sie bis zu einem gewissen Grade Not leiden mussten. Es werden die Tage Gottes strenger Strafe sein, denn die Menschen haben die sich in dieser Zeit geoffen- barten Zeichen für den Gesandten Gottes nicht akzeptiert. Sie haben den Propheten Gottes, der für die Besserung der Menschheit gekommen ist, abgelehnt und ihn der Lüge bezichtigt. Alle diese Zeichen haben sich in der heutigen Zeit erfüllt. Für die mit Vernunft Begabten ist es ein klarer und erleuchteter Weg.
Allah hat mich zu dem Zeitpunkt gesandt, wo alle Zei- chen aus dem Qur’an erfüllt worden sind. Bis dato habe ich nur die im Qur’an erwähnten Zeichen genannt, doch
Der Vortrag von Lahore
all diese Zeichen, die für die Zeit des Verheißenen Messias angekündigt worden sind, lassen sich auch in den Aha- dith36 finden.
Ein weiteres Zeichen für die Zeit des Verheißenen Messias, das im Qur’an erwähnt wird, lautet:
37 ﴾۸۴﴿نَ وۡ دُّ عُ َتاَّممِّ ۃٍ نَ سَ ف
ۡلَاَکک
ِّبرَ دَ نۡ ع
امً وۡ َینَّ ا
D.h. „ein Tag für Allah ist wie Tausend Jahre in eurer Wahrnehmung.“
Da eine Woche sieben Tage umfasst, kann aus diesem Vers geschlossen werden, dass die Erde siebentausend Jahre alt wird, die Zählung angefangen bei Adam, dessen Nachkommen wir sind. Wir wissen aus dem Qur’an, dass auch schon vor uns Welten existiert haben, und auch wenn wir nicht wissen, was für Wesen sie beherbergt haben, so scheint es, dass ein Weltzyklus siebentausend Jahre beträgt – und symbolisch stehen dafür die sieben Wochentage, je- der Einzelne steht dann für ein Jahrtausend. Wir wissen nicht, wie viele Perioden die Erde bereits durchlaufen hat und wie viele Adams zu ihrer Zeit die Welt durchlaufen haben, doch da Allah der ewige Schöpfer ist, glauben wir, dass die Erde als solche schon immer existierte und nur in ihren Erscheinungen und Manifestationen variierte.
36 Aussprüche und Taten des Heiligen Propheten MuhammadSAW. (Anm. d. Ü.)
37 Sura al-Ḥaǧǧ, Vers 48.
Zweiter Teil des Vortrags
Bedauernswert wiederum ist, dass die Christen glau- ben, Gott wäre untätig, ehe Er vor sechstausend Jahren Himmel und Erde erschuf. Dies ist eine Ansicht, die kein vernünftiger Mensch akzeptieren kann. Demgegenüber lehrt uns der Heilige Qur’an, dass Allah schon immer der Schöpfer war, Der, wenn es Ihm beliebt, die Erde und den Himmel eine Milliarde Mal vernichten kann, um sie dann wieder zu erneuern. Gott hat uns darüber informiert, dass wir, die menschliche Spezies, von dem Adam abstammen, der nach den vorherigen menschlichen „Spezies“ lebte, und dass diese aktuelle menschliche Spezies siebentau- send Jahre alt werden wird, und dass diese siebentausend Jahre für Gott so sind, wie sieben Tage für uns Menschen. Es ist Gottes Gesetz, dass jede menschliche „Spezies“ sie- bentausend Jahre existieren wird, und um diese Tatsache hervorzuheben, wurden die Wochentage auf sieben festge- legt. Die Zeit der Kinder Adams wird 7000 Jahre andauern, wovon zur Zeit unseres Heiligen Propheten Muhammad- SAW ca. 5000 Jahre vergangen waren oder fünf Tage in Got- tes Zählung. Der Qur’an deutet mit den Buchstaben der Sure Al-Asr zahlenmäßig daraufhin. Als dem Heiligen Propheten MuhammadSAW diese Sura offenbart wurde, war seit Adam genau die Zeit vergangen, wie durch die Buchstabenzahlen der erwähnten Sura erkennbar ist.38 Gemäß dieser Rechnung sind vom Alter der Menschheit
38 Der Redner verweist hier auf das im arabischen Raum wohlbekannte Zählsystem ḥisābu l-ǧumul. In diesem wird jedem arabischen Buchstaben eine Zahl zugewiesen. Die Quersumme aller Buchstaben der Sura al-ʿAṣr ergibt die Zahl 5000. (Anm. d. Ü.)
Der Vortrag von Lahore
heute39 6000 Jahre vergangen und 1000 Jahre verbleiben noch. Im Qur’an und auch in vielen alten Gottesbüchern steht geschrieben, dass der letzte Apostel, der in Form von Adam erscheinen und als Messias bezeichnet wird, am Ende des sechsten Jahrtausends erscheinen wird, genauso wie Adam am Ende des sechsten Tages geboren wurde. All diese Zeichen sollten für eine verständige Person ausrei- chend sein.
Laut Heiligem Qur’an und anderen heiligen Büchern Gottes wurden die siebentausend Jahre folgendermaßen unterteilt: Das erste Jahrtausend galt der Verbreitung von Rechtleitung und Tugend. Das zweite Jahrtausend der Do- minanz des Teufels. Das dritte Jahrtausend wiederum galt der Verbreitung von Rechtleitung und Tugend. Das vierte wiederum der Dominanz des Teufels. Das fünfte Jahrtau- send galt wieder der Verbreitung von Rechtleitung und Tugend; gleichzeitig war dies das Jahrtausend, in dem un- ser Meister und Herr, der Heilige Prophet MuhammadSAW, zur Reformation der Menschheit erschien und der Teufel in Fesseln gebunden war. Das sechste Jahrtausend galt der Befreiung und wiederholten Dominanz des Teufels; die- ses Jahrtausend ging vom dritten bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts islamischer Zeitrechnung. Das siebte Jahr- tausend gilt der Vorherrschaft Gottes und Seines Messias. Tugend, Glaube und Rechtschaffenheit werden verbreitet sein, die Einheit Gottes und Seine Anbetung werden mani- festiert und jede Tugend wird weithin dominieren.
39 1904. (Anm. d. Ü.)
Zweiter Teil des Vortrags
Wir stehen nun am Anfang des siebten Jahrtausends, für einen weiteren Messias gibt es keine Zeit, weil es nur sieben Millennien gibt, die alle schon in gut und böse auf- geteilt wurden. Diese Unterteilung wurde von allen Pro- pheten erwähnt. Einige von ihnen berichteten nur kurz darüber, andere hingegen sehr ausführlich. Detailliert fin- det sich all dies im Heiligen Qur’an wieder, woraus wir die Prophezeiung über den Verheißenen Messias schließen können.
Es ist erwähnenswert, dass alle Propheten in ihren Bü- chern in irgendeiner Weise von der Zeit des Verheißenen Messias und der Verderbnis des Antichristen berichteten. Keine Prophezeiung wurde mit solcher Eindringlichkeit und Häufigkeit erzählt wie die Prophezeiung über den letzten Messias. Doch es gibt immer noch Zweifelnde, die von der Authentizität der Prophezeiung nicht überzeugt sind und verlangen, dass ich aus dem Qur’an Beweise für die Prophezeiung vorbringen soll. Hätten sie ein wenig über diese Thematik und das Wort Gottes nachgedacht, dann hätten sie die Prophezeiung so klar im Qur’an gefun- den, dass keine vernünftige Person sie jemals anzweifeln könnte.
In der Sura at-Taḥrīm zum Beispiel werden einige Indi- viduen aus der umma40 als Ibn-e-Maria41 bezeichnet. Zuerst werden sie mit Maria verglichen, dann wird erwähnt, dass ihnen der Heilige Geist eingehaucht wird. Dies bedeutet,
40 Gemeinschaft der Muslime. (Anm. d. Ü.)
41 Söhne der Maria, was ein spiritueller Rang ist. (Anm. d. Ü.)
Der Vortrag von Lahore
dass, nachdem sie den Status von Maria erlangt haben, sie weiter voranschreiten, bis sie den Status besitzen, Söhne Marias zu sein. Im gleichen Kontext hat mich Gott zuerst Maria genannt, ganz wie es in Barāhīn-e aḥmadiyya nieder- geschrieben ist.
Dort heißt es:
ۃنَّ َجلاک
جُ وۡ زَ وَ ت
ۡنَانک
سامُ َیرْ َمای
„O Maria, Du und deine Freunde, tretet in das Paradies ein.“
قِ دْ صّ لاحِ وْ رُّ نمک
یْ فِ ت
خْ فَ َنمُ َیرْ َماَی
„O Maria, ich habe in dir die Seele der Wahrheit eingehaucht (also metaphorisch so, als ob Maria durch die Wahrheit schwanger wurde).“
Und am Ende heißt es:
یَّ َلاِ ک
عُ فارَ وَ ک
یۡ ّفِ وَ تَ م
یۡ ِّناِ یسٰۤ ۡیعِ ی
„O Jesus, Ich werde dich sterben lassen und dich zu mir erheben.“
An dieser Stelle wurde ich vom Zustand der Maria erho- ben und Jesus genannt. Dadurch wurde ich zum Ibn-e-Ma- ryam (Sohn von Maria), wodurch das Versprechen in der Sura at-Taḥrīm in Erfüllung ging.
