Das Gedenken Allahs

Zikr-i-Illahi


Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra


Zweiter Kalif des Verheißenen Messiasas des Islam Zweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat


Das Gedenken Allahs - Zikr-i-Illahi

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von Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra Das Original erschien in Urdu unter dem Titel:


(Zikr-i-Illahi)

© Islam International Publications Ltd.


Erste deutsche Übersetzung 2012


Aus dem Englischen von Yasemin Zafar


Verantwortlich für die Veröffentlichung dieses Buches:

© image Genfer Straße 11

D - 60437 Frankfurt am Main

Mehr Informationen unter www.verlagderislam.de


ISBN 978-3-932244-97-1 PRINTED IN GERMANY

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 10


Das Gedenken Allahs 12

  1. Das Gedenken Allahs - Zikr-i-Illahi 13

    Was ist Zikr-i-Illahi, bzw. das Gedenken Allahs? 14

  2. Die Bedeutsamkeit dieses Themas 15

    Warum ist Zikr-i-Illahi notwendig? 15

    Die Notwendigkeit verstärkter Konzentration auf das Zikr in unserer Gemeinschaft 18

  3. Missverständnisse über das Zikr 24

    Fehlgeleitete Formen des Zikr 25

    Zikr und Mesmerismus 27

    Genuss durch Zikr 28

    Der Unterschied zwischen Zikr und dem bloßen Einfluss von 29

    Gedanken 29

    Das Zikr laut rezitieren 30

    Poesie als Zikr? 31

  4. Die Merkmale des richtigen Zikr nach den Lehren des Islam 33

    Richtige Regeln für das Zikr, ohne Tanzen und Schreien 34

    Bewusstlosigkeit ist kein angemessenes Ergebnis von Zikr 35

    Vier Arten des Zikr, die der Islam vorgibt 37

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    Inhaltsverzeichnis

  5. Methoden des Zikr 41

    Die Rezitation des Heiligen Qur-ân 41

    Die Größe und Glorie Allahs zum Ausdruck bringen und

    Ihm danken 43

    Die Einheit Allahs als Zikr ausrufen 45

    Andere Rezitationen 46

  6. Vorkehrungen und geeignete Zeiten für diese Form des Zikr 48

    Notwendige Vorkehrungen für das Zikr 48

    Angemessene Zeiten für das Zikr 52

  7. Die Gebete 56

    Die Philosophie der vorgeschriebenen Sunnah und der Nawafil 56 Wie man nachts zum Tahajjud aufstehen kann 58

    Konzentration in Gebeten 65

    Regeln aus dem islamischen Recht zur Aufrechterhaltung

    der Konzentration 66

    Weitere Methoden zur Förderung der Konzentration 74

  8. Die öffentliche Verkündigung als Gedenken Allahs 88

Nutzen des Zikr 90


Stichwortverzeichnis 98

Anmerkungen des Herausgebers 104

Zum Autor 106

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Vorwort

Vorwort

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Vorliegender Text zeugt von tiefer Weisheit und detailreicher Kenntnis über die wahre Natur der Beziehung zwischen Gott und Mensch. Er erläutert die unterschiedlichsten Mittel und Wege, wie der Mensch seinem Schöpfer, Gott, näher kommen kann und gibt praktische Tipps an die Hand, um das ehrwürdige Ziel, den Sinn des Lebens, also die Vereinigung zwischen dem Schöpfer und Seinen Geschöpfen, zu erreichen. Es werden verschiedene spirituelle Übungen zur Erlangung dieses Ziels aufgezeigt und Methoden gelehrt, wie die alltägliche Umsetzung dieser Übungen erleichtert werden können. Kurzum, dieses Buch behandelt jene Fragen, mit denen jeder Gott- sucher, der bestrebt ist, Gottes Nähe zu erlangen, konfrontiert wird.

Der Text basiert auf einen Vortrag, den der große islamische Reformer Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra, der zweite Kalif des Ver- heißenen Messiasas des Islam, 1916 in Qadian gehalten hat. Die englische Übersetzung der Rede, die Vorlage also für vorliegende deutsche Fassung, basiert auf den Abdruck der Rede in der Fazl-e-Umar Foundation, die im De- zember 1982 erschienen ist.

Mit der Veröffentlichung dieses kleinen, aber gewichtigen Büchleins schließt der Verlag der Islam eine Lücke hinsichtlich islamischer Literatur auf deut- scher Sprache. Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn gesagt wird, dass es so gut wie keine Abhandlung auf deutscher Sprache gibt, die in so einer Klar- heit und Praxisnähe Methoden an die Hand gibt, wie spirituelle Übungen zur Erlangung der Liebe Allahs perfektioniert werden können. Kurzum, es ist eine Pflichtlektüre für jeden Sucher nach der spirituellen Zusammen- kunft mit Gott, dem höchsten Erlebnis, zu dem der Mensch fähig ist.

Zu Dank verpflichtet sind wir Yasemin Zafar für die Übersetzung aus dem Englischen. Ebenso Zeenatul Hameed, Tariq Hübsch und Qamar Mahmood, die an der Erstellung dieses Büchleins beteiligt waren. Möge Allah sie seg- nen.

Mubarak Ahmad Tanveer,

Publikationsabteilung, Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland

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Das Gedenken Allahs

1

Das Gedenken Allahs

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  1. Das Gedenken Allahs - Zikr-i-Illahi


    Nachdem Seine Heiligkeit das islamische Glaubensbekenntnis ausge- sprochen und bei Allah Schutz ersucht hatte, sagte er:


    Ich möchte folgende Themen erörtern:


  2. Die Bedeutsamkeit dieses Themas


    Wie wichtig ist Zikr-i-Illahi? Um es kurz zu machen, es ist von elemen- tarer und großer Bedeutung. Ich sage dies nicht einfach im Sinne einer höflichen Rhetorik, sondern weil Allah selbst es so formulierte. Allah sagt im Qur-ân:


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    „(...) das Gedenken Allahs ist gewiss die höchste Tugend.“ (29:46)


    Das heißt, das Gedenken Allahs hat einen höheren Rang als alle anderen Formen des Gottesdienstes. Die Aussage, dass dieses Thema ein sehr grundlegendes und wichtiges ist, kommt daher nicht von mir, sondern Allah höchstpersönlich hat dies so gesagt.


    Warum ist Zikr-i-Illahi notwendig?


    Wenn dieses Thema tatsächlich von so einer großen Wichtigkeit wäre, dann würde der Islam dies aller Wahrscheinlichkeit nach immer wie- der mit großem Nachdruck betonen. Tatsächlich ist dies auch der Fall, denn im Qur-ân sind zahlreiche Ermahnungen hierzu zu finden. Es heißt zum Beispiel:

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    „Und gedenke des Namen deines Herrn am Morgen und am Abend.“ (76:26)

    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    Dazu passend gibt es auch ein Hadith2, in dem der Heilige Prophetsaw sagt:


    „Wenn Personen aus dem Grund zusammenkommen, um Al- lahs zu gedenken, dann werden sie von Engeln umgeben und von der Gnade ihres Herrn bedeckt.“ (Muslim)


    Aus diesem Grunde habe ich dieses Thema für das jährliche Treffen aus- gewählt. Während ich über dieses Thema berichte, wird Allahs Segen auf Sie alle herabkommen, und wenn Sie dann nach Hause gehen und das, was Sie hier gehört haben, wiederholen, so wird Ihre Zuhörerschaft Teil haben an diesen Segnungen. Auf diese Art und Weise werden die Segnungen weit über die ganze Gemeinschaft verbreitet werden.

    Das Hadith, welches ich zuvor erwähnte, zeigt, dass das Gedenken Allahs in einer Versammlung eine sehr gesegnete Sache ist. Es zieht diejenigen Engel an, die die Segnungen und die Barmherzigkeit Allahs mitbringen. Die Wichtigkeit des Zikr sollte damit klar sein. Es ist of- fensichtlich, dass Engel diejenigen Personen ehren werden, die durch das ständige Gedenken Allahs ihre Gesellschaft immer wieder anzie- hen. Und umso mehr Allahs gedenkt wird, desto häufiger wird man ge- segnet durch die Zusammenkunft mit Engeln, die einen ständig daran erinnern, gute Taten zu vollbringen. Die Existenz von Engeln ist kein menschliches Phantasieprodukt. Ich selbst habe Engel gesehen. Einst unterhielt ich mich mit ihnen auf eine sehr vertraute Weise. Durch ihre häufigen Besuche, entwickeln die Engel eine Freundschaft mit denjeni- gen, die Allahs gedenken. Allah, der Allmächtige, sagt:


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    2 Äußerung des Heiligen Propheten Muhammadsaw.

    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    „O die ihr glaubt, lasset euer Vermögen und eure Kinder euch nicht vom Gedenken Allahs abhalten.“ (63:10)


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    „O die ihr glaubt! Gedenket Allahs im häufigem Gedenken. Und lobpreiset ihn morgens und abends.“ (33:42,43)


    Der Heilige Prophetsaw betonte die Wichtigkeit des Zikr in seinen Aha- dith. Hadhrat Abu Musa Ash’ari überliefert, dass der Heilige Prophetsaw sagte:


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    „Der Unterschied zwischen jemandem, der seines Herren ge- denkt und jemandem, der dies nicht tut, ist wie der zwischen einem Lebendigem und einem Toten.“ (Bukhari, Kitab ul Da- wad)


    Hadhrat Abi Darda’a überliefert, dass der Heilige Prophetsaw gesagt hat:

    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    „‚Soll ich euch über die beste Handlung und edelste Tat, selbst für Könige, berichten. Eine Tat, welche euren Rang erhöht und besser für euch ist, als Gold und Silber zu spenden, und besser ist, als (im Krieg) euren Feind zu begegnen und ihn zu ent- haupten oder selbst zum Märtyrer zu werden?‘ Die Gefährten sagten: ‚Selbstverständlich, bitte nenne sie uns.‘ Der Heilige Prophetsaw antwortete: ‚Es ist das Gedenken Allahs.‘“ (Tirmi- dhi, Abwab ul Dawad)


    Laut einem anderen Hadith sagte der Heilige Prophetsaw:


    „‚Das Gedenken Allahs bringt großen Lohn mit sich.‘ Die Ge- fährten fragten: ‚O Prophetsaw Allahs, ist der Lohn höher als der Lohn dafür, für Allahs Sache zu streben? Er sagte: ‚Ja, weil es das Gedenken Allahs ist, das dazu führt, in seiner Sache zu streben.‘“ (Musnad Ahmad bin Hanbal)


    Die Notwendigkeit verstärkter Konzentration auf das Zikr in unse- rer Gemeinschaft


    Das ist also die Wichtigkeit des Zikr. Es ist jedoch der Fall, dass viele Mitglieder unserer Gemeinde dem Zikr nicht die notwendige Beach- tung schenken. Natürlich hat mich der allmächtige Gott dazu bewegt,

    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    darüber nachzudenken. Seit meiner Jugend denke ich über dieses The- ma nach und bin heute noch genauso darüber besorgt wie damals. Jeg- licher Mangel im Gedenken Allahs in unserer Gemeinde muss beseitigt werden.