Zweiter Teil des Vortrags
Genauso wurde in der Sura an-Nūr erwähnt, dass alle Kalifen aus dieser Gemeinschaft (umma) sein werden, des Weiteren kann man aus dem Qur’an ableiten, dass auf diese Gemeinschaft zwei fürchterliche Zeiten zukommen werden. Erstens die Zeit, wenn der Heilige Prophet Mu- hammadSAW verstirbt und Hadhrat Abu BakrRA zum Kali- fen gewählt wird. Und zweitens die Zeit des Antichristen, damit einhergehend die Ankunft des Verheißenen Messi- as. Um sich vor dem Übel dieser Zeit zu schützen, wurde das Gebet gelehrt:
42 ﴾۷﴿ن
ۡیِّلآضّ لااَلوَ مۡ ِہیۡ َلعَ بِ وۡ ض
غۡ مَ ۡلارِ ۡیغ
„Die nicht (Dein) Missfallen erregt haben und die nicht irregegangen sind.“
Und über diese Zeit gibt es die Prophezeiung in der Sura
an-Nūr:
43 ؕانً مۡ َامۡ ِہفِ وۡ خ
دِ عۡ َبن
مّ مۡ ُہنَّ َلدِّ بَ یُ َلو
In diesem Kontext bedeutet dieser Vers, dass sich der Is- lam in der Endzeit in Aufruhr befinden wird und Gefahr läuft, ausgelöscht zu werden, doch Gott ihn auf der Erde wiederbeleben wird und nach Zeiten großer Furcht für
42 Sura al-Fātiḥa, Vers 7.
43 Sura An-Nūr, Vers 56.
Der Vortrag von Lahore
Ruhe und Frieden sorgt. Dies lässt sich auch aus diesem Vers schließen:
44 هٖ ّلِ ُکنِ ۡیدّ لایَلعَ هٗ رَ ہِ ظۡ یُ ِلقِّ َحلانِ ۡیدِ وَ یدٰ ہُ ۡلاِبهٗ َلوۡ سُ رَ لَ سَ رۡ َایۤ ذِ َّلاوَ ہ
D.h. Gott ist Es, Der Seinen Gesandten schickt, so dass der Islam gegenüber allen anderen Religionen die Oberhand gewinnt.
Dies bezieht sich auf die Zeit des Verheißenen Messias, ge- nauso wie folgender Vers.
45 ﴾۰۱﴿نَ وۡ ظ
فِ حٰ لَ هٗ َلاَّناِ وَ رَ ۡکذِ لاانَ ۡلزَّ َنن
حۡ نَ اَّنا
Gemäß dem Qur’an wird die Zeit des Verheißenen Mes- sias Ähnlichkeiten zu der Zeit Hadhrat Abu BakrsRA auf- weisen. Für jene, die nachdenken, sollte dieser Beweis aus dem Qur’an ausreichen, doch wenn jemandem diese Beweise nicht genügen, dann muss er doch zugeben, dass in der Thora weder eine Prophezeiung über JesusAS noch über den Heiligen Propheten MuhammadSAW zu finden ist. Die Prophezeiungen waren nicht detailliert genug, deswe- gen wurde auch Jesus nicht akzeptiert. Wenn jetzt in der Thora in klaren und unzweideutigen Worten eine Prophe- zeiung über den Heiligen Propheten MuhammadSAW stün-
44 Sura aṣ-Ṣaff, Vers 10.
45 „Wahrlich, Wir, Wir Selbst haben diese Ermahnung hinab gesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.“ Sura al-Ḥiǧr, Vers 10.
Zweiter Teil des Vortrags
de, wenn erwähnt wäre, dass er in Mekka geboren wird, er Muhammad genannt wird, sein Vater Abdullah und sein Großvater Abdul Muttalib heißen werden, und dass er von ismaelitischen Nachkommen stammen wird, nach Medina auswandern müsste und so und so viele Jahre nach Moses geboren wird, so würde niemals ein Jude ihn nicht akzep- tieren. Im Falle JesusAS sahen die Juden sich ja einem noch größeren Dilemma ausgesetzt und man könnte beinahe meinen, es war gerechtfertigt, Jesus nicht zu akzeptieren. Denn in dem Buch Gottes steht die Bedingung, dass der wahre Messias erst erscheinen wird, wenn zuvor EliasAS erschienen ist. Jesus rechtfertigte seinen Anspruch damit, dass er darauf verwies, dass EliasAS nicht körperlich wie- derkommen werde, sondern dass die Wiederkunft Elias metaphorisch zu verstehen sei. Die Juden aber fassten Je- suAS Erklärungen als Verdrehungen der Worte Gottes auf. Sie behaupteten eben, dass sie über die körperliche Rück- kehr von EliasAS unterrichtet wurden und warten seitdem auf die Wiederkunft von ihm. Hieran kann man erkennen, dass Prophezeiungen bezüglich des Erscheinens von Pro- pheten sehr subtil erfolgen, so dass zwischen den Zwei- felnden und Gläubigen unterschieden werden kann.
Überdies, wenn jemand beansprucht, die Wahrheit zu sagen, dann darf es dafür nicht nur einen Beweis ge- ben, sondern mit einem Wahrheitsanspruch muss es sich verhalten wie mit einem Diamanten: So wie er von allen Seiten her erstrahlt, so muss auch der Anspruch in allen Facetten die Wahrhaftigkeit erhellen. Genauso verhält es sich auch mit meinem Anspruch, der Verheißene Messias
Der Vortrag von Lahore
zu sein. Er lässt sich aus allen erdenklichen Blickwinkeln beweisen.
Nehmen wir zum Beispiel meinen Anspruch, der Ver- heißene Messias zu sein und göttliche Offenbarungen zu erhalten. Diese Ansprüche sind mehr als 27 Jahre alt und wurden sogar vor 24 Jahren in Barāhīn-e aḥmadiyya46 ver- öffentlicht. Jeder vernünftige Mensch muss einsehen, dass etwas, das auf ein Lügengebäude aufgebaut ist, niemals so lange Bestand haben kann. Egal, wie groß der Lügner ist, niemand kann so dreist sein und für so eine lange Zeit seine Lügen aufrechterhalten. Gleichermaßen ist es unvor- stellbar, dass eine Person seit 27 Jahren jeden Morgen eine Offenbarung erfindet, diese dann Gott zuschreibt, Gott ihn als verfluchten Menschen ansehen muss, ihm aber trotz- dem zur Seite steht, seiner Gemeinde Fortschritte gewährt und ihn vor jeglichem Übel und vor Verschwörungen, die seine Feinde gegen ihn aushecken, errettet.
Ein weiterer Beweis, der meine Wahrhaftigkeit unter- streicht und verdeutlicht, dass Gott auf meiner Seite ist, be- zieht sich auf eine Prophezeiung jener Zeit, als ich alleine und verlassen war und mich niemand kannte. Ich schrieb an meinem Buch Barāhīn-e aḥmadiyya und nur Allah, Der Kenner des Ungesehenen, war meines Zustandes gewahr. Es war eine Zeit von Isolation und Anonymität, in der Gott mir einige Prophezeiungen über meine Person offenbarte, die ich in Barāhīn-e aḥmadiyya niederschrieb, das seinerzeit auch veröffentlicht wurde. Die Prophezeiung lautete:
46 Das erste weithin bekannte Buch des Verfassers. (Anm. d. Ü.)
Zweiter Teil des Vortrags
نْ َا نَ اَحَف ۔یْ دِ ْیِرفْ َتوَ یْ دِ یْ حِ وْ َت ۃِ َلزِ ْنمَ ِب یْ نِّ مِ تْنَا ۔یْ رِّ سِ کَ رُّ سِ یْ عِ مَ وَ یْ دِ ارَ ُم ت
ْنَا یْ دِ مَ حْ َا اَی
۔نَ طِ اوَ م یْ فِ هُ ّلٰ لا کَ رُ صُ نْ َی ۔قُ ْلَخلْ ا اہَ مُ َلعْ َیالَّ ۃٍ َلزِ ْنمَ ِب یْ نِّ مِ تْنَا ۔سانَّ لا ن
ْیَب فرَ عْ ُتوَ نَ اعَ ُت
لاجَ ر کَ رُ صُ نْ َی ۔امامَ اِ سانّ لِل کَ ُلعاج یْ ِّناِ وَ ۔یْ سِ فْ نَ ِل کَ ُترَ َتخْ اِ ۔یْ ِترَ ضْ ح یف ہٌ یْ جِ وَ تْنَا
رْ عِّ صَ ُت اَلوَ ۔قٍ یْ مِ ع جّ َف لِّ ُک نْ مِ نَ وْ ُتْأَی ۔قٍ یْ مِ ع جّ ٍ َف لِّ ُک نْ مِ کیْ ِتْأَی ۔ءِ آمَ سَّ لا نَ مِّ مْ ِہیْ َلاِ یْ حِ وْ ُن
باَحصْ َا ۔نْیِثرِ اوَ ْلا رٍُ ْیخ تْنَاوَ ادً رْ َف یْ ِنرْ ذَ َت اَل بِّ رَ لْ ُقوَ ۔سانَّ لا نَ مّ مُ ئَ سْ َ ت اَلوَ هِ ّلٰ لا قِ ْلَخل
انَ عْ مِ سَ انَ َّناِ انَ َّبرَ عِ مْ دّ لا نَ مِ ضُ یْ فِ َت مْ ُہنَ یُ عْ َأیرٰ َت ۔ۃِ فَّ صلا باَحصْ َاام کارَ دْ َاامَ وَ ۃِ فَّ صّ لا
هُ ّللا لِ ُق ۔اذَ ہٰ کَ َل یّنٰ َا نَ وْ ُلوْ قُ َی ۔ۃفَ یْ ِلخ ضرْ َاْلا یفِ کَ ُلعاج یْ ّناِ ۔نامَ ْیاِ ْلِل یْ دانَ ُی اًیدانَ م
مْ ُھرْ ذ مَّ ُث هُ ّلٰ لا لِ ُق قٌ اَلتِ خْ اِ اَّلاِ اذَ ہ نْ اِ نَ وْ ُلوْ قُ َیوَ ۔نَ وْ لُ ئَ سْ ُ ی مْ ُھوَ لُ عَ فْ َیاَّمعَ لُ ئَ سْ ُ یاَل بیْ جِ ع
نِ ْیدِّ لا یَلع هٗ رَ ہِ ظْ یُ ِل قِّ َحلْ ا نِ ْیدِ و یدٰ ہُ ْلاِب هٗ َلوْ سُ ر لَ سَ رْ َا یْ ذِ َّلاوَ ہ ۔نَ وْ بُ عَ ْلَی مْ ِہضِ وْ خ یْ ف
مْ َلوْ َلوَ هُ ّللا کمُ صِ عْ َی ۔نَ وْ رُ فاکَ ْلا هَ رِ َکوْ َلوَ هٖ رِ وْ ُن مّ ِتم هُ ّللاوَ هِ ّللا رَ وْ ُن اوـئـفـطْ ُّی نْ َا نَ وْ دُ ْیرِ ُی ۔هٖ ّلِ ُک
زَ ْیمِ َی یتّٰ ح کَ َکرُ ْتیَ ِل هُ ّللا ناَک امَ وَ ۔لَ ِّکوَ تَ مُ ْلا کتُ یْ مَّ س ۔انَ نِ یُ عْ َاِب کَّناِ ۔سانّ لا کمُ صِ عْ َی
ائً یْ ش اوْ ہُ رَ کْ َت نْ َا یسٰ عو ۔نٍ اَف اہَ یْ َلع
نْ م لُّ ُکو نِ اَحبَ ذْ ُت نِ اَتاْ ش
۔بیِّ طَّ لا نَ م ثیْ بِ َخلْ ا