    Der Verheißene Messiasas hat großen Wert auf das Gebet gelegt. Er hat ebenso großen Wert auf das Gedenken Allahs gelegt. Doch hat die Ge- meinde demgegenüber nicht die notwendige Achtsamkeit gezeigt. Mängel im Gedenken Allahs sind teilweise auch das Ergebnis westli- cher Erziehung. Viele Leute denken, dass kein Sinn mehr darin besteht,

    alleine dazusitzen und - image - „La ilaha Ilallah“ (Niemand ist an-

    betungswürdig außer Allah) zu sagen oder die Eigenschaften Allahs,

    wie „Qudoos“ (der Heilige), „Aleem“ (der Allwissende), „Khabeer“ (der Wachsame), „Qadir“ (der Allmächtige) oder „Khaliq“ (der Schöpfer) zu rezitieren. Viele unserer Gemeindemitglieder, die westlicher Erziehung ausgesetzt waren, sind von solchen Vorstellungen beeinflusst.

    Bauern machen einen großen Teil unserer Gemeinde aus. In der Ver- gangenheit wurden sie aber nur mangelhaft über das Konzept von Zikr und seinen Nutzen aufgeklärt. Demzufolge weisen auch sie Mängel in der Gewohnheit des Zikr auf. Da die bäuerliche Gemeinde nicht ausrei- chend informiert und angemessen belehrt wird, kann man auch nicht erwarten, dass sie ausreichenden Eifer im Gedenken Allahs an den Tag legt.

    Das Salât (die fünfmal am Tag zu erbringenden Ritualgebete) gehört ebenso zum Gedenken Allahs. Durch die Gnade Gottes zeigt unsere Ge- meinde darin eine Regelmäßigkeit auf. Unabhängig vom Salât gibt es aber auch weitere Formen, um Allahs zu gedenken.

    Auch wenn diese anderen Methoden nicht vollkommen in unserer Ge- meinde fehlen, wird ihnen leider trotzdem nicht die notwendige Be-

    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    achtung geschenkt. Manche Mitglieder zeigen einen absoluten Mangel darin, Allahs außerhalb des Gebetes zu gedenken; das ist eine sehr gro- ße Schwäche. Stellen Sie sich einen sehr schönen Menschen vor. Wenn Augen, Ohren oder Nase von ihm entstellt wäre, würden Sie ihn dann immer noch als schön bezeichnen? Ganz und gar nicht! Jeder würde sagen, dass er abstoßend sei. In anderen Worten; ein Gemeindemitglied, das Allahs nicht in den verschiedensten Arten und Weisen gedenkt, ist wie jemand, der Mantel, Hemd und Anzug trägt, die allesamt sehr teuer sind, aber trotzdem keine Schuhe oder Kopfbedeckung hat. Trotz seiner maßgeschneiderten Kleidung werden ihn seine fehlenden Schuhe oder die fehlende Kopfbedeckung schlecht bekleidet wirken lassen. Mängel im Gedenken Allahs sind Mängel und Menschen mit Geschmack mö- gen sie nicht.

    Ich will hier zeigen, dass Allah und sein Botschafter Formen von Zikr

    vorgeschrieben haben, die jenseits des Salât liegen. Ob jetzt jemand der Weisheit dieser Anweisungen völlig entspricht oder nicht; Fakt ist, dass es notwendig ist, ihnen zu folgen, wenn man spirituelle Höhen erklim- men möchte. Einige Gemeindemitglieder glauben, dass sie mit der Ver- richtung der Pflichtgebete bereits alles getan haben und es nicht nötig wäre, Nawafils (freiwillige Gebete) zu verrichten. Dies ist ein Missver- ständnis. Der Heilige Prophetsaw sagte, dass Allah gesagt hat:

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    „Durch die Verrichtung von Nawafil nähern sich Meine Diener Mir so sehr, dass ich zu den Ohren werde, mit denen sie hören, den Augen, mit denen sie sehen, den Händen, mit denen sie etwas festhalten und den Füßen, mit denen sie gehen.“ (Buk- hari, Kitab ul Rikak)

    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    Dieses Hadith enthüllt den Wert der Nawafils und den hohen Status der Person, die diese verrichtet. Allah erhebt ihn so sehr, dass er anfängt, Seine Eigenschaften anzunehmen. Nawafils sind keine gewöhnlichen Angelegenheiten, deshalb ist es besorgniserregend, wenn ihre Verrich- tung vernachlässigt wird.

    Der Mensch neigt zu Trägheit und Faulheit. Er wünscht sich, nur mit ei- nem Minimum an Schwierigkeit und Disziplin zurechtzukommen. Der Allmächtige Gott, Der der Schwächen Seiner Geschöpfe wohl kundig ist, hat durch Seine Gunst einige Gebetshandlungen als obligatorisch, andere als freiwillig festgesetzt. Das Pflichtgebet setzt einen akzeptab- len Standard fest. Demjenigen, der diesem Standard völlig entspricht, trifft kein Vorwurf.

    Ein anderes Hadith lautet:


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    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    Es ist überliefert, dass eine Person zum Heiligen Prophetensaw kam und Fragen zum Islam stellte. Der Heilige Prophetsaw antwortete: „Fünf Gebete tagsüber und in der Nacht.“ Der Mann fragte: „Gibt es sonst noch Gebete?“ Der Heilige Prophetsaw antwortete: „Keine, es sei denn, du selbst begehrst danach.“ Der Heilige Prophetsaw fuhr fort: „Das Fasten während des Monats Ramadan.“ Wieder fragte der Mann: „Gibt es sonst noch Fasten- tage?“ Der Heilige Prophetsaw antwortete: „Keine, es sei denn, du selbst begehrst danach.“ Dann berichtete der Heilige Prophetsaw von den Zakat (der finanziellen Verpflichtung eines Muslims). Der Mann stellte wieder dieselbe Frage und erhielt die gleiche Antwort. Der Mann sagte schließ- lich: „Ich verspreche im Namen Allahs, dass ich weder etwas hinzufügen noch etwas davon vernachlässigen werde.“ Der Heilige Prophetsaw sagte: „Wenn er wahrhaftig ist, wird er Erfolg haben.“ (Bukhari, Kitab ul Iman)

    Kurzum, Pflichtgebete, die makellos vollzogen werden, garantieren Er-

    folg, wer vorsichtig und weise ist, beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Pflichtteil, er weitet seine Gebete auf das Nawafilgebet aus, um mög- liche Fehler in der Verrichtung des Pflichtteils auszugleichen. Es sind beispielsweise fünf tägliche Gebete vorgeschrieben. Es könnte jedoch versehentlich eines der fünf Gebete ausgelassen werden. Am Tage des Jüngsten Gerichts werden wir für alle diese Fehler Rechenschaft able- gen müssen. Nawafils könnten diese Fehler ausgleichen.

    Es ist überliefert, dass der Heilige Prophetsaw einst einen seiner Gefähr- ten während des Gebets sah. Er bat ihn darum, das Gebet zu wiederho- len, welches er gerade verrichtet hatte. Der Heilige Prophetsaw bat den Gefährten ein zweites und drittes Mal, dieses Gebet zu wiederholen. Der Gefährte entschuldigte sich, das Gebet nicht noch besser verrichten zu können und bat ihn darum, ihn zu belehren. Der Heilige Prophetsaw erwiderte: „Du warst hastig in deinem Gebet und deshalb ist es Allahs An- nahme nicht wert.“ (Bukhari, Kitab Sifatus Salat)

    Die Bedeutsamkeit dieses Themas

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    Lassen Sie mich diesen Punkt näher ausführen. Nehmen wir an, ein Student geht in eine Prüfung, in der er genau fünfzig Punkte braucht, um zu bestehen. Wenn er sich nur genau auf diese 50 Punkte vorberei- tet, kann er sich seines Erfolges nicht sicher sein. Er könnte durchfallen, wenn er auch nur einen der 50 Punkte nicht erreicht. Oder stellen sie sich einen Reisenden vor, der plant, eine lange Reise zu unternehmen. Er mag das notwendige Geld für die Reise vorher genau abgeschätzt ha- ben, aber während der Reise könnte etwas Unvorhergesehenes passie- ren, wofür er dann mehr Vorrat benötigt. Nawafils sind wie Extravorräte im Notfall. Sie sind wichtig und es sollte gut auf sie geachtet werden.

    Missverständnisse über das Zikr

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  3. Missverständnisse über das Zikr


    In unserer Gemeinde ist ein allgemeines Missverständnis in Bezug auf das Zikr vorhanden. Da es dazu führt, das Zikr zu vernachlässigen, will ich dieses Missverständnis beseitigen. Der Verheissene Messiasas kriti- sierte die Sufis (die sogenannten Ergebenen) seiner Zeit, die viele Neue- rungen in den Islam einbrachten. Er wies darauf hin, dass deren papa- geienartiges Wiederholen von verschiedenen Versen des Zikr eitel sei; vielmehr sei die Zeit gekommen, den Islam vor den Angriffen seiner Feinde zu schützen. Der Verheissene Messiasas kritisierte sie - und diese Kritik war in der Tat berechtigt - , einige Ahmadis aber haben dies falsch verstanden. Die von vielen gezogene Schlussfolgerung, dass es nicht von Nutzen sei, abgeschieden von der Außenwelt Allahs zu gedenken, ist absolut falsch.