۔نَ وْ مُ َلعْ َتاَلمْ ُتْنَاوَ مُ َلعْ َیهُ ّللاوَ مْ ک
َّلرٌّ شَ وَ ہُ وَّ ائً یْ شَ اوْ بُّ حِ تُ نْ َایسٰ ع
وَ مْ کَّلرٌ ْیخَ وَ ہُ وَ
„O mein Ahmad! Du bist Meine Absicht und du bist mit Mir. Dein Geheimnis ist Mein Geheimnis. Du gehörst zu Mir, so wie meine Einheit und Einzigartigkeit. Die Zeit ist nah, wenn für deine Unterstützung Leute bereitgestellt wer- den und du Berühmtheit erlangen wirst. Die Welt ist sich deiner Stellung in Meinen Augen nicht bewusst. Ich werde dich in jedem Bereich unterstützen. Du hast einen Ehren- platz bei Mir. Ich habe dich für Mich ausgewählt. Ich werde sehr viele Menschen zu deinen Anhängern machen und du wirst deren Imam sein. Ich werde die Herzen der Menschen inspirieren, damit sie dich mit ihrem Eigentum unterstüt-
Der Vortrag von Lahore
zen. Von Weitem sollst du finanziellen Beistand erhalten. Menschen werden von weit her kommen, um dich zu unter- stützen. Du sollst nicht unhöflich zu ihnen sein und nicht erschöpfen ihrer großen Anzahl wegen. Und bete, O mein Herr! Lasse mich nicht allein und keiner ist ein besserer Versorger als Du. Und Allah wird dir Gefährten zur Seite stellen, die so sein werden wie die aṣḥābu ṣ-ṣuffa.47 Und was weiß du schon, wer die aṣḥābu ṣ-ṣuffa sind. Du wirst sehen, dass ihre Tränen fließen werden und sie werden sprechen:
‚O unser Herr! Wir haben die Stimme von jemandem
gehört, der zum Glauben aufruft.‘ Ich werde dich zum Statthalter auf Erden machen. Die Leute werden verächtlich fragen, wie du diesen Rang erlangt hast? Antworte ihnen, mein Gott besitzt erstaunliche Macht. Er muss sich vor nie- mandem für Seine Taten verantworten. Ihr seid es, die für eure Worte Rechenschaft werdet ablegen müssen. Sie werden sagen, dies sei nur Betrug. Antworte ihnen, Allah ist der Schöpfer all dieser Werke und dann lass sie allein in ihrem Leichtsinn.
Gott ist es, Der Seinen Propheten mit Rechtleitung und wahrem Glauben gesandt hat, damit er über alle anderen
47 In der islamischen Terminologie werden die aṣḥābu ṣ-ṣuffa als Gefährten des Heiligen ProphetenSAW bezeichnet, die versucht haben, jede erdenkliche Zeit mit dem Gesandten Gottes zu verbringen. Sie lebten auf dem Gelände der Moschee des Heiligen ProphetenSAW, um ihm so nah wie möglich zu sein. Die aṣḥābu ṣ-ṣuffa waren ca. siebzig an der Zahl, unter denen so bekannte Persönlichkeiten wie Hadhrat Abu HurairaRA, der berühmte Überlieferer zahlreicher Aussprüche und Taten des Heiligen ProphetenSAW, hervorgegangen sind. (Anm. d. Ü.)
Zweiter Teil des Vortrags
Glaubenslehren obsiege. Sie werden bestrebt sein, das Licht zum Erlischen zu bringen, welches Allah in der Welt ver- breiten möchte. Doch Allah wird es vervollkommnen, d. h. Er wird es in all die Herzen tragen, die bereit dafür sind, auch wenn es den Ungläubigen missfällt. Allah wird dich vor ihren Übeltaten bewahren, selbst vor jenen, vor denen dich sonst keiner erretten kann. Ich habe ein Auge auf dich. Dich habe ich „Mutawakkil“ (jemand, der sein Vertrauen in Gott legt) genannt. Gott wird dich niemals verlassen, be- vor er den Unterschied zwischen gut und böse offenkundig gemacht hat. Zwei Ziegen werden geschlachtet werden und jeder, der auf der Erde ist, wird sterben müssen. Das, was du als schlecht erachtest, mag gut für dich sein und das, was du als gut für dich erachtest, mag in Wahrheit schlecht für dich sein. Allah weiß, was gut für dich ist, du weißt es nicht.“
Man sollte wissen, dass in diesen Offenbarungen vier großartige Prophezeiungen enthalten sind.
Allah hat mir in der Zeit, in der ich alleine war, also vor ca. dreißig Jahren, die frohe Botschaft überbracht, dass ich nicht alleine bleiben werde, und dass die Zeit kommen wird, sie ist sogar nah, wenn Menschen in Scharen auf meiner Seite sein werden. Sie werden von Weitem zu mir kommen und es werden so viele sein, dass ich zu erschöpfen beginne und unhöflich zu wer- den drohe, doch dies, so sagt Er, soll ich unterlassen.
Von diesen Menschen werde ich große finanzielle Hil-
fe erhalten. Viele werden bezeugen können, dass ich
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zur Zeit der Niederschrift dieser Prophezeiung in mei- nem Buch Barāhīn-e aḥmadiyya abgeschieden in Qa- dian, einem unbekannten Dorf Indiens, weilte. Doch innerhalb von zehn Jahren suchten mich Scharen von Menschen auf und gewährten mir finanzielle Unter- stützung – wie in der göttlichen Prophezeiung vorher- gesagt. Mittlerweile sind über 200.000 Menschen in meine Gemeinde eingetreten.
Die dritte Prophezeiung dieser Offenbarung lautet, dass Gegner versuchen werden, diese Gemeinde zu vernichten und dieses Licht zu erlöschen, sie jedoch keinen Erfolg darin haben werden.
Für jene, die im Unglauben gefangen sind, gibt es keine Heilung, Tatsache ist jedoch, dass diese Prophezeiungen eindeutig in Erfüllung gegangen sind. Es ist klar, zu einer Zeit, in der eine Person unbekannt und allein ist und es weder Anzeichen dafür gibt, dass sie zum Anführer für tausende Menschen werden wird noch dafür, dass ihr Tau- sende von Rupien48 zur Verfügung gestellt werden, zu je- ner Zeit so etwas zu prophezeien, sprengt die Fähigkeiten menschlicher Vernunft und Vorhersage. Wenn dies mög- lich sein soll, so soll der Name desjenigen genannt werden, der Ähnliches erfahren hat. Gerade wenn die dritte Pro- phezeiung mit einbezogen wird, wird das Unvergleichli- che der Offenbarung deutlich, denn diese besagt ja, dass es Gegner geben wird, die alles daran setzen werden, die
48 Indische Währung. (Anm. d. Ü.)
Zweiter Teil des Vortrags
Erfüllung der Prophezeiungen zu verhindern, doch Gott dafür sorgen wird, dass sie in Erfüllung gehen. Wenn nun alle drei Prophezeiungen zusammen betrachtet werden, so muss eingestanden werden, dass diese Prophezeiungen nicht von Menschenhand sind. Ein Mensch kann ja nicht einmal voraussagen, dass er bis zu einem gewissen Alter leben wird.
Die vierte Prophezeiung verkündet, dass zwei Mitglie- der meiner Gemeinde den Märtyrertod erleiden wer- den. Diese Prophezeiung ist in Erfüllung gegangen als Sheikh Abdul Rahman im Auftrag von Amir Abdul Rahman, dem Herrscher Kabuls, und Sahibzada Ab- dul Lateef Khan nach Anordnung Amir Habeebullahs in Kabul ermordet wurden.
Außer diesen gibt es noch hunderte von Prophezeiungen, die zu ihrer festgelegten Zeit in Erfüllung gegangen sind. Einmal unterrichtete ich Maulawi Hakeem Nuruddin da- rüber, dass ihm ein Sohn geboren wird, auf dessen Körper Abszesse sein werden. Und genau so geschah es auch, ihm wurde ein Sohn geboren, dessen Körper mit Abszessen versehen war. Maulawi Sahib wird an dieser Versamm- lung anwesend sein. Man kann ihn unter Eid fragen, ob dies der Wahrheit entspricht oder nicht.
Ein anderes Mal wurde Abdur Rahim Khan, Sohn von Muhammad Sardar Ali Khan aus Malirkotla, ernsthaft krank, alle Symptome deuteten auf einen baldigen Tod hin, doch ich erhielt eine Offenbarung, in der Allah mir
Der Vortrag von Lahore
mitteilte, dass durch mein Intervenieren dieser Junge ge- heilt wird. Und als ich daraufhin aus tiefstem Mitgefühl für ihn betete, besserte sich sein Zustand, er genas, und kehrte, bildlich gesprochen, zurück zu den Lebenden. Abdullah Khan, ein weiterer Sohn des gleichen Herrn, wurde ebenfalls schwer krank. Er war dem Tod nah, doch auch über seine Heilung wurde ich unterrichtet, so dass er durch meine Gebete Heilung erfuhr.
Es gibt unzählige Zeichen dieser Art, wenn ich alle wie- dergäbe, so würde diese Rede in zehn Tagen nicht enden. Diese Zeichen werden nicht nur von einigen wenigen be- zeugt, nein, Hundertausende können diese bezeugen. In meinem baldig erscheinenden Buch „Nuzūlu l-masīḥ“ habe ich 150 dieser Zeichen unterschiedlicher Art niederge- schrieben. Einige wurden im Himmel sichtbar und eini- ge auf der Erde. Einige bezogen sich auf meine Freunde, andere, die schon in Erfüllung gegangen sind, auf meine Feinde. Es sind Zeichen, die mich betreffen, und Zeichen, die meine Nachkommen zum Thema haben. Und es sind auch Zeichen jener Art, die nur durch einen Feind, ohne mein Zutun, in Erfüllung gegangen sind. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte von Maulawi Ghulam Dastageer. Er hat in seinem Buch Fatah Rahman mich zu einem Ge- betsduell (Mubāhila) herausgefordert und gebetet, dass von uns beiden derjenige von Allah vernichtet werden soll, der ein Lügner ist. Nur wenige Tage nach dem Gebet ist Maulawi Sahib verstorben und hat damit durch seinen Tod meine Wahrhaftigkeit bezeugt. Des Weiteren gibt es Tausende, die durch Träume von Allah erfahren haben,
Zweiter Teil des Vortrags
dass ich wahrhaftig bin.
Alle diese Zeichen sind so offensichtlich, dass jeder- mann, der sie ganzheitlich betrachtet, nicht anders kann, als an sie zu glauben. Trotzdem gibt es zurzeit Gegner, die verlangen, dass ich Beweise aus dem Qur’an vorbringen muss, um meinen Anspruch zu beweisen. Davon abgese- hen, dass ich schon gezeigt habe, dass im Qur’an genü- gend Nachweise enthalten sind, die belegen, dass ich der Messias bin, glaube ich, dass es eine Zumutung ist, solche Bedingungen festzulegen. Um eine Person als wahrhaftig zu akzeptieren, ist es nicht notwendig, dass über ihn kla- re Beweise in irgendeinem himmlischen Buch vorhanden sind. Wenn diese Bedingung notwendig wäre, so könnte man das Prophetentum keines Propheten beweisen.
Um festzustellen, ob der Anspruch auf Prophetenschaft gerechtfertigt ist, benötigt man andere Kriterien; ist für die Zeit ein Prophet notwendig? Ist der Prophet zu der Zeit erschienen, die von den Propheten vergangener Tage pro- phezeit wurde? Wird er von Gott unterstützt oder nicht? Wurden die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, vollständig beantwortet oder nicht? Wenn alle diese Fra- gen zu Gunsten des Infragegestellten beantwortet wer- den, dann glauben wir, dass diese Person wahrhaftig ist, ansonsten nicht. Wenn wir uns die Frage stellen, ob diese Zeit einen Propheten benötigt, so kann mit Überzeugung gesagt werden, dass die Welt sich inbrünstig nach einem himmlischen Reformer sehnt, der den Islam vor interner Spaltung und externen Angriffen bewahrt, die lange ver- loren gegangene Spiritualität wiederbelebt, Gewissheit ge-
Der Vortrag von Lahore
währt und dadurch den Glauben festigt, die Menschheit vor Sündhaftigkeit und Überschreitung bewahrt und die Herzen zu Frömmigkeit und Tugend zieht. Dies zeigt, dass ich in Zeiten der Not gekommen bin und nur diejenigen das ablehnen können, die stark vorurteilsbehaftet sind.
Das zweite Kriterium, das besagt, dass der Anspruch auf Prophetenschaft zu der Zeit erhoben wird, die von den vorherigen Propheten vorhergesagt wurde, wurde auch erfüllt. Die Propheten hatten prophezeit, dass der Verhei- ßene Messias am Ende des sechsten Jahrtausends nach Adam erscheinen wird. Laut Mondkalendar ist das sechste Jahrtausend schon vergangen, nach Sonnenkalendar steht das sechste Jahrtausend kurz vor dem Ende. Davon abge- sehen hat uns der Heilige Prophet MuhammadSAW gesagt, dass zu Beginn jedes Jahrhunderts ein muǧaddid49 erschei- nen wird, der den Glauben reformieren wird. Im 14. Jahr- hundert sind nun 21 Jahre vergangen und wir befinden uns mittlerweile im 22. Ist dies nicht ein Zeichen dafür, dass der muǧaddid bereits erschienen ist?
Die dritte Bedingung, die Unterstützung von Allah, ist auch in Erfüllung gegangen. In diesem Land haben Feinde aus jedem Volk versucht, mich mit allen erdenklichen Mit- teln auszulöschen, doch alle ihre Versuche waren verge- bens. Es gibt keine Religion in diesem Land, die sich nicht damit brüsten kann, alles in ihrer Macht stehende getan zu haben, um mich zu vernichten, doch entgegen ihren Anstrengungen hat Gott mich geehrt und mir tausende
49 Reformer. (Anm. d. Ü.)
Zweiter Teil des Vortrags
Anhänger beschert. Wenn das nicht Allahs Unterstützung ist, was dann? Jeder hat gesehen, wie Anhänger jedweder Gemeinde sich gegen mich erhoben, und wie sie allesamt in ihren Versuchen erfolglos blieben, währenddessen ich Tag für Tag Fortschritte erzielte und meine Gemeinde nun- mehr 200.000 Anhänger zählt. Wenn die verborgene Hand Allahs nicht mit mir wäre und wenn all das nur menschen- gemacht und erfunden wäre, so wäre ich sicherlich von einem dieser Pfeile getroffen worden, wäre längst vernich- tet und niemand wüsste, wo ich begraben läge. Denn der- jenige, der im Namen Allahs Lügen erfindet, macht sich Ihn zum Feind, Der ihn ohne Mühe vernichten kann. Gott hat mich jedoch vor all ihren Verschwörungen bewahrt, genauso wie Er es vor 24 Jahren prophezeit hat.
Es ist unzweifelhaft ein großes Zeichen, dass Allah mir zu jener Zeit, als ich an Barāhīn-e aḥmadiyya schrieb, als ich allein und unbekannt war, die frohe Botschaft überbrach- te, dass Er mir helfen und eine große Gemeinde schenken wird. Und Er diejenigen, die bestrebt sein werden, mich aufzuhalten, zu vernichten gedenke. Man sollte vorurteils- frei und mit reinem Herzen darüber sinnen und feststellen, welch großartige Unterstützung Allahs und welch klares Zeichen es ist. Gibt es unter dem Himmelszelt einen Men- schen oder Teufel, der eine solche Macht besitzt, dass er in Zeiten der Einsamkeit und Anonymität eine solche Pro- phezeiung verkündet, die dann in Erfüllung geht, obwohl vehemente Feindschaft alles daran setzt, die Erfüllung der Prophezeiung zu verhindern?
Der Vortrag von Lahore
Die vierte Bedingung, dass die Vorwürfe, die die Fein- de erhoben haben, vollständig beantwortet werden, wur- de auch eindeutig erfüllt. Der am häufigsten erhobene Vorwurf meiner Opponenten lautet, dass Jesus leibhaftig als der Verheißene Messias erscheinen wird. Ihnen ant- worte ich, dass aus dem Qur’an bewiesen ist, dass JesusAS gestorben ist, und dass er auf keinen Fall in die Welt zu- rückkehren wird.
Allah sagt in Seinen Worten
50 ؕمۡ ِہیۡ َلعَ ب
یۡ قِ رّ لات
ۡنَات
نۡ کُ یۡ نِ تَ یۡ َّفوَ َتامَّ َلَف
Im seinem Kontext bedeutet dieser Vers, dass am Tag des Jüngsten Gerichts Allah JesusAS fragen wird, ob er denn gelehrt habe, dass man ihn und seine Mutter als Gott an- beten soll. Er wird antworten: „O mein Herr! Wenn ich so was gesagt habe, dann weiß Du es, denn Du kennst das Verbor- gene. Ich habe ihnen nur die Dinge gelehrt, die Du mir gesagt hast. Nämlich, dass es nur einen Gott gibt und ich Sein Prophet bin. Ich kannte ihren Zustand nur, bis ich unter ihnen weilte. Als Du mich sterben ließest, wurdest Du der Wächter über sie. Ich weiß nicht, was sie nach mir getan haben.“ Hieraus wird ersichtlich, dass JesusAS antworten wird, dass solange er am Leben war, die Christen nicht irregeleitet waren. Und nachdem er starb, wusste er nicht, wie ihr Zustand sich änderte. Wenn wir nun annehmen, dass JesusAS bis heute am Leben ist, dann müssen wir gleichzeitig glauben, dass die Christen bis heute nicht irregegangen sind und den
50 Sura al-Māʾida, Vers 118.
Zweiter Teil des Vortrags
wahren Glauben leben. Warum sonst hat JesusAS in die- sem Vers seine Unwissenheit nach seinem Tod geäußert und gesagt „O Mein Herr! Als Du mich sterben ließest, ab da wusste ich nicht mehr, was mit meiner Gemeinschaft pas- siert.“ Also wenn wir es als wahr akzeptieren, dass er vor dem Gerichtstag in die Welt zurückkehren und zusammen mit dem Mahdi die Ungläubigen bekämpfen wird, dann würde es bedeuten, dass, Gott bewahre, diese Verse falsch sind. Oder man glaubt daran, dass JesusAS am Gerichtstag Gott belügen wird. Er wird verheimlichen, dass er wieder zur Erde zurück gekehrt war, vierzig Jahre lang gelebt und mit dem Mahdi zusammen die Christen bekämpft hat. Je- der, der an den Qur’an glaubt, müsste durch diesen einen Vers endgültig überzeugt sein, dass die Vorstellung, dass JesusAS vom Himmel steigt, um an der Seite des blutigen Mahdi zu kämpfen, zu verwerfen ist. Ohne jeden Zweifel, derjenige, der einen solchen Glauben besitzt, begibt sich außerhalb der Grundlage des Qur’an.