    Alle Formen des Zikr haben den Sinn, Allah anzubeten und seinen Na-

    men zu preisen. Der Verheissene Messiasas kritisierte diejenigen, die zwar in ihren eigenen vier Wänden die Herrlichkeit Gottes verbalisier- ten, aber darin versagten, die Feinde des Islam herauszufordern, die unentwegt Seinen heiligen Namen mit Beleidigungen überhäuften. Er ermahnte sie, weil sie träge waren. Sie taten ihre Pflicht nicht, die darin bestand, den Menschen das Gute zu gebieten und vom Schlechten ab- zuhalten. Ihr Verhalten lief auf Heuchelei hinaus. Wenn sie aufrichtig in der Lobpreisung ihres Gottes waren, warum wirkten sie dann den Angriffen der Feinde nicht entgegen? Warum lobpreisten sie Allah nicht in der Öffentlichkeit, wie sie es in den stillen Ecken ihrer Häuser taten? Darüber hinaus kritisierte sie der Verheissene Messiasas auch deswegen, weil sie den Sinn des Zikrs verfehlten. Ihre Praktiken besaßen nicht die geringste Spur des tatsächlichen Konzeptes von Zikr in seiner makello- sen Reinheit.

    Missverständnisse über das Zikr

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    Fehlgeleitete Formen des Zikr


    Es gibt mehrere fehlgeleitete Formen des Zikr bei den Sufis. Sie stoßen einen Schrei aus ihren Herzen aus und leiten ihn zu ihren Köpfen und schreien so laut, dass niemand in der Nachbarschaft weder schlafen noch sich auf das Gebet konzentrieren kann. Dies wird „Durchdringung

    des Herzens“ genannt - als ob image „La Ilaha Illalah“ nur ihr Herz

    dann durchdringen würde, wenn man es einhämmert! Obwohl sie be- haupten, sich zum Zikr versammelt zu haben, gaukeln sie sich mit den leeren Klängen von „Allah, Allah“ nur etwas vor.

    Es gibt noch viele weitere Praktiken solcher Art:


    Missverständnisse über das Zikr

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    Kurzum, es wurden viele exzentrische und okkulte Praktiken in das Konzept von Zikr eingeführt, keine von ihnen hat jedoch etwas mit den wahren Lehren des Islam zu tun. Wir verurteilen solche Neuerungen, aber wir können nicht das Zikr wegen ihnen aufgeben.

    Der Heilige Prophetsaw sagte:


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    „Jede Neuerung leitet vom rechten Weg ab und führt in das Feuer.“ (Nisai, Kitab ul Salat)


    Aus diesem Grund führt solches Zikr diese Leute nicht näher zu Allah. Im Gegenteil, es führt sie nur von Ihm fort. Jedes Mal, wenn solche For- men des Zikrs eingeführt wurden, haben sich die Muslime von Allah entfernt. Dies ist aber auch kein Wunder: Praktiken, die den Anweisun- gen Allahs und Seinen Gesandten entgegenstehen, führen zwangsläufig zu spirituellem Niedergang.

    Alle Neuerungen, die in das Zikr eingeführt wurden, führen darüber hinaus jedoch zu einer gewissen Art der Zufriedenheit. Jemand, der diese künstliche Zufriedenheit auf Kosten von wahrer Glückseligkeit erlangt, ist verloren. Er ist wie jemand, der an Magenschmerzen leidet und anstatt diese angemessen zu behandeln, sich mit einer Dosis Opi- um schlafen legt. Der betäubende Effekt erleichtert ihn zwar für diesen Augenblick, Tatsache ist aber, dass dies einem Selbstmord gleichkommt Nach einer Weile wird die Zerstörung durch die Krankheit ans Tages- licht kommen.

    Missverständnisse über das Zikr

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    Zikr und Mesmerismus


    Was diese Leute Zikr nennen, ist nichts anderes als Mesmerismus und Hypnose. Es hat mit Spiritualität nichts zu tun. Eher hängt es mit einer Form der Konzentration von Gedanken zusammen.

    Der allmächtige Gott hat das menschliche Bewusstsein mit der Stärke ausgestattet, dass fokussierte, auf etwas fixierte Gedanken einen sehr starken Effekt erzielen können. Glücksgefühle - ähnlich der durch Opi- um, Kokain oder Marihuana erzeugten - können durch solche Konzen- tration erzeugt werden. Diese Wahrnehmungen sind keine wahrhaften Glücksgefühle, sondern lediglich Sinnesbetäubungen. Solche Leute machen sich selbst zum Narren, indem sie glauben, durch das Rezitie- ren von Allahs Name Glückseligkeit zu erreichen. Selbst wenn sie den Namen „Ram“ an der Stelle von Allah rezitieren würden, wären ihre wahrgenommenen Gefühle nicht anders.

    Es ist überliefert, dass ein angesehener Muslim mit dem Boot unter- wegs war. Er begann mit voller Konzentration Zikr zu vollziehen. An- dere, zum größten Teil Hindus, begannen mit ihm „Allah, Allah“ zu sa- gen. Doch einen asketischen Hindu hat das ganze nicht überzeugt. Der Muslim konzentrierte daraufhin seine Gedanken auf den asketischen Hindu, welcher wiederum seine Gedanken mit einer noch kräftigeren Konzentration auf den Muslim fixierte. Der Muslim begann unfreiwillig

    „Ram, Ram“ zu sagen. Der erstaunte Muslim sah ein, dass es nutzlos ist, das Zikr auf diese Art und Weise zu vollziehen. Er bereute und gab diese Praktik auf. Er begriff, dass das Ergebnis nur durch das Trainieren einer Befähigung hervorgebracht wurde und nicht durch das Gedenken Allahs. Wäre Allah die Quelle seiner Behaglichkeit gewesen, hätte die Äußerung von „Ram“ nicht dieselben Gefühle in ihm aufkommen las- sen können.

    Missverständnisse über das Zikr

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    Diejenigen, die solche Rituale praktizieren, sind wie Reisende, die in einer Wüste verlorengegangen sind und auf einen Korb mit Kieselstei- nen stoßend, denken, er sei mit Nahrung gefüllt. Jemand, der bedeu- tungslose Riten vollzieht, glaubt zwar, die Nähe Allahs zu erreichen, ist in Wirklichkeit aber in einer trostlosen Einsamkeit. Seine Sinne sind betäubt. Er glaubt, einen spirituellen Rang erreicht zu haben, sein Her- zenszustand jedoch bleibt unrein.


    Genuss durch Zikr


    Einst sagte mir ein aufrichtiger Ahmadi, dass man durch die eben ge- nannten Praktiken Glücksgefühle erzeugen kann. Ich antwortete ihm, dass es dieselben Gefühle sind, die man auch durch Opium oder Kokain auslösen kann. Beweisen kann man dies aus der Schlussfolgerung, dass solche Praktiken des Zikr keine spirituelle Reinheit mit sich bringen. Er stimmte mir zu und erzählte mir, dass er jemanden kannte, der darin ein Meister war, aber auf Straßen um Nahrung bettelte. Der Ahmadi fügte hinzu, dass er sich darüber sehr wunderte. Wenn der Mann nun diesen hohen spirituellen Rang erreicht hatte, wie er behauptete, warum musste er dann betteln?

    Der Verheissene Messiasas erzählte eine Geschichte über einen Pir (Geistlichen), der behauptete, einen hohen spirituellen Rang erreicht zu haben. Als dieser Pir einst einen Anhänger während einer Hungerszeit besuchte, forderte er ihn auf, ihm Huldigung zu erweisen. Der Anhän- ger, der nichts hatte, was er dem Pir hätte anbieten können, bat um Ent- schuldigung, aber der Pir bestand so lange darauf, bis der Anhänger am Ende gezwungen war, einige Sachen aus seinem Haushalt zu verkau- fen, um den Ansprüchen des Pirs zu genügen.

    Missverständnisse über das Zikr

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    Kurzum, es sind viele Schwächen in Personen zu finden, die aufgeblase- ne Behauptungen über fehlgeleitete Formen des Zikr aufstellen.


    Der Unterschied zwischen Zikr und dem bloßen Einfluss von Gedanken


    Der allmächtige Gott stattete sowohl die menschliche Stimme als auch die Gedanken mit einer speziellen Fähigkeit aus. Wenn jemand denkt, dass etwas bereits passiert ist, wird sein Verstand dementsprechend de- terminiert sein. Genau so wird jemand anfangen, den Klang von „Allah“ zu empfangen, der glaubt, dass sein Herz diesen Klang ausstrahlt. Es kommt folgende Frage auf: Wenn das Herz wirklich diesen Klang pro- duziert, warum ist es dann nicht gereinigt?

    Es gibt einen großen Unterschied zwischen Personen, die Gott wirklich lieben, und solchen, die nur Tricks machen. Der Unterschied ist ein- fach, seine Verwechslung jedoch führt zu Unbekümmertheit gegenüber der eigenen Verbesserung. Man mag glauben, dass man Allah erreicht hat, wobei man dies doch nicht hat. Er wird genau so wie jemand, der glaubt, sein Ziel erreicht zu haben, tatsächlich jedoch an einem falschen Ziel angelangt ist und nun herum sitzt und um seinen Verlust trauert. Diejenigen, die in fehlgeleiteten Praktiken verstrickt sind, stellen sich vor, ihr wahres Ziel erreicht zu haben, sind aber in Wirklichkeit mei- lenweit davon entfernt. Sie sind wie Opiumsüchtige, die sich in einem rasenden Zustand des Rausches und Bewusstseinsverlusts befinden.