Nachdem alle Vorwürfe meiner Gegner entkräftet wur-
den, behaupten sie, das letzte Geschütz auffahrend, dass einige meiner Prophezeiungen bisher nicht in Erfüllung gegangen sind, wie zum Beispiel die Prophezeiung, die ich über Atham51 gemacht habe. Ich frage, wo ist Atham jetzt? In dieser Prophezeiung ging es darum, dass derjeni- ge, der lügt, zu Lebzeiten desjenigen, der wahrhaftig ist, sterben soll. Atham ist gestorben, ich aber lebe noch. Fakt ist, dass die Erfüllung dieser Prophezeiung an Bedingun-
51 Ein Gegner des Verfassers. (Anm. d. Ü.)
Der Vortrag von Lahore
gen geknüpft war und solange Atham in Furcht vor dieser Prophezeiung lebte, erfüllte er die Bedingung und erhielt deswegen einige Monate Aufschub. Traurig ist, dass dieje- nigen, die solche Vorwürfe erheben, nicht bedenken, dass die Prophezeiung, die JonasAS machte, nicht in Erfüllung ging, obwohl, und das wird im Buch Jona deutlich, die Er- füllung der Prophezeiung nicht an Bedingungen geknüpft war.
Die Wahrheit ist, dass Prophezeiungen, in denen Bestra- fungen verkündet werden, niemals kategorischer Natur sind, sondern immer geknüpft sind an das Verhalten des Übertreters, der durch Reue, Almosengeben, das Entrich- ten von Opfergaben und sogar Furcht die Strafe hinaus- zögern oder gänzlich verhindern kann. Wenn dies nicht so wäre, dann müssten wir behaupten, dass der Prophet JonasAS kein Prophet war, denn seine Prophezeiung wurde nicht erfüllt. Wenn Gott beabsichtigt, einen Missetäter zu bestrafen, dann kann die Bestrafung durch Opfern, Spen- den und sogar durch die Furcht des Übertreters abgewen- det werden. „Warnungs-Prophezeiungen“ bedeuten, dass Gott den Entschluss gefasst hat, eine Person zu bestrafen und dass Er diesen Entschluss Seinem Propheten offen- bart. Deswegen ist es schwachsinnig zu glauben, dass eine Prophezeiung durch Almosengeben, Spenden und Gebete abgewendet werden kann, wenn sie nicht offenbart wur- de, doch sobald die Offenbarung stattgefunden hat, sie unabwendbar eintreffen wird. Diese Behauptung käme einem Angriff auf jeden Propheten gleich.
Außerdem ist es so, dass einige Prophezeiungen nicht
Zweiter Teil des Vortrags
eindeutig sind und deren Bedeutung sich erst später of- fenbart. Selbst Propheten können Prophezeiungen falsch interpretieren, was nicht verwerflich ist, denn sie sind ja auch nur Menschen. JesusAS prophezeite, dass seine zwölf Jünger im Paradies auf zwölf Thronen sitzen werden. Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit, denn ein Jün- ger wurde zum Apostaten und manövrierte sich damit in die Hölle. JesusAS sagte auch, dass es Menschen seiner Zeit geben würde, die immer noch lebten, wenn er wieder- kehrte, doch dies war nicht in Kraft getreten. Viele weitere Prophezeiungen von JesusAS blieben unerfüllt, weil er sie falsch interpretierte. Wenn nun jemand meinen Prophezei- ungen mit Geduld und Aufrichtigkeit zuhören würde, so würde er feststellen, dass mehr als 100.000 Prophezeiun- gen und Zeichen sich zu meinen Gunsten manifestiert ha- ben. Es ist niederträchtig, wenn tausende Prophezeiungen, die in Erfüllung gegangen sind, ignoriert werden, nur um eine Prophezeiung, die nicht verstanden wird, heranzuzie- hen, und sie als Maßstab der Wahrhaftigkeit herausgestellt wird, um Unruhe zu erzeugen. Ich hoffe, bin mir aber auch sicher, dass, wenn jemand vierzig Tage bei mir verbringt, er Zeuge eines Zeichens sein wird. In der Hoffnung, dass meine Ausführungen für einen Wahrheitssucher genügen, beende ich meinen Vortrag.
52 ادٰ ہُ ْلاعبَ َّتانِ میٰلعَ ماَلسّ لاو
52 Friede sei auf jenem, der dieser Rechtleitung folgt. (Anm. d. Ü.)
anmErkung
Hakim Mirza Mahmood Irani hat mich in einem Brief, der auf den zweiten September 1902 datiert ist, gefragt, was die Bedeutung des folgenden Verses ist:
53 ۃ
ئَ مِ ح
نْیع
یْ فِ ب
رُ غْ َتاہدجو
Zuerst sollte klargestellt werden, dass dieser Vers mannig- faltige Geheimnisse birgt, was es unmöglich macht, sie alle zu behandeln, und dass unter dem offensichtlichen Sinn- gehalt dieses Verses Bedeutungen verborgen liegen, die schwer zu verstehen sind. Die Bedeutung, die Gott mir of- fenbart hat, lautet, dass dieser Vers im Kontext des vorhe- rigen und folgenden auf das Erscheinen des Verheißenen Messias rekurriert und die Zeit seiner Niederkunft näher bestimmt. Zum weiteren Verständnis dieses Sachverhalts sollte gesagt sein, dass der Verheißene Messias auch ḏu l-qarnain genannt wird, weil das arabische Wort qarn für Jahrhundert steht, und in diesem Zusammenhang bedeu- tet es, dass die Geburt und Niederkunft des Verheißenen Messias zwei Jahrhunderte umfasst. Genau dies trifft auf mich zu, denn egal, welcher Kalender herangezogen wird,
53 „...bis er den Ort des Sonnenuntergangs erreichte; er fand sie in einem Quell von schlammigem Wasser untergehen, und nahebei fand er ein Volk. Wir sprachen: ‚O ḏu l-qarnain , entweder strafe oder behandle sie mit Güte.‘“ Sura al-Kahf, Vers 87. (Anm. d. Ü.)
Der Vortrag von Lahore
ob islamischer, christlicher oder hinduistischer, nach je- den, den ich kenne, lebte ich in zwei Jahrhunderten. Meine Geburt und Niederkunft beschränkten sich nicht auf ein Jahrhundert, deswegen und in diesem Sinne bin ich ḏu l- qarnain, der Name, der auch in anderen Schriften für den Verheißenen Messias gebraucht wurde.
Die Bedeutung des restlichen Verses, einer Prophezei- ung, lautet, dass zwei großen Nationen die frohe Botschaft der Ankunft des Verheißenen Messias gegeben wurde. In einer Metapher sagt Gott, der Allmächtige, dass der Ver- heißene Messias, ḏu l-qarnain, auf seiner Reise zwei Natio- nen begegnen wird. Zuerst trifft er auf ein Volk, das sich in der Dunkelheit nahebei einer faul riechenden und unver- träglichen Wasserstelle befindet, dessen Wasser dermaßen mit stinkendem Schlamm vermengt ist, dass es schwer- lich als Wasser bezeichnet werden kann. Diese Metapher bezieht sich auf die in der Dunkelheit befindende Chris- tenheit, die wegen ihrer Untaten die messianische Quelle in einen stinkenden Schlammtümpel verwandelt hat. Im zweiten Teil seiner Reise gelangt der Verheißene Messias, ḏu l-qarnain, zu einem Volk, das vollkommen schutzlos der prallen Sonne ausgeliefert ist, und obwohl sie keiner- lei Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, versengen ihre Körper und verdunkeln sich ihre Häute alleine aufgrund der von der Sonne ausgehenden Hitze. Bei diesem Volk handelt es sich um die Muslime, die trotz der Segnung durch die Son- ne der Göttlichen Einheit – tauḥīd – keinen wirklichen Nut- zen daraus ziehen, sondern sich nur an ihrer Flamme ver- brennen. Anders gesprochen, sie haben wahre Schönheit
Anmerkung
und wahrhaftige moralische Eigenschaften des Glaubens verloren und sich stattdessen an die um sich greifende Bi- gotterie, Bosheit und Barbarei beteiligt.
Gott, Der Allmächtige, hat also zu erkennen gegeben, dass der Verheißene Messias, auch ḏu l-qarnain genannt, erscheinen wird, wenn die Christenheit sich in der Dun- kelheit befinden wird und stinkender Schlamm, arabisch hama´, ihre Quelle sein wird. Zu jener Zeit werden die Muslime wiederum nur einen oberflächlichen Glauben an die Einheit Gottes besitzen. Sie werden geplagt sein von der sengenden Hitze der Bigotterie und Barbarei und alle Spiritualität wird ihnen abhold sein.
Der Verheißene Messias, ḏu l-qarnain , wird daraufhin zu einem dritten Volk gelangen, zu einer Nation, die an der Herrschaft von Gog und Magog leiden wird. Dieses Volk, tief religiös und fromm, wird von ḏu l-qarnain, dem Verheißenen Messias, Hilfe ersuchen gegen die Attacken von Gog und Magog. Der Messias wird daraufhin einen strahlend hellen Schutzwall für sie errichten, d. h. er wird ihnen überzeugende, starke Argumente zur Unterstüt- zung des Islam lehren, so dass schlussendlich die Angriffe von Gog und Magog abgewendet werden können. Er wird ihre Tränen abwischen, sie in jeder Form unterstützen und ihr beistehen. Das ist das Volk, das mich anerkennt.
Dies ist eine große Prophezeiung über meine Nieder- kunft, meine Zeit und meine Gemeinde, gesegnet derjeni- ge, der diese Prophezeiung mit Sorgfalt liest. Im Heiligen Qur’an befinden sich viele Prophezeiungen solcher Art, Erzählungen von Personen vergangener Tage, deren Sinn
Der Vortrag von Lahore
jedoch darin liegt, über zukünftige Ereignisse zu berich- ten. Die Sura Yusuf zum Beispiel ist auf der Oberflächene- bene eine einfache Geschichte über den Propheten Josef, enthält jedoch auch eine versteckte Prophezeiung, die ver- heißt, dass es den Quraisch54 genauso ergehen wird wie Josefs Brüdern, die ja zunächst den Propheten unterdrück- ten, nur um später von ihm beherrscht zu werden. Ebenso erging es den Quraisch, die zunächst den Heiligen Prophe- tenSAW ablehnten und aus Mekka verbannten, bis derjeni- ge, der abgelehnt wurde, zu ihrem Anführer wurde.
Obwohl der Heilige Qur’an wiederholt Prophezeiun- gen über den Verheißenen Messias, über mich, beinhaltet, behaupten immer noch jene, die es an spiritueller Einsicht missen lassen, dass der Verheißene Messias im Heiligen Buch nicht erwähnt wird. Diese Leute ähneln frappierend den Christen, die bis zum heutigen Tage behaupten, dass die Bibel keine Prophezeiung über den Heiligen Prophe- tenSAW enthält.
55
Verfasser: Mirza Ghulam Ahmad von Qadian
54 Herrschender Stamm Mekkas als auch Familienstamm des Heiligen Propheten MuhammadSAW. (Anm. d. Ü.)
55 Ihre Augen und Ohren sind geöffnet und ihr Verstand ist scharf / Doch bin ich erstaunt, sie werden Gott nicht gewahr, / Sie spannen ihren Bogen mit einer Menge Pfeile / Die Beute ist nah, doch sie zielen in die Weite. (Anm. d. Ü.)
Abdul Mutlib 85 Abdur Rahim Khan 91 Abu Bakr 83
Abu Huraira 88
Adam 71, 78, 79, 80, 94
Agnostizismus 56
Ahadith 122, 127
Ahmad 6, 12
Ahmadiyya 86, 90, 95
Allah 24, 26, 29, 35, 38, 39, 40,
44, 45, 46, 47, 52, 54, 59,
67, 69, 70, 71, 72, 73, 74,
76, 78, 79, 86, 88, 89, 91,
92, 94, 95, 96
Amerika 74, 75
Amir Abdul Rehman 91 Amir Habeebullahs 91
Antichristen 81, 83
Apathie 69
Arya 55, 57, 58, 60, 62, 63, 75
Ashabul Suffa 88
Atham 97
Atheismus 25, 56, 64
Barmherzigkeit 59, 60, 120
Befreiung 25, 28, 54, 55, 62, 80
Begierde 41
Belohnung 30, 36
Besitz 40
Bestrafung 30, 36, 53, 98
bhangi 75
Bibel 51, 104
Brahin-e-Ahmadiyya 82, 86
Christentum 49, 52
Demut 24
Dhul-Qarnän 101, 102, 103
Diamant 26
Diebstahl 69
Diesseits 40
Ehe 61
Ehebruch 54, 69
Ehefrau 62
Ehrfurcht 129
Ehrlichkeit 24, 50, 68
Einheit 34, 71, 72, 74, 75, 80, 87,
102, 103
Ein-ul-Yaqeen 39
Eliasas 51, 85
Endzeit 83
Engel 46, 133
Erde 31, 48, 67, 70, 71, 74, 75,
78, 79, 83, 89, 92, 97
Erfahrung 50, 52, 54, 67
Erkenntnis 25, 26, 27, 28, 29, 38,
39, 50, 56, 61, 62, 71, 74
Erlösung 11, 26, 28, 29, 47, 49,
50, 52, 54, 61, 62
Europa 74, 75
Evangelium 51, 52, 53, 54, 55
Fatah Rehman 92
Feuer 26, 28, 31, 33, 39, 41, 56
Freiheit 53, 63, 68
Frieden 68, 69, 70, 75, 84, 119
Furcht 25, 26, 28, 29, 30, 40, 50,
56, 74, 83, 98
gayan 61, 62
Gebet 43, 46, 47, 83, 92
Gebot 53, 54, 64
Geduld 24, 53, 99
Gemeinde 127
Gerechtigkeit 23, 24, 35, 49, 69
Gesetz 27, 69, 71, 73, 79
Gewissheit 39, 56, 93
Gier 53
Gift 26, 27
Glaube 27, 28, 46, 56, 57, 80
Glückseligkeit 25
Gnade 24, 31, 49, 50, 58, 59, 64,
65, 67, 69, 74
Gog und Magog 103
Gott 11, 15, 23, 24, 25, 26, 28, 29,
30, 31, 32, 33, 34, 35, 36,
38, 39, 41, 42, 44, 45, 46,
47, 48, 49, 50, 51, 52, 55,
56, 58, 60, 63, 64, 65, 75,
79, 82, 83, 84, 86, 88, 89,
91, 93, 94, 95, 96, 97, 98,
101, 102, 103, 104
Gotteserkenntnis 26, 28, 47, 48,
50, 55, 57, 61, 62, 68, 76
Gottesfurcht 24, 52, 55, 64, 71
Gottlosigkeit 24
Güte 30, 31, 69, 101
Hadith 59, 78
hama 103
Haq-ul-Yaqeen 39
Hass 23, 63
Heilige Geist 81
Heilung 90, 92
Herz 44, 47, 55, 58, 62, 71
Himmel 31, 33, 42, 48, 61, 68,
70, 74, 79, 92, 97
Himmelfahrt 129
Hissabul Jummul 79
Hochmut 32
Hölle 25, 26, 38, 39, 47, 59, 60,
99
Honig 26
Ibn-e-Maria 82
Ilm-ul-Yaqeen 39
Imam 73, 87
Indien 127, 130
Ingwer 42
Islam 5, 6, 29, 30, 44, 46, 59, 75,
83, 84, 93, 103
Jenseits 32, 45
Jesus 130
Jonasas 98
Josef 104
Jude 85
Jünger 99
kafur 41
Kampfer 41
Klasse 38
Kreuz 29, 49
Kreuzestod 52
Kreuzigung 52
Lehre 32, 49, 52, 53, 55, 57, 61,
62
Leidenschaft 71
Licht 24, 31, 34, 44, 45, 70, 89, 90
Liebe 24, 25, 26, 28, 29, 30, 32,
35, 39, 41, 42, 44, 47, 50,
54, 55, 56, 64, 67, 71, 73,
74
Literatur 77
Logik 27, 50, 51, 64
Löwe 28
Mutawakkil 89
Nachrede 37
Nafs-e-Ammara 63
Nationalität 38
Natur 29, 30, 53, 58, 60, 62, 69,
98
Nazool-ul-Masih 92
neyog 62
M
Macht 30, 73, 88, 94, 95
Mahdi 97
Malirkotla 91
Maria 81, 82
ma´rifat 26, 56
Maulvi Hakeem Nooruddin 91 Maulwi Ghulam Dastageer 92 Medina 123
Mekka 73, 85, 104, 123
Messias 5, 15, 19, 51, 71, 72, 75,
78, 80, 81, 83, 84, 85, 86,
93, 94, 96, 101, 102, 103,
104
Millennium 80, 94
Mitgefühl 25, 35, 58, 92
Mondkalendar 94
Mond- und Sonnenfinsternis 77 Mubahila 92
Muhammad 59, 83, 85, 91, 123
Mujaddid 94
mukti 61
Muslim 127, 128, 137
Muslime 60, 65, 75, 102, 103
Offenbarung 75, 86, 90, 91, 98
Offenbarungen 24, 49, 50, 52,
74, 86, 89
Opfer 29, 30, 44, 77
Paradies 40, 45, 46, 82, 99
Parameshvara 24, 61
Pardah 63, 64
Pardah-Gebot 64
Pest 28, 64, 65, 77
Philosophie 64
Prophet 47, 52, 59, 75, 80, 83, 93,
94, 96, 98
Propheten 119, 120
Prophezeiung 76, 81, 83, 84, 86,
90, 91, 95, 97, 98, 99, 102,
103, 104
Prophezeiungen 75, 84, 85, 86,
89, 90, 91, 97, 98, 99, 104
Qadian 90, 99, 104
qarn 101
Quraischs 104
Qur’an 119
Rauch 39
Rechtschaffenheit 30, 38, 80
Reform 74
Reformer 93
Regierung 23, 68
Reichtum 40
Reinheit 24, 25, 53, 57, 63, 71, 72
Reinkarnation 58, 61, 62
Religion 24, 45, 46, 47, 48, 49,
55, 75, 76, 94
Religionen 11, 15, 23, 24, 25, 48,
73, 75, 76, 84
Reue 65, 98
Sahibzada Abdul Lateef Khan 91
salsabil 42
Sarbe Shakti 58
Scharia 29, 72, 123
Scheidung 54
Schlange 26
Schönheit 25, 30, 68, 102
Schöpfer 25, 56, 58, 60, 78, 79,
88
Schöpfung 24, 30, 56, 58, 62
Schwelle 29, 33, 74
Seele 24, 29, 31, 57, 59, 82
Seelenfrieden 25
Selbstmord 52
Sharia 29
Sheikh Abdul Rehman 91 Shirk 33
Sittlichkeit 63
Sohn 34, 49, 51, 53, 60, 82, 91, 92
Sonnenkalendar 94
Spiritualität 24, 64, 67, 73, 74,
93, 103
Strafe 39, 59, 65, 77, 98
Sühneopfer 29
Sünde 29, 50, 52, 54, 55, 58, 60,
64, 69, 70, 71
Sündhaftigkeit 25, 40, 42, 48,
52, 57, 62, 71, 94
Tag der Abrechnung 40
Tag des Jüngsten Gerichts 65 Tauhid 74, 102
Teufel 71, 72, 80, 95
Thora 84
Tod 26, 27, 40, 44, 46, 47, 49, 54,
65, 91, 92, 97
Träume 92
Trost 39
Tugend 80
Überzeugung 29, 39, 48, 58, 93
Uhrmacher 60
umma 81, 83
Unglück 46, 62
Urdu 6
Veden 11, 55, 61, 62
Vergebung 36, 53
Vergeltung 36
Vernunft 50, 51, 52, 56, 67, 70,
77, 90
Versöhnung 73
Wahrheit 23, 33, 46, 51, 53, 58,
70, 71, 73, 82, 85, 89, 91,
98, 99
Weisheit 36, 53, 75
Welt 24, 25, 31, 32, 38, 40, 41, 42,
45, 49, 51, 58, 62, 64, 67,
68, 69, 71, 74, 75, 76, 78,
87, 89, 93, 96, 97
Wissen 26, 33, 34, 39, 55, 62, 71
Wonne 44
Wunder 50, 51
zanzabil 42
Zeichen 25, 48, 55, 77, 78, 80, 92,
93, 94, 95, 99
Zorn 70
Zunge 44
Zurschaustellung 32
Die Verszählung des Heiligen Qur’an:
Der Heilige Qur’an beinhaltet 114 Suren, die jeweils aus einer unterschiedlichen Anzahl an Versen bestehen. Jede Sure, mit Ausnahme der neunten Sure, fängt mit der Eröffnungsformel, der tasmiya beziehungsweise basmala (bi-smillāhi r-raḥmāni r-raḥīm – Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen) an. In den Ausgaben des Heiligen Qur’an, die von der Ahma- diyya Muslim Jamaat veröffentlicht werden, wird diese Eröff- nungsformel immer als erster Vers der jeweiligen Sure gezählt. Andere Ausgaben berücksichtigen die basmala bei der Verszäh- lung nicht, weshalb sich die Versangaben um einen Vers ver- schieben.