    Der Verheißene Messiasas trieb seine Anhänger dazu an, sich von fal-

    schen Formen des Zikr fernzuhalten. Er kritisierte diejenigen, die diese praktizierten:

    Missverständnisse über das Zikr

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    „Wie kann man solche Praktiken als Gedenken Allahs bezeich- nen, wenn selbst Hindus und Christen sie praktizieren kön- nen?“


    Das Zikr laut rezitieren


    Wie steht es mit dem lauten Rezitieren von Zikr oder dem Hören und Singen von Liedern und Musik? Wie ich erwähnte, ist das menschliche Nervensystem mit der Fähigkeit ausgestattet, zu beeinflussen und sich beeinflussen zu lassen. Die Ohren stellen einen der Wege dar, die zum Nervensystem führen. Sie reagieren auf angenehme Klänge. Dies trifft nicht nur auf Menschen, sondern auch auf andere Lebewesen zu. Wenn man einer Schlange mit der Flöte etwas vorspielt, beginnt sie zu tanzen. Könnte man da behaupten, dass sie unter spirituellem Einfluss steht? Auf gar keinen Fall! Genauso wenig kann man behaupten, dass jemand, der zu der Melodie eines Liedes zu tanzen anfängt, einen spirituellen Zustand angenommen hat. Man könnte nur sagen, dass seine Gefühle beeinflusst worden sind. Jeder, der glaubt, dass das Singen einen spiri- tuellen Effekt nach sich zieht, irrt. Genau so, wie Schlangen zu einer Flö- tenmelodie tanzen, reagieren die heutigen Sufis auf Lieder und Musik. Dazu ist es eine Neuerung im Islam, das Zikr laut zu vollziehen. Einst war der Heilige Prophetsaw mit seinen Gefährten unterwegs. Er hörte sie laut „Allaho Akhbar, Allaho Akhbar“ sagen. Hadhrat Abu Musara überlie- fert, dass der Heilige Prophetsaw sie zurechtgewiesen hat:


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    Merkmale des richtigen Zikr

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    „Seid barmherzig zu euch. Warum sprecht ihr nicht leise? Der Eine, Den ihr aufruft, ist weder taub noch abwesend. Er ist mit euch und hört euch sehr gut.“ (Bukhari, Kitab ul Jihad)


    Die heutigen Sufis handeln den Anweisungen des Heiligen Prophetsaw entgegen. Wenn sie eine Versammlung halten, wird die ganze Nachbar- schaft mit Lärm durchdrungen. Sie halten es für eine gute Tat, wobei sie in Wirklichkeit der Scharia (Islamisches Recht) entgegengesetzt handeln. Ihre Handlungen, wie Tanzen, Schreien, Fallen und Köpfe hin- und her- bewegen, gehen nicht mit der islamischen Lehre konform.


    Poesie als Zikr?


    Es ist zwar überliefert, dass der Heilige Prophetsaw sich Gedichte an- hörte, niemand kann aber belegen, dass er der Poesie mit der Absicht zuhörte, Allahs zu gedenken. Manchmal kam Hadhrat Hassanra zu ihm und sagte: „O Prophetsaw Allahs! Ein Gegner hat Verse gegen dich gedich- tet und ich habe diese Antwort vorbereitet.“ Er hörte sich die Antwort an. Ähnlich kam einst eine Person, gegen die er ein Todesurteil gefällt hat- te, zu ihm und trug, nach Einholung seiner Erlaubnis, einige Verse vor, in denen sie um Gnade bat. Der Heilige Prophetsaw breitete daraufhin seine Gnade symbolisierend seinen Mantel über die Person aus. Später sagte der Mann: „Ich hatte keine Angst vor dem Tode, vielmehr erkannte ich die Wahrheit des Islam und wollte nicht als Ungläubiger sterben.“ Bei einer anderen Angelegenheit schrieb ein Gefährte während eines Krieges ein Gedicht, in dem er sagte: „An diesem Tage werden wir siegreich sein, oder wir werden dem Tode ins Auge sehen; aber zurückweichen werden wir nicht.“ Keines davon zeigt, dass das Gedenken Allahs je die Form von ent- zückenden Liedern oder dem Vortragen eines Gedichts annahm noch

    Missverständnisse über das Zikr

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    gibt es eine Bestätigung dafür, dass die Gefährten tanzten oder in einen Rausch gerieten. All diese Praktiken sind Neuerungen. Das Verhalten, welches diese Gedichte hervorrufen, ist vulgär und unislamisch. Der Islam duldet dies keineswegs.

    Merkmale des richtigen Zikr

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  4. Die Merkmale des richtigen Zikr nach den Lehren des Islam


    Allah sagt Folgendes über das Zikr-i-Illahi:



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    „Nur die sind Gläubige, deren Herzen erbeben, wenn der Name Allahs genannt wird (...).“ (8:3)


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    „(...) denen, die ihren Herrn fürchten, die Haut erschauert, dann erweicht sich ihre Haut und ihr Herz zum Gedenken Al- lahs (...)“ (39:24)


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    „Wenn ihnen die Zeichen des Gnadenreichen verlesen wer- den, fielen sie nieder, anbetend und weinend.“ (19:59)


    Entsprechend diesen Versen sind die Eigenschaften der wahrhaft Gläu- bigen folgende:


    1. Ihre Herzen sind mit Gottesfurcht gefüllt, weil sie an den Status und an die Glorie ihres Gottes erinnert werden.

    2. Ihre Haut kribbelt, das heißt, ihr Körperhaar richtet sich gebührend ihrer Furcht auf.

      Merkmale des richtigen Zikr

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    3. Ihre Körper sind erweicht, ihre Herzen milde.

    4. Sie werfen sich nieder, das heißt, sie beginnen damit, Allah anzu- beten.

    5. Sie weinen.


      Dies sind die im Heiligen Qur-ân erwähnten fünf Effekte. Falls Tanzen, Springen, Bewusstlos-Werden oder Schreien als Bedingung für ange- messenes Zikr gelten, dann hätte der Allmächtige Gott sie sicherlich nicht unerwähnt gelassen. Daher gilt, dass sie nichts mit dem Gedenken Allahs zu tun haben.


      Richtige Regeln für das Zikr, ohne Tanzen und Schreien


      Niemand kann behaupten, dass die gängigen Praktiken gerechtfertigte Zufügungen zu denen sind, die Allah festgelegt hat, weil die von Allah gewählten Wörter dagegen sprechen. Die Wörter lauten „wajl“, „iqtis- haar“, „ta’leen“ und „jolood“. Einige der Bedeutungen des Wortes „wajl“ sind „Weichheit“ und „Auswaschung“. Dies spricht einen Ruhezustand an. Aber die heutigen Sufis sind viel mehr in einem Zustand der Hektik, welcher zu diesem Konzept im Kontrast steht. Ähnlich tritt „iqtishaar“ dann auf, wenn man aus Furcht Gänsehaut bekommt. Dies fordert aber auch einen Ruhezustand, weil man im Angstzustand sprachlos und be- wegungseingeschränkt ist. Auch die Wörter „taleen“ und „jolood“ for- dern einen Ruhezustand.

      Das geeignete Wort, um in der arabischen Sprache Bewegung anzu-

      deuten, ist „turb“. Es wird für Gesang und fröhliches Herumhüpfen ge- braucht. Dieses Wort wird im Heiligen Qur-ân für das Gedenken Allahs nicht verwendet. In Lexika steht, dass der Zustand in „turb“ genau das

      Merkmale des richtigen Zikr

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      Gegenteil eines demütigen Zustands ist, welcher nach dem Heiligen Qur-ân das Resultat des Gedenken Allahs ist. Daher kann Springen und Tanzen nicht aus dem Gedenken Allahs resultieren. Es würde „turb“ darstellen, welches das Gegenteil von Demut und Unterwürfigkeit ist, den angemessenen Resultaten des Gedenken Allahs.

      Der Islam lehrt Vernunft, Weisheit und die Notwendigkeit, dem gera- den Weg zu folgen - nicht Wahnsinn und Torheit, was zum Springen, Hüpfen und Schreien führt. Letzteres kann nicht die Lehre des Islam sein.


      Bewusstlosigkeit ist kein angemessenes Ergebnis von Zikr


      Ohnmächtig werden ist ebenfalls keine angebrachte islamische Reakti- on für extreme Gefühle. Ein Muslim, der einen tragischen Todesfall ver- kraften muss, darf in seiner Trauer zwar Tränen vergießen, sollte aber nicht laut und öffentlich Jammern oder bewusstlos werden. Einst kam der Heilige Prophetsaw an eine Frau vorbei, welche am Grab ihres Kindes vor Kummer die Kontrolle über sich verloren hatte. Er riet ihr dazu, ge- duldig zu sein. Sie antwortete: „Wäre dein Kind gestorben, würdest du wis- sen, wie schwer es ist, geduldig zu sein“ (Abu Dawud, Kitab ul Janais; sie sagte es aus der Unwissenheit darüber, dass der Heilige Prophetsaw den Tod einiger seiner Kinder erlebt hatte). Kurzum, die Ursache von Jam- mern und Bewusstlos-Werden ist Ungeduld und Hoffnungslosigkeit. Manchmal erwächst die Ungeduld aus einer Schwäche des Herzens. Während der Zeit von Hadhrat Junaidra gab es einen alten Gelehrten, der immer ohnmächtig wurde, wenn er des Gedenken Allahs gewahr wurde. Wenn ihn seine Schüler darüber ausfragten, antwortete er: „Ich bin alt. Deshalb werde ich ohnmächtig.“ Es sei darauf hingewiesen, dass er

      Merkmale des richtigen Zikr

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      seine Bewusstlosigkeit nur seiner körperlichen Schwäche zuschrieb und nicht etwa einem höheren spirituellen Status.

      Hinsichtlich der Bewusstlosigkeit aufgrund Verzweiflung und Hoff- nungslosigkeit sagt Allah:


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      „Und verzweifelt nicht an Allahs Erbarmen; denn an Allahs Erbarmen verzweifelt nur das ungläubige Volk“ (12:88)


      Jeder, der aufgrund von Hoffnungslosigkeit ohnmächtig wird, begeht einen Akt des Unglaubens, und wenn er aufgrund einer Herzensschwä- che ohnmächtig wird, ist er krank. In keinen der beiden Fälle ist Weis- heit enthalten.

      Zur Zeit des Heiligen Prophetsaw wurde einst über das Thema Bewusst- losigkeit diskutiert. Hadhrat Abdullah bin Zubairra befragte Hadhrat Asm’aara dazu. Sie antwortete:


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      „Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem gesteinigten Satan.“


      Der Sohn von Hadhrat Abdullah bin Zubara berichtete, dass er Perso- nen sah, die ohnmächtig wurden, sobald sie die Rezitation des Heiligen Qur-ân hörten. Hadhrat Asm’aara, die Tochter von Hadhrat Abu Bakrra, antwortete: „Als du das sahst, wurdest du Zeuge einer satanistischen Hand- lung.“

      Ibn Sirin, der Autor des bekannten Traumdeutungsbuches, war der Schwiegersohn von Hadhrat Abu Hurairara. Er wurde um einen Kom-

      Merkmale des richtigen Zikr

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      mentar zu jemandem gebeten, der durch das Hören eines Qur-ânverses ohnmächtig wurde. Er antwortete: „Stellt ihn vor den Abhang eines hohen Berges und lest ihm nicht nur einen Qur-ânvers, sondern den ganzen Qur-ân vor. Wenn er dann ohnmächtig wird, werde ich daran glauben, dass er durch die Rezitation des Qur-âns beeinflusst wird.“

      Selbst jetzt achten Personen, die eine Bewusstlosigkeit vortäuschen,

      vorsichtig darauf auf, dass sie sich nicht verletzen. Außer durch ein Ver- sehen fallen sie nicht vom Dach herunter oder auf eine Stelle, wo sie sich verletzen könnten. In der Regel fallen sie im Gedränge auf andere Leute.

      Kurzum, alle Neuerungen, die in das Zikr eingeführt wurden, sind falsch und verboten. Sie verdienen es, verdammt zu werden, weil sie die Spiritualität zerstören. Sie reduzieren den Menschen auf den Status von Affen und Bären. Der Islam will den Menschen aber auf einen hö- heren Status als den der Engel erheben und sieht solche Praktiken als eitel und nutzlos an.


      Vier Arten des Zikr, die der Islam vorgibt


      Zikr, wie es durch den Heiligen Qur-ân eingeführt wurde, gibt es in vier Arten. Alle vier sollten eifrig vollzogen werden. Es würde jemanden großen Segens entbehren, eine davon zu vernachlässigen. Die vier Ty- pen sind folgende:


      1. Die vorgeschriebenen Gebete

      2. Die Rezitation des Heiligen Qur-âns

      3. Das Rezitieren der Attribute Allahs, indem ihre Wahrhaftigkeit an- erkannt und ihre Einzelheiten ausgesprochen werden

      4. Das öffentliche Verkünden der Eigenschaften Allahs.

      Merkmale des richtigen Zikr

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      Die Wichtigkeit dieser vier Arten des Zikr ist im Heiligen Qur-ân fest verankert. Der Allmächtige Gott sagt über das Gebet:


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      „Siehe, Ich bin Allah; es ist kein Gott außer Mir. Darum bete Mich an und verrichte das Gebet zu Meinem Gedächtnis.“ (20:15)


      Dieser Vers zeigt, dass Allah meint, man soll das Gebet (Salât) verrich- ten, wenn Er sagt, man soll Seiner Gedenken. Dann sagt Allah:


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      „Wenn ihr in Furcht seid, dann (sprecht euer Gebet) im Ste- hen oder im Reiten: Seid ihr aber in Sicherheit, dann gedenket Allahs, da Er euch das lehrte, was ihr nicht wusstet.“ (2:240)


      In diesem Vers wurde die Verrichtung des Gebets als das Gedenken Al- lahs bezeichnet. Es gibt noch viele andere Verse, diese zwei aber müss- ten jetzt genügen. Das zweite Zikr ist die Rezitation des Heiligen Qur- âns. Allah sagt:


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      „Wahrlich, Wir, Wir Selbst haben diese Ermahnung herabge- sandt und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.“ (15:10)

      Merkmale des richtigen Zikr

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      In diesem Vers wird die Offenbarung des Heiligen Qur-ân als Hinab- sendung der Ermahnung bezeichnet - im arabischen Text heißt es „Zikr“. Daher sagt Allah „gedenke Meiner“, wenn er sagt „Rezitiere den Heiligen Qur-ân“. Dann sagt Allah:


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      „Dieser (Qur-ân) ist eine Ermahnung voll des Segens, die Wir hinabgesandt haben: Wollt ihr sie nun verwerfen?“ (21:51)


      In diesem Vers wird der Heilige Qur-ân wieder als Ermahnung - ara- bisch „Zikr“- bezeichnet.

      Die dritte Art des Zikr besteht aus dem Rezitieren der Attribute Allahs und dem Anerkennen ihrer Wahrhaftigkeit. Manch einer glaubt, dass es ausreichend wäre, die Attribute Allahs während des Salât zu rezitieren. Das ist falsch. Das Gedenken Allahs – auch außerhalb des Salât – kommt im Heiligen Qur-ân ausdrücklich vor. Allah sagt:


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      „Und wenn ihr das Gebet beendet habt, dann gedenket Allahs im stehen, sitzen und wenn ihr auf eurer Seite liegt.“ (4:104)


      Ausdrücklich ist das hier erwähnte Zikr als eine Hinzufügung zum Salât

      beschrieben. Dann sagt Er:

      Merkmale des richtigen Zikr

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      „Männer, die weder Ware noch Handel abhält von dem Ge- denken Allahs und der Verrichtung des Gebets und dem Ge- ben der Zakat. Sie fürchten einen Tag, an dem sich Herzen und Augen verdrehen werden.“ (24:38)


      Auch hier wird das Gedenken Allahs separat zum Salât angeführt.

      Die vierte Form des Zikr ist die öffentliche Proklamation der Attribute Allahs. Er sagt:

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      „O du in dem Mantel Gehüllter! Erhebe dich und warne. Dei- nen Herrn verherrliche. Dein Herz läutere. Meide den Götzen- dienst. Und erweise nicht Huld, indem du Mehrung suchst. Und dulde standhaft um deines Herrn willen.“ (74:2-8)

      Methoden des Zikr

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  5. Methoden des Zikr


Was sind die angebrachten Methoden beim Vollzug dieser Arten des

Zikr?

Auf die Bedürfnisse der Gemeinde eingehend, werde ich nun einige As- pekte dieses Themas ansprechen. Die verschiedenen Formen des Zikr können in zwei Gruppen unterteilt werden: die verpflichtenden und die freiwilligen. Durch die Gnade Allahs ist unsere Gemeinde sehr gewis- senhaft im Verrichten der verpflichtenden Formen des Zikr; deswegen will ich darüber nicht lange sprechen. Später will ich etwas über die Nawafil sagen, der freiwilligen Variante des Ritualgebets. Das wird eine ausgedehntere Diskussion erfordern. Lassen Sie mich jetzt aber mit der Frage beginnen, wie der Heilige Qur-ân rezitiert werden sollte.


Die Rezitation des Heiligen Qur-ân


  1. Der Heilige Qur-ân sollte regelmäßig und nach einem festgesetzten Plan rezitiert werden. Setzen Sie lieber ein Tagespensum fest, als den Heiligen Qur-ân ab und zu hervorzuholen und zu lesen, was Sie gerade möchten. Unregelmäßiges Lesen trägt keine Früchte. Ob sie sich nun dafür entscheiden, einen halben Teil am Tag, einen gan- zen oder mehrere Teile zu lesen, die festgelegte Quote muss erfüllt werden. Der Heilige Prophetsaw sagte, dass Allah den Gottesdienst liebt, der regelmäßig vollzogen und niemals unterlassen wird. Un- regelmäßigkeit zeigt Mangel an Enthusiasmus, doch ohne Enthu- siasmus und wahre Liebe kann das Herz nicht geläutert werden. (Mishkat Kitab ul Iman) Auch meine persönliche Erfahrung bestätigt diesen Punkt. Jedes Mal, wenn ich sehr beschäftigt damit bin, ein

    Methoden des Zikr

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    Buch zu schreiben, oder mit einer anderweitigen Angelegenheit zu tun habe und nicht dazu komme, den Heiligen Qur-ân zu rezitie- ren, fühle ich mich bedrückt und die anderen Arten des Dienstes an Allah sind davon ebenfalls nachteilig beeinflusst. Kurzum, man sollte den Heiligen Qur-ân täglich rezitieren.

  2. Versuchen Sie zu verstehen, was Sie lesen. Der Heilige Qur-ân sollte nicht hastig rezitiert werden. Langsame Rezitation wird Sie dazu befähigen, den Heiligen Qur-ân zu verstehen, wodurch ihm auch der ihm gebührende Respekt gezollt wird. Ein Ahmadi fragte mich, was zu tun sei, wenn man den Heiligen Qur-ân nicht verste- he. Solche Leute sollten die Bedeutung eines Teiles des Heiligen Qur-ân lernen und diesen Teil jeder Rezitation hinzufügen. Sie mö- gen jetzt fragen, was denn der Nutzen sei, die Teile zu rezitieren, die man nicht versteht. Denken Sie daran, dass Allah sicherlich das belohnt, was aufrichtig und mit guter Absicht getan wird. Wenn Sie um Gottes Willen und ohne die Bedeutung zu verstehen den Heiligen Qur-ân rezitieren, wird Er Sie sicherlich ihrer Aufrichtig- keit entsprechend dafür belohnen. Darüber hinaus üben die Wörter einen gewissen Einfluss aus. Der Heilige Prophetsaw hat dazu gera- ten, in die Ohren eines Neugeborenen den Adhan (Gebetsruf) zu rezitieren. Das Kind ist zu dieser Zeit nicht in der Lage, etwas zu verstehen oder zu erkennen, wird aber durch die Wörter des Adhan beeinflusst.

  3. Vollziehen Sie der Möglichkeit nach die rituelle Waschung, bevor

sie den Heiligen Qur-ân rezitieren. Ich sehe es als zulässig an, den Heiligen Qur-ân auch ohne die Waschung zu rezitieren, aber einige Gelehrte sehen es als unerwünscht an. Es ist sicherlich angebrach- ter, vorher die Waschung zu vollziehen, um größeren Nutzen zu erzielen und größeren Lohn zu erhalten.

Methoden des Zikr

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Die Größe und Glorie Allahs zum Ausdruck bringen und Ihm danken


Eine andere Art des Zikr umfasst das Tasbeeh (Ausrufen der Glorie Al- lahs), Tahmeed (Ausdrücken der Dankbarkeit gegenüber Allah) und Tak- beer (Ausrufen der Größe Allahs). Solches Zikr kann sowohl allein als auch in Gesellschaft vollzogen werden. Manchmal ist solches Zikr vor- geschrieben, wie das Takbeer, also „Allaho Akhbar“ („Allah ist der Größ- te“) zu sagen, während man ein Tier schlachtet. Würde hier das Takbeer nicht ausgerufen, würde die Schlachtung nicht in Übereinstimmung mit den islamischen Vorschriften stehen. Doch man kann das Tasbeeh und Tahmeed auch leise als Gedenken Allahs wiederholen. Der Heilige Pro- phetsaw hat einige Formen des Zikr für jede Gelegenheit vorgeschrieben.



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„La haula wa la quwwata illa billah“, das heißt,

„Es gibt keine Kraft noch Macht ohne die Hilfe Allahs.“


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Diese Formen des Zikr umfassen alle Aspekte des Lebens. Sowohl Freu- de als auch Leid können im Laufe eines Tages erfahren werden. In Freu- de sagt der Muslim - image - „Alhamdulillahi Rabbil Alamiyn“ (Aller Preis gebührt Allah, dem Herren der Welten), in Trauer sagt er

- - „Inna lillahi wa inna ilaihi raji’oon“ (Allahs sind wir

Methoden des Zikr

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und zu Ihm werden wir zurückgebracht werden).

Der Heilige Prophetsaw hat in Übereinstimmung mit den Befehlen des Allmächtigen Gottes das Zikr für jede Angelegenheit vorgeschrieben. Allah sagt:

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„(...) gedenket Allahs im Stehen, Sitzen und wenn ihr auf eurer Seite liegt (...)“ (4:104)


Wenn Sie diesen Anweisungen folgen, werden Sie ständig mit dem Ge- denken Allahs beschäftigt sein. Wenn Sie während der Büroarbeit gute Nachrichten hören, sagen Sie „Alhamdulillah“. Wenn Sie gute Nachrich- ten hören, während Sie unterwegs sind, sagen Sie „Alhamdulillah“. Wie- derholen Sie das Tahmeed, wenn gute Nachrichten Sie erreichen wäh- rend Sie liegen. Auf diese Art und Weise wird das Gedenken Allahs aufrechterhalten.


Die Einheit Allahs als Zikr ausrufen


Der Heilige Prophetsaw (nach einer Erzählung von Jabir in Tirmidhi) sag- te, dass es die herausragendste und beste Art ist, Allahs zu gedenken, wenn man sagt:

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„La ilaha illalah“, das heißt,

„Niemand ist anbetungswürdig außer Allah.“

Methoden des Zikr

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Andere Rezitationen


Es gibt noch andere, sehr verdienstvolle Arten des Zikr. Eine davon ist:3


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„Subhanallahi wabi Hamdihi. Subhanallah il Azeem“, das heißt,

„Heilig ist Allah, Der Preiswürdige. Heilig ist Allah, Der Größ- te.“


Hinsichtlich dieser Rezitation sagte der Heilige Prophetsaw:


„Es gibt zwei einfach auszusprechende Sätze, doch werden sie am Tage des Jüngsten Gerichts schwer wiegen auf der Seite der guten Taten. Sie sind dem großen Herrn sehr lieb.“ (Buk- hari, Kitab ul Tauhid)


Sie stellen Zikr von sehr hohem Rang dar. Der Verheißenen Messiasas war einst körperlich angeschlagen zum Tahajjud4 erwacht. Aufgrund seiner Schwäche konnte er nicht aufstehen, um das Tahajjud zu verrichten. Er bekam daraufhin offenbart, er könne das obige Zikr rezitieren, statt in dieser Situation das Tahajjud zu verrichten. Den Ahadith zu Folge pfleg- te der Heilige Prophetsaw es oft zu rezitieren. Der Heilige Prophetsaw hat von der Superiorität dieser Form des Zikr berichtet.

Von diesen abgesehen, gibt es noch eine weitere sehr verdienstvolle Re- zitation. Obwohl darüber kein Hadith aufbewahrt wurde, sagt uns der


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3 Erzählt in Bukhari und Muslim.

4 Das freiwillige Ritualgebet, welches vor dem Sonnenaufgang verrichtet wird (Anm.d.Ü.).

Methoden des Zikr

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gesunde Menschenverstand, dass hierin Segnungen liegen. Es geht um das Zikr, das daraus besteht, die Worte des Heiligen Qur-ân als Geden- ken Allahs zu rezitieren. Es ist sicherlich gesegnet, denn es wird sowohl den Lohn dafür bringen, den Heiligen Qur-ân zu rezitieren als auch da- für, das Zikr zu vollziehen.

Vorkehrung für das Zikr

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  1. Vorkehrungen und geeignete Zeiten für diese Form des Zikr


    Nachdem ich den Charakter und die verschiedenen Arten des Zikr be- leuchtet habe, fahre ich nun damit fort, die notwendigen Vorkehrungen und geeigneten Zeiten für das Verrichten des Zikr zu erläutern


    Notwendige Vorkehrungen für das Zikr


    1. Der Heilige Prophetsaw hat uns angewiesen, das Zikr nicht bis zur Erschöpfung auszudehnen.

    2. Beschäftigen sie sich nicht mit dem Zikr, wenn Sie gedanklich unru- hig sind. Zu versuchen, das Zikr während einer wichtigen Beschäf- tigung zu vollziehen, ist nicht empfehlenswert. Die Anstrengung wäre nur halbherzig und respektlos gegenüber den Wörtern Got- tes; es würde als Sünde gezählt werden.

      Nochmals: Vollziehen Sie das Zikr kurz und mit voller Konzentra- tion.

      Einst, als der Heilige Prophetsaw nachhause kam, war Hadhrat Ayeshara mit einer Frau in einem Gespräch verwickelt. Hadhrat Ayeshara erzählte dem Heiligen Prophetsaw, dass die Frau Stunden im Gebet verbrachte. Der Heilige Prophetsaw antwortete:


      „Es ist nicht verdienstvoll, stundenlang das Gebet in solche Extreme zu treiben. Allah ist mit dem Gottesdienst zufrieden, welches regelmäßig vollzogen wird. Übermaß an Gebet er- müdet Allah nicht, aber den Betenden. Sein Gebet wird dann ohne Eifer und guten Geist vollzogen und bleibt verdienstlos. Jemand, der das Maß überschreitet, bringt Kummer über sich.“ (Mishkat, Kitab ul Iman)

      Vorkehrung für das Zikr

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      Hadhrat Abdullah bin Umar bin Ausra war ein gesunder Mann. Er betete die ganze Nacht und fastete am Tage und rezitierte den gan- zen Heiligen Qur-ân an nur einem Tag. Als der Heilige Prophetsaw davon hörte, sagte er:


      „Dies ist falsch. Bete nur ein sechstel, ein drittel oder höchs- tens die halbe Nacht. Faste jeden zweiten Tag. Beende die ganze Rezitation des Heiligen Qur-ân in nicht weniger als drei Tagen.“ (Bukhari, Kitab ul Saum)


      Abdullah bin Umar bin Ausra bat um Erlaubnis für mehr, bekam sie aber nicht. Er versprach dann, das erlaubte Maximum zu hal- ten und hielt sein Versprechen für eine lange Zeit, doch im Alter bedauerte er es, sich nicht noch weitere Zugeständnisse zunutze gemacht zu haben. Alles, was in Extreme getrieben wird, bringt Probleme. Zu viel gutes Essen belastet den Magen. Ähnlich bringt ein Übermaß an Zikr Ermüdung und Abneigung. Erhöhen Sie nach und nach die Anforderungen und beschränken Sie sich auf ihre Fä- higkeiten.

    3. Wenn Sie anfänglich Konzentrationsschwierigkeiten haben, bleiben Sie weiterhin standhaft und erfüllen Sie ihr Pensum trotz satanis- tischer Einflüsse. Mit energischer Entschlossenheit können Sie ihre Schwäche besiegen.

      Der berühmte Rechtsanwalt Tacon war einmal dabei, eine Ange- legenheit zu verteidigen. Der gegnerische Rechtsanwalt wand bei dieser Angelegenheit, befürchtend, dass Tacon gewinnen würde, folgende Strategie an. Er sprach zum Richter: „Tacon behauptet, er würde unabhängig von der Angelegenheit, von jedem Richter das von ihm angestrebte Urteil erhalten.“ Der Richter nahm sich daraufhin

      Vorkehrung für das Zikr

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      vor, nicht auf Tacon zu hören. Als die Verhandlung begann, lehnte der Richter jeden Einspruch ab, den Tacon erhob. Schließlich gab er der anderen Partei recht. Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass niemand einen Mann beeinflussen kann, der sich fest vorge- nommen hat, sich nicht beeinflussen zu lassen. Nehmen Sie sich in der Anfangsphase der Aneignung der Gewohnheit das Zikr zu verrichten fest vor, alle äußerlichen Einflüsse abzuwenden.

    4. Vollziehen Sie das Zikr nicht, wenn Sie sich körperlich nicht wohl fühlen.

    5. Akzeptieren Sie frohgemut, was immer Sie auch gewährt bekom- men. Auch wenn Sie anfänglich noch Konzentrationsschwierigkei- ten haben, wird eine Zeit kommen, in der Sie die Angewohnheit des Zikr wohl entfaltet haben werden.

    6. Vollziehen Sie Zikr in Demut und Gottesfurcht. Auch wenn Sie an- fänglich keinen demütigen Zustand erreichen können, simulieren Sie einen entsprechenden Gesichtsausdruck; die erwünschte Geis- teshaltung wird sich dann von selbst ergeben. Es passiert oft, dass sich jemand ein Verhalten nach und nach aneignet, welches er sich künstlich aufgesetzt hat. Wenn Sie Demut und Weinen simulieren, wird es sich bald ergeben, dass sie auch eine Demut im Geiste ent- wickeln.

      Einer Erzählung nach hat es einen sehr barmherzigen Professor ge- geben, der später sehr grausam geworden ist. Dies ist folgenderma- ßen passiert. Entsprechend seiner milden Natur erlitt er eines Tages einen Verlust und entschloss sich daraufhin, hart zu sein. Auf diese Weise eignete er sich ein strenges Verhalten an, obwohl er tief im Inneren immer noch barmherzig war. Nach und nach fasste diese Härte in seinem Charakter Wurzeln. Der Professor wurde durch seine Verstellung immer hartherziger.

      Vorkehrung für das Zikr

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      Indes, dieses Prinzip kann auch zum Guten eingesetzt werden. Am ersten Tag mag die Demut nur für einen kurzen Moment auffla- ckern, am zweiten wird sie aber länger halten. Regelmäßig geübt, werden sich die nicht mehr nachlassenden Anstrengungen bald sehr eindeutig zeigen.


      Es gibt noch andere grundsätzliche Punkte, die angesprochen werden müssen.

      Vollziehen Sie das Zikr, außer in einigen Umständen, wo es den Hadith nach erlaubt ist, nicht laut. Es kann Heuchelei verursachen und die Auf- merksamkeit anderer vom Gedenken Allahs oder dem Verrichten des Salât ablenken.

      Denken Sie daran, dass neue Praktiken schwer anzunehmen sind. Sich an sie zu gewöhnen, erfordert seine Zeit. Viele Leute beschweren sich darüber, dass sie ihr Herz nicht in das Zikr vertiefen können. Indes, glauben Sie, dass jemand dazu in der Lage wäre, ein neues Handwerk sich innerhalb nur eines Tages anzueignen? Ganz und gar nicht! Es er- fordert Zeit und Geduld. Lassen Sie sich daher nicht entmutigen, wenn es ihnen anfänglich schwer fallen sollte. Sie werden sich daran nach und nach gewöhnen. Die einzige Bedingung hier ist Standhaftigkeit.

      Manche sagen, dass Sie es genießen, das Zikr zu vollziehen. Sie sollten keinen Genuss im Zikr suchen, sondern es als Anbetung vollziehen, wie es sich auch gehört. Anbetung wird nur dann akzeptiert, wenn es mit der entsprechenden Absicht vollzogen wird.

      Manche sagen, dass sie einige Tage lang kein Interesse für das Zikr auf- bringen können, aber danach wieder anfangen, sich dafür zu interessie- ren. Ich rate jenen: Seien sie nicht entmutigt, das ist eine vollkommen normale Reaktion. Einst kam ein Gefährte zum Heiligen Prophetensaw und sagte: „O mein Herr, ich bin ein Heuchler.“ Er antwortete: „Nein, du

      Vorkehrung für das Zikr

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      bist ein Muslim.“ Der Gefährte gestand: „Wenn ich zu Ihnen komme, könnte ich den Himmel und die Erde beschwören, aber wenn ich zurückkehre, verliere ich diesen Geist.“ Er antwortete: „Würdest du die ganze Zeit über in solch einem Zustand verbleiben, würdest du bald sterben.“

      Immer im gleichen Zustand zu verharren, erstickt den Geist des Fort- schritts. Manchmal hebt Gott der Allmächtige jemanden von seinem wahren Status herunter, manchmal lässt Er ihn aber einen höheren Sta- tus genießen, damit er dazu motiviert wird, diesen ständig zu erhalten. Der Mangel an Interesse kann also sowohl nützlich als auch gefährlich sein. Der Unterschied zwischen beiden kann festgelegt werden. Man nehme an, es gebe Stufen des Maßes am Interesse, das Zikr zu verrich- ten; Stufe Null bedeutete die totale Abwesenheit von Interesse, Stufe Eins, Zwei, Drei, Vier und Fünf zeigten ein stetig wachsendes Interesse an. Befinden Sie sich auf Stufe Zwei und Ihr Mangel am Interesse fällt nicht unter Stufe Eins, dann ist es positiv zu bewerten. Auf Stufe Drei ist es vorteilhaft, wenn Sie nicht unter Stufe Zwei fallen. Bringt es Sie aber auf die Stufe Eins oder Null herunter, so sollten Sie darum besorgt sein, zusätzliche Mühen aufzubringen, um Ihren Stand zu erhalten.


      Angemessene Zeiten für das Zikr


      Wie ich vorher bereits erwähnte, sagt der Gott der Allmächtige:


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      „Und wenn ihr das Gebet beendet habt, dann gedenket Allahs im Stehen, Sitzen und wenn ihr auf eurer Seite liegt.“ (4:104)

      Vorkehrung für das Zikr

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      Eine wichtige Frage kommt auf: Welches sind die rechten Zeiten für das Zikr? In einem gewissen Sinne sollte Allahs die ganze Zeit über gedenkt werden.

      Hadhrat Ayeshara berichtet


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      Der Heilige Prophetsaw Allahs pflegte die ganze Zeit über das Gedenken Allahs. (Tirmidhi, Kitab ul Dawad)


      Bestimmte Zeiten sind aber auch durch den Heiligen Qur-ân festgelegt worden. Zum Beispiel heißt es:


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      „O die ihr glaubt! gedenket Allahs in häufigem Gedenken; und lobpreiset Ihn morgens und abends.“ (33:42-43)


      Die in diesem Vers festgelegten Zeiten sind sehr wichtig. Bukra bedeutet auf Arabisch die Zeit vom Anbruch der Morgendämmerung bis zum Sonnenaufgang. In anderen Wörtern sollte Allahs vom Fadjr-Gebet bis zum Sonnenaufgang gedenkt werden. Aseel ist die andere, für das Zikr festgelegte Zeit. Sie geht vom späten Abendgebet (Asr) bis zum Sonnen- untergang. Gott der Allmächtige sagt:


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      Vorkehrung für das Zikr

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      „Ertrage denn geduldig, was sie sagen und lobpreise deinen Herrn vor Aufgang der Sonne und vor ihrem Untergang und verherrliche (Ihn) in den Stunden der Nacht und an den En- den des Tages, auf dass du wahre Glückseligkeit finden mö- gest.“ (20:131)


      Dieser Vers definiert drei zusätzliche Zeiten für das Gedenken Allahs: Die Zeit nach dem Sonnenaufgang und den ersten und letzten Teil der Nacht.

      Die sechste Zeit für das Gedenken Allahs ist unmittelbar nach jedem vorgeschriebenen Gebet. Der Heilige Prophetsaw war sehr gewissenhaft, wenn es um das Zikr zu dieser Zeit ging. Es ist seine Sunnah (Tradition), zu dieser Zeit das Zikr zu verrichten. Hadhrat Ibn-i Abbasra sagt, dass die sich zum Gebet verspäteten Gefährten am folgenden Gebet den Ab- schluss des Ritualgebets erkannten:


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      „Du bist der Frieden und der Frieden ist von Dir. Erhaben bist Du, O Besitzer der Majestät und erhabener Position.“


      Die andere Form des Zikr nach den Gebeten besteht aus der Rezitation von:

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      Subhan-Allah, das heißt,

      Heilig ist Allah

      Vorkehrung für das Zikr

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      Alhamdolillah, das heißt,

      Aller Preis gebührt Allah


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      Allaho Akhbar, das heißt,

      Allah ist der Größte


      Es gibt einige Überlieferungen über dieses Zikr. Am besten ist es, wenn man den ersten Satz 33 mal, dann den zweiten Satz 33 mal und schließ- lich den letzten Satz 34 mal rezitiert. (Tirmidhi, Kitab ul Dawad)

      Die Zeit nach den Gebeten birgt große Segnungen, wenn das Zikr voll- zogen wird, und sollte deswegen vollständig genutzt werden. Einige Leute mögen den Eindruck haben, dass weder ich noch Hadhrat Khali- fatul Masih I5 dieses Zikr vollzogen haben. Das ist falsch. Ich pflege es zu verrichten, genau so wie Hadhrat Khalifatul Masih I es zu verrichten pflegte. Allerdings tat weder er es laut noch tue ich es. Auch Sie sollten diese Gewohnheit annehmen.


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      5 Der erste Nachfolger, also Kalif des Verheißenen Messiasas des Islam, Hadhrat Maulvi Hakeem Nuruddinra (Anm.d.Ü.).

      Die Gebete

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  2. Die Gebete


    Ich will nun zur wichtigsten Form des Zikr kommen, und zwar den vorgeschriebenen Gebeten. In den Gebeten vollzieht der Muslim das Zikr in allen Körperhaltungen – stehend (Qiyam), bückend (Rukuu), sich niederwerfend (Sajdah) und sitzend (Qaadah). Er rezitiert den Heiligen Qur-ân und vollzieht andere Formen des Zikr. Das Salât ist also eine Kombination aller Formen des Zikr.


    Die Philosophie der vorgeschriebenen Sunnah und der Nawafil


    Das Pflichtgebet besteht aus drei Teilen:



    Viele Leute verrichten nur Fardh und Sunnah. Die Sunnah wurde festge- setzt, um Defizite in den Pflichtgebeten auszugleichen. Allah akzeptiert keine fehlerhaften Gebete. Er akzeptiert nur die einwandfreien. Aber Er akzeptiert auch Sunnah-Gebete als Ausgleich für mangelhafte Fardh-Ge- bete. Falls eine der Rakaas (Bestandteile) im Fardhgebet mit mangelhafter Konzentration vollzogen wurde oder durch Versuchungen verdorben ist, wird es nicht angenommen werden. Diesen Verlust kann man aber mit Sunnah-Gebeten kompensieren. Der Heilige Prophetsaw kannte die menschliche Natur mitsamt ihren Schwächen gut. Er hat seinen Ge- folgsleuten einen großartigen Gefallen damit getan, indem er die Sun- nah zu den Fardh-Gebeten hinzufügte.

    Die Gebete

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    Dann gibt es noch die Nawafil-Gebete, welche Mittel darstellen, wo- durch Gottesnähe erreicht werden kann. Sie erheben den Menschen aus der Najat (Sündenanfälligkeit). Jeder, der sich nach Allahs Nähe sehnt, sollte den Nawafils besondere Beachtung schenken. Einige Nawafil wer- den tagsüber gebetet, andere nachts.

    Die nachts gebetet werden – Tahajjud genannt – bergen in sich besondere Segnungen. Gott der Allmächtige sagt:


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    “Wahrlich, die Nachtwache ist die beste Zeit zur Selbstzucht und zur Erreichung von Aufrichtigkeit im Wort.” (73:7)


    Durch das Tahajjud ist es möglich, seinen sprituellen Stand enorm zu erhöhen. Wer es betet, wird seine Wichtigkeit entdecken. Die Gefähr- ten des Propheten Muhammadsaw waren darin sehr eifrig. Obwohl es freiwillig ist, pflegte der Prophetsaw nachzusehen, wer dazu aufstand. Als einmal über die guten Qualitäten von Hadrath Abdullah bin Umarra gesprochen wurde, sagte der Heilige Prophetsaw, dass er wirklich sehr gut sei, aber das Tahajjud entrichten sollte. (Bukha- ri, Kitab ul Tahajjud) Er war ein junger Mann und nachlässig gegen- über dem Tahajjud. Der Prophet Muhammadsaw sagte außerdem:


    „Möge Allah Gnade mit dem Ehemann und der Ehefrau ha- ben, die sich gegenseitig nachts zum Gebet aufwecken. Falls der Ehemann erwacht, sollte er das Tahajjud entrichten und seine Frau wecken. Falls sie nicht aufstehen sollte, sollte er Wasser über ihr Gesicht nieseln lassen und umgekehrt, falls die Frau erwacht, so sollte sie das Tahajjud beten und ihren Mann wecken und falls er nicht aufwacht, Wasser über sein Gesicht nieseln lassen.” (Mishkat, Kitab ul Boyu)

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    Im Qur-ân erfahren wir, dass das Aufstehen zum Tahajjud das Ich stärkt. Dementsprechend ermahnt uns der Prophetsaw dazu, das Tahajjud zu verrichten, auch wenn es nur aus zwei Rakaats besteht. Er sagt außer- dem, dass Allah im letzten Teil der Nacht die Gebete ganz besonders akzeptiert, wodurch diese Zeitspanne ganz besonders wichtig und se- gensreich wird.


    Wie man nachts zum Tahajjud aufstehen kann


    Eine Möglichkeit aufzustehen - sei sie auch nicht besonders nütz- lich - ist es, den Wecker zu stellen. Es erzeugt eine Abhängigkeit und hindert einen daran, einen festen Willen zu erlangen. Jemand, der mit der festen Absicht zum Tahajjud aufzustehen zu Bett geht, ist die ganze Nacht über in einem Zustand des Gottesdiensts. Diejeni- gen aber, die auf den Wecker angewiesen sind und denen die fes- te Entschlossenheit fehlt, werden den Wecker oft wieder ausschal- ten und sich wieder schlafen legen. Falls sie doch aufstehen, sind sie beim Gebet meist sehr müde und schläfrig. Ihre Abhängigkeit hält sie von Wachsamkeit und damit von einem frischen Bewusstsein ab. Unter manchen Umständen jedoch, bei Anfängern zum Beispiel, kann ein Wecker doch nützlich sein.

    Es gibt dreizehn Methoden, die dabei helfen, zum Tahajjud aufzustehen.

    Jemand, der diese ernsthaft beachtet, wird, so Gott will, großen Nutzen aus ihnen ziehen. Auch, wenn es am Anfang einige Schwierigkeiten ge- ben sollte, werden sie sich doch als besonders nützlich erweisen. Ich habe sie aus dem Qur-ân und den Ahadith hergeleitet. Es ist eine Gnade Allahs, dass diese Punkte, die anderen verborgen blieben, mir zugäng- lich wurden. Um Zeit zu sparen, werde ich nur meine Schlussfolgerun- gen anführen, ohne dabei die Referenzen darzulegen.

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    1. Es ist ein Naturgesetz, dass alles in seinen ursprünglichen Zustand wieder zurückfällt, sobald sich ähnliche Zustände wiederholen. Im Alter treten oft Kinderkrankheiten wieder auf. Dasselbe passiert mit Vögeln und Bäumen. Dieses Gesetz kann insofern hilfreich sein, als man sich dadurch die Angewohnheit aneignen kann, nachts aufzustehen. Man sollte eine Weile nach dem Ischa-Gebet6 das Zikr vollziehen. Je mehr Zikr man vollzieht, desto eher wird man in der Lage sein, zum Zikr vor dem Morgengebet wieder aufzustehen.

    2. Man sollte nach dem Ishaa-Gebet mit niemandem mehr spre- chen. Obwohl der Heilige Prophetsaw auch nach dem Ishaa- Gebet Gespräche forführte, hat er es grundsätzlich verboten. Dazu gibt es zwei Gründe: Erstens kann es sein, dass spät zu Bett gegangen wird, wenn angefangen wird, sich zu unterhalten, so dass man nicht mehr imstande sein wird, früh aufzustehen. Zwei- tens kann ein Gespräch, das nicht den Glauben zum Gegenstand hat, die Aufmerksamkeit zerstreuen. Man sollte in einem Zustand schlafen gehen, wenn man über den Glauben nachsinnt, so dass man wieder in einem ähnlichen Zustand erwacht. Es ist nicht ver- boten, Büroarbeit oder ähnliche wichtige Aufgaben nach dem Ishaa- Gebet fortzuführen. Aber in diesem Fall sollte man lieber eine Weile das Zikr vollziehen, bevor man sich schlafen legt.

    3. Bevor man sich schlafen legt, sollte man die Wudhu (die rituelle Wa-

      schung) vollziehen, auch wenn man bereits im Zustand der Wudhu ist. Es beeinflusst das Herz und erzeugt eine besondere Art der Fri- sche. Wenn man in diesem Zustand der Frische zu Bett geht, wird man in selbigem wieder erwachen. Das ist eine allgemeine Beob- achtung. Jemand, der glücklich ins Bett geht, wird wieder glücklich


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      6 Das Nachtgebet (Anm.d.Ü.).

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      erwachen, wiederum wird jemand, der unglücklich ins Bett geht, unglücklich erwachen. Mit der Wudhu wird man genauso frisch wieder aufwachen, wie man sich schlafen gelegt hat. Darüber hin- aus wird es das Aufstehen erleichtern.

    4. Vor dem Einschlafen sollte man eine Weile das Zikr vollziehen. Dies wird dazu führen, dass man eher zum Zikr in der Nacht aufstehen kann. Der Prophetsaw pflegte vor dem Schlafengehen wie folgt das Zikr zu vollziehen: Er rezitierte die Ayatul-Kursi (Vers 2:256) und die letzten drei Kapitel des Qur-ân; dann pustete er zart in seine Hände und strich sie dreimal leicht über seinen Körper. Dann legte er sich zu seiner Rechten und sagte:


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      „Allahumma inni aslamto nafsi ilaik wa wajjahtu waj’hi Ilaik Wa fawwadztu amri ilaik raghbatun wa rahbatun ilaik. La malja’a wala manja’a minka illa ilaik. Allahumma aamunto bikitabikal- ladhi anzalta wa nabiyyikalladhi arsalta”, das heißt,


      „O Allah, ich übergebe mich Deinem Schutz, richte mein Ant- litz Dir gegenüber und weise Dir all meine Angelegenheiten zu. Da ist weder Zuflucht noch Schutz außer Dir Selbst. Ich glaube an Dein Buch, welches Du offenbartest und an Deinen Prophetsaw, den du sandtest.“ (Tirmidhi, kitab ul Dawad)


      Alle Gläubigen sollten dieses Zikr vollziehen und dann mit einem

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      anderen Zikr fortfahren, bis sie einschlafen. Eine wichtige Rezitati- on für diese Zeit ist:


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      „Subhan Allah wabi Hamdihi Subhan Allah hil Azeem”, das heißt, Heilig ist Allah, der Höchste; heilig ist Allah, der Größte.


      Im dem Zustand, in dem eine Person sich schlafen legt, befindet er sich die ganze Nacht über. Wenn jemand während des Tasbeeh (Glorifizierung Gottes) und Tahmeed (Preisung Gottes) einschläft, so wird er diesen geistigen Zustand die ganze Nacht über wah- ren. Eine allgemeine Beobachtung zeigt, dass Frauen oder Kinder, welche unruhig oder von Schmerzen geplagt zu Bett gehen, wei- nen, wenn sie sich von einer Seite zur anderen drehen. Ähnlich wird jemand, der während des Tasbeeh einschläft, auch das Tas- beeh rezitieren, wenn er sich von einer Seite zur anderen wendet. Gott der Allmächtige, sagt im Heiligen Qur-ân:


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      „Ihre Seiten halten sich fern von (ihren) Betten; sie rufen ih- ren Herrn an in Furcht und Hoffnung und spenden von dem, was Wir ihnen gegeben haben.” (32:17)


      Einen zufälligen Beobachter wird es nicht so erscheinen, als wür- den Muslime sich von ihren Betten fern halten. Der Heilige Pro- phetsaw legte sich genauso schlafen wie alle anderen Muslime auch.

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      Tatsache ist indes, dass ihr Schlaf in Wirklichkeit gar keiner ist; es ist eine Form von Tasbeeh. Sie scheinen zwar zu schlafen, aber sie tun es nicht. Ihre Seiten halten sich fern von ihren Betten, sie sind im Gedenken ihres Herrn beschäftigt.

    5. Man muss zur Schlafenszeit fest entschlossen sein, für das Tahajjud aufzustehen. Allah hat dem Menschen die Kraft gegeben, den Geist dem Willen unterzuordnen. Philosophen haben dieses Prinzip ebenfalls akzeptiert. Man muss zur Schlafenszeit nur fest entschlos- sen sein, zum Tahajjud aufzustehen, dann wird der Geist wach sein, während der Körper schläft, so dass man zur gewünschten Zeit wid aufstehen können.

    6. Die sechste Methode ist für diejenigen, die sehr stark im Glauben sind. Statt das Witr (drei Rakaats, die nach dem Ishaaa-Gebet ver- richtet werden und als sehr wichtig erachtet werden) nach dem Ishaa zu beten, sollte