Im islamischen Sprachgebrauch werden hinter den Namen be- stimmter Personen, denen Gott eine besondere Stellung gegeben hat, verschiedene Segensgebete (Eulogien) gesprochen. Folgen- de Abkürzungen wurden verwendet, deren vollständige Form im Arabischen (in deutscher Transliteration) ebenfalls im Folgen- den angegeben wird:
SAW ṣallallāhu ‘alaihi wa-sallam (taṣliya genannt) – Bedeu- tung: „Frieden und Segnungen Allahs seien auf ihm“ – wird nach dem Namen des Heiligen Propheten MuhammadSAW gesprochen.
AS ‘alaihi s-salām (taslīm genannt) – Bedeutung: „Friede sei auf ihm“ – wird nach dem Namen aller anderen Propheten gesprochen.
RA raḍiyallāhu ‘anhu / ‘anhā / ‘anhum – (tarḍiya genannt)
Bedeutung: „Möge Allah Wohlgefallen an ihm/ihr/ihnen hben“
wird nach den Namen der Gefährten des Heiligen Propheten MuhammadSAW oder des Verheißenen MessiasAS gesprochen.
RH raḥmatullāhi ‘alaih / raḥimahullāh – Bedeutung: „Möge Allah ihm Barmherzigkeit erweisen“ – wird nach den Namen von bereits verstorbenen besonderen rechtschaffenen Menschen gesprochen, die aber keine Gefährten des Heiligen Propheten MuhammadSAW oder des Verheißenen MessiasAS waren.
ABA ayyadahullāhu ta‘ālā bi-naṣrihi l-‘azīz – Bedeutung:
„Möge Allah sein Helfer sein und ihn mit Seiner Kraft unterstüt- zen“ – wird nach dem Namen des Kalifen der Zeit gesprochen.
Begriffserklärung Hadhrat: Ein Ausdruck des Respekts, wel- cher für eine Person von bewährter Rechtschaffenheit und Fröm- migkeit verwendet wird.
In diesem Buch verwendete Umschrift
Die Umschrift der arabischen Wörter und Namen folgt dem von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) empfoh- lenem Transkriptionssystem (lautgerechte Wiedergabe).
Bei der Umschrift in diesem Buch, die der folgenden Tabelle folgt, wurde darauf Wert gelegt, dass die Aussprache des Ori- ginals möglichst erhalten bleibt und eine einfache Lesbarkeit gewährleistet wird. Insofern ergeben sich hier und da einige Un- terschiede zu der in der Fachliteratur verwendeten Translitera- tion, bei der jedem Buchstaben ein Symbol entspricht, so dass
die Umschrift eine vollständige Rekonstruktion des Originals möglich macht.
Arabisch | DMG | Beschreibung | Lautschrift |
ا | ʾ / a | in der Kehle gebildeter schwacher Explosionslaut, wie im deutschen vor jedem anlautenden Vokal gesprochen Kurzer Vokal a | [ʔ] [ʔ̴] [a] |
ﺏ | b | Konsonant b | [b] |
ﺕ | t | Konsonant t | [t] |
ﺙ | ṯ | stimmloses englisches th | [θ] |
ﺝ | ǧ | stimmhaftes dsch | [ʤ] |
ﺡ | ḥ | scharfes, ganz hinten in der Kehle gesprochenes h | [ħ] |
ﺥ | ḫ | raues ch wie in Bach | [χ] |
ﺩ | d | an den Zähnen gebildeter Konsonant d | [d] |
ﺫ | ḏ | stimmhaftes englisches th | [ð] |
ﺭ | r | stimmhaftes, gerolltes Zungespitzen-r | [r] |
ﺯ | z | stimmhaftes s | [z] |
ﺱ | s | stimmloses s | [s] |
ﺵ | š | stimmloses sch | [ʃ] |
ﺹ | ṣ | breites stimmloses s | [sˁ] |
ﺽ | ḍ | ein etwas dumpf klingendes stimmhaftes d | [dˁ] |
ﻁ | ṭ | dumpfes t ohne folgenden Hauchlaut | [tˁ] |
ﻅ | ẓ | dumpfes, stimmhaftes s | [zˁ] |
ﻉ | ʿ | ungewöhnlich gepresster, ganz weit hinten gebildeter a-haltiger Kehllaut | [ʕ] |
ﻍ | ġ | ein erweichter, dem Gaumen-r ähnlicher Buchstabe (wie das r in Rauch) | [ɣ] |
ﻑ | f | Konsonant f | [f] |
ﻕ | q | ein hinten am Gaumensegel gesprochenes k ohne folgenden Hauchlaut | [q] |
ک | k | Konsonant k | [k] |
ﻝ | L | Konsonant l, außer in Allah | [l] |
ﻡ | m | Konsonant m | [m] |
ﻥ | n | Konsonant n | [n] |
ﻩ | h | kräftig artikulierter Konsonant h | [h] |
و | w/u | Konsonant w Kurzer Vokal u | [w] [u] |
ي | y/i | Konsonant j Kurzer Vokal i | [j] [i] |
Kurzvokale werden als a, i, u geschrieben, Langvokale als ā, ī, ū.
Folgende Wörter unterliegen entweder konventionsmäßig oder der Lesbarkeit halber nicht oder nur bedingt den DMG Um- schriftregeln. Eigennamen werden in der Regel nicht translite- riert:
Unsere Konvention | DMG |
Abu Bakr | abū bakr |
Ahadith | aḥādīṯ |
Ahmadiyya | aḥmadiyya |
Ali | ʿalī |
Allah | allāh |
Amin | āmīn |
Dschihad | ǧihād |
Fatwa | fatwā |
Hadhrat | ḥaḍrat |
Hadith | ḥadīṯ |
Hadsch | ḥaǧǧ |
Hafis | ḥāfiẓ |
Hidschra | hiǧra |
Hudhur | ḥuḍūr |
Imam | Imām |
Inshallah | inšāʾallāh |
Islam | islām |
Jalsa Gah | ǧalsa gāh |
Jalsa Salana | ǧalsa sālāna |
Jamaat | ǧamāʿah |
Kalif / Khalifa | ḫalīfa |
Khutba | ḫuṭba |
Kalifat / Khilafat | ḫilāfa |
Khadija | ḫadīǧa |
Khalifat-ul-Masih | ḫalīfatu l-masīḥ |
Majlis-e Mushawarat | maǧlis-e mušāwarat |
Majlis-e Shura | maǧlis-e šūrā |
Medina | madīna |
Mekka | makka |
Moschee | masǧid |
Muhammad | muḥammad |
Nikah | nikāḥ |
Qurʾan | qurʾān |
Quraisch | quraiš |
Ramadan | ramaḍān |
Rūḥānī ḫazāʾin | rūḥānī ḫazāʾin |
Scharia | šarīʿa |
Sūra | sūra |
Usman | ʿuṯmān |
Umar | ʿumar |
Zakat | zakat |
Der Verheißene Messias und Mahdi des Islam, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad von QadianAS (1835-1908)
Zum Autor
Der Verheißene Messias und Mahdias, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, wurde 1835 in Qadian (Indien) geboren und widme- te sein Leben dem Studium des Heiligen Koran, dem Gebet und der Hingabe zu Gott. Als er bemerkte, dass der Islam von allen Seiten mit haltlosen Vorwürfen angegriffen wurde und die Muslime nicht in der Lage waren, darauf zu reagie- ren, verteidigte er als Imam und Stimme der Zeit den Islam und stellte die unverfälschten Lehren des Islam in ihrer Ur- sprünglichkeit wieder dar.
In seinem umfangreichen Gesamtwerk an Schriften, Vorle- sungen, Reden und religiösen Diskursen etc., erörtert er, dass der Islam den einzigen lebendigen Glauben darstellt, durch dessen Befolgung der Mensch eine tiefgehende Beziehung zu seinem Schöpfer herstellen kann.
Er erklärt, dass Gott ihn gemäß der Prophezeiungen in der Bibel, im Heiligen Koran und in den Überlieferungen des Heiligen Prophetensaw des Islam (Ahadith) zum Messias und Mahdi ernannt hat. 1889 begann er, Mitglieder in seine Ge- meinde, die Ahmadiyya Muslim Jamaat, aufzunehmen, die mittlerweile in über 206 Ländern verbreitet ist und mehrere zehn Millionen Mitglieder umfasst. Er schrieb mehr als 80 Bü- cher in Urdu, Arabisch und Persisch.
Nach dem Tod des Verheißenen Messiasas im Jahre 1908 traten Kalifen seine Nachfolge an, um seine Aufgaben fort- zuführen. Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, Khalifatul Masih Vaba, ist das derzeitige Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Ja- maat und der fünfte Nachfolger des Verheißenen Messiasas.
Zum Autor
Hintergrund
In allen großen Religionen gibt es Prophezeiungen über das Erscheinen eines großen Propheten und Reformers, der zu der Zeit erscheinen würde, wenn die Welt von Egoismus und Unglauben geprägt sein würde. So hat auch Jesusas sei- ne Wiederkehr angekündigt und Zeichen für dieses Ereignis genannt.
Im Christentum wird dies Parusie (griech. Ankunft) ge- nannt. Der Heilige Prophet Muhammadsaw hat ebenfalls eine Vielzahl von Prophezeiungen überliefert, in denen von der Wiederkunft Jesusas und dem Auftreten des Imam Mahdi die Rede ist.
Indes bestehen über die Art und Weise, wie diese Prophe- zeiungen eintreten werden, bei Christen und Muslimen ver- schiedenartige Anschauungen. Orthodoxe Muslime glauben, Jesusas sei lebendig in den Himmel aufgefahren und befinde sich dort körperlich im Paradies an Gottes Seite, und eines Tages wird er herabsteigen und die Welt der Ungläubigen mit Waffengewalt besiegen.
Wiederkunft von JesusAS
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat hingegen sagt, dass ein sol- ches Denken der Weisheit Gottes widerspricht. Es ist unsin- nig anzunehmen, Jesusas befinde sich mit seinem Körper aus Fleisch und Blut in einem Paradies über den Wolken, wo er täglich Nahrung zu sich nehmen muss und anderen Verrich- tungen unterliegt, denen ein Mensch aufgrund seiner körper-
Zum Autor
lichen Beschaffenheit nachgehen muss.
Das Paradies, so ist aus den heiligen Schriften der Mensch- heit zu entnehmen, ist kein materieller Ort, sondern ein geis- tiger Zustand, in dem sich die Seele befindet. Gott ist kein Wesen aus Materie, sondern jenseits von Werden und Zerfall, wie es dem Körper eigen ist. Er ist auch nicht an einen mate- riellen Ort gebunden, so dass die „Himmelfahrt“ von Jesusas nicht bedeuten kann, dass er zu einem bestimmten Ort im Universum aufgestiegen ist, vielmehr kann man sich Gott tat- sächlich nur im spirituellen Sinne nähern, denn nur Ehrfurcht und geistige Verhaltensweisen, wie Hingabe, Demut und Lie- be erreichen Ihn, nicht aber Materielles.
Wenn Jesusas aber nicht mit seinem Körper zu Gott ins Pa- radies aufgestiegen ist, wo ist er dann? Und wie wird seine Wiederkunft aussehen, von der zahlreiche Prophezeiungen verschiedener Religionen sprechen?
Der Heilige Koran erklärt, dass Jesusas eines natürlichen Todes auf Erden gestorben ist. Nach Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas überlebte Jesusas die Kreuzigung in Bewusstlosigkeit und wanderte dann zu den verlorenen Stämmen vom Hause Israel bis nach Kaschmir aus, wo er auch begraben liegt (4:158 und 23:51). Sein Grab im Khanyar-Viertel der Stadt Srinagar ist heute noch zu besichtigen. Zudem sagt Gott in weiteren 30 Versen des Heiligen Qur‘an, dass Jesusas auf der Erde gestor- ben ist. Wie aber kann dann seine Wiederkunft stattfinden?
Der Verheißenen Messias, Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS im Verlag Der Islam
Die Philosophie der Lehren des Islam
2012, gebunden, 272 Seiten
ISBN 978-3-932244-80-3
Die Arche Noahs. Die Festung des Glaubens
2011, gebunden, 196 Seiten
ISBN 978-3-944277-47-9
Die Essenz des Islam – Band 1. Auszüge aus den Schriften, Reden und Bekanntmachungen des Verheißenen MessiasAS
2016, gebunden, 604 Seiten
ISBN 978-3-939797-10-4
Die Essenz des Islam – Band 2. Auszüge aus den Schriften, Reden und Bekanntmachungen des Verheißenen MessiasAS
2018, gebunden, 562 Seiten
ISBN 978-3-939797-29-6
Befreiung von der Sünde
2012, gebunden, 80 Seiten
ISBN 978-3-932244-04-9
Jesus in Indien
2004, broschiert, 164 Seiten
ISBN 3-921458-39-0
Der Vortrag von Ludhiana. Über die Wahrhaftigkeit des Verheißenen MessiasAS
2012, gebunden, 112 Seiten
ISBN 978-3-932244-95-7
Der Vortrag von Lahore. Über Gotteserkenntnis und Sünde im Islam im Vergleich zu Christentum und Hinduismus.
2011, broschiert, 95 Seiten
ISBN 3-921458-77-3
Der Vortrag von Sialkot. Über die Endzeit, Jesu Tod und Prophezeiungen
2012, gebunden, 104 Seiten
ISBN 978-3-932244-96-4
Die Quelle des Christentums
2016, gebunden, 126 Seiten
ISBN 978-3-944277-58-5
Eine Auswahl aus den Schriften des Verheißenen MessiasAS
2015, gebunden, 132 Seiten
ISBN 978-3-944277-34-9
Die Wahrheit über den Mahdi
2015, broschiert, 96 Seiten
ISBN 978-3-944277-49-3
Die verborgene Wahrheit. Über die Kreuzigung von Hadhrat JesusAS
2015, gebunden, 80 Seiten
ISBN 978-3-944277-42-4
Ein Geschenk für An-Nadwah. Ein Essay über das Erkennen eines wahren Propheten,
2015, broschiert, 72 Seiten
ISBN 978-3-944277-51-6
Die grüne Bekanntmachung. Eine Abhandlung über den Tod von Bashir
2016, broschiert, 80 Seiten
ISBN 978-3-944277-69-1
Die Sündlosigkeit der Propheten. Wie kann Erlösung erlangt werden und was ist die wahre Bedeutung von Erlösung?
2017, broschiert 104 Seiten
ISBN 978-3-939797-41-8
Der Rückblick
2013, broschiert, 48 Seiten
ISBN 978-3-944277-27-1
Argumente des Islam
2013, gebunden, 88 Seiten
ISBN 978-3-944277-13-4
Die Himmlische Entscheidung
2013, gebunden, 108 Seiten
ISBN 978-3-94427701-1
Botschaft der Versöhnung
2014, gebunden, 80 Seiten
ISBN 978-3-944277-36-3
Die Segnungen des Gebetes
2010, broschiert, 46 Seiten
ISBN 978-3-932244-60-5
Das Testament – Al-Wassiyat
2008, broschiert, 72 Seiten
ISBN 78-3-932244-14-8
Ziele erklärt. Die Natur der Engel, der Seele und der Offenbarung
2011, broschiert, 88 Seiten
ISBN 978-3-932244-24-7
Al-Qaseeda – Lobeshymne auf den Heiligen Propheten MuhammadSAW
2012, broschiert, 54 Seiten
ISBN 978-3-932244-99-5
Die Notwendigkeit des Imam
2013, gebunden, 116 Seiten
ISBN 978-3-932244-86-5
Drei Fragen eines Christen und die Antworten darauf
2011, broschiert, 88 Seiten
ISBN 978-3-932244-78-0
Antworten des Verheißenen MessiasAS
2015, gebunden, 120 Seiten
ISBN 978-3-944277-39-4
Was ist der Unterschied zwischen einem Ahmadi und einem Nicht-Ahmadi?
2017, broschiert, 80 Seiten
ISBN 978-3-939797-40-1
Offenbarung, Vision, Wahrtraum
1991, broschiert, 48 Seiten
ISBN 3-921458-71-4
Sieg des Islams
1994, broschiert 72 Seiten
ISBN 3-92145862-5
Das Verkünden der Wahrheit
2017, broschiert, 52 Seiten
ISBN 978-3-939797-32-6
Manifestationen göttlicher Glorie
2017, broschiert, 64 Seiten
ISBN 978-3-939797-25-8
Maktubat-e-Ahmad. Briefe des Verheißenen MessiasAS
2009, broschiert, 260 Seiten
978-3-932244-49-0
Taskirah. Göttliche Offenbarungen, Wahrträume, Visi- onen, 1871 bis 1908 empfangen von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, dem Verheißenen Messias und Mahdi des Islams.
1995, gebunden, 748 Seiten
ISBN 3-921458-99-4
Ein Geschenk für die Königin
2018, broschiert, 152 Seiten
ISBN 978-3-939797-50-0
Der Stern der Kaiserin
2018, broschiert, 64 Seiten
ISBN 978-3-939797-58-6
Die britische Regierung und der Jihad
2018, broschiert, 104 Seiten
ISBN 978-3-939797-57-9
Die Arya von Qadian und wir
2018, gebunden, 112 Seiten
ISBN 978-3-939797-35-7
Das himmlische Zeichen
2018, gebunden, 166 Seiten
ISBN 978-3-939797-70-8
Der Heilige Krieg. Ein Streitgespräch zwischen den Anhän- gern des Islam und den Christen aus Amritsar
2018, gebunden, 432 Seiten
ISBN 978-3-939797-53-1
Die Enthüllung
2018, broschiert, 104 Seiten
ISBN 978-3-939797-56-2
Sanatana Dharma. Eine Antwort auf die Vorwürfe der Arya Samaj Hindus
2018, broschiert, 64 Seiten
ISBN 978-3-939797-51-7
Das Amin von Mahmud
2018, broschiert, 64 Seiten
ISBN 978-3-939797-66-1
Der Maßstab für Religionen. Ein Vergleich der Religionen auf Grundlage von natürlichen Kriterien
2018, broschiert, 80 Seiten
ISBN 978-3-939797-52-4
Ein Missverständnis ausgeräumt
Werke über den Verheißenen Messias,
Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS
Das gesegnete Leben. Eine Biografie des Verheißenen Messias und Begründers der Ahmadiyya Muslim Jamaat Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS
Shaikh Abdul Qadir
2017, gebunden, 728 Seiten
ISBN 978-3-939797-39-5
Mirza Ghulam Ahmad von QadianAS
Iain Adamson
1991, broschiert, 204 Seiten
ISBN 3-921458-72-2
Spiegel der Schönheit
Hadhrat Mirza Bashir AhmadRA 1992, broschiert, 84 Seiten
ISBN 3-921458-54-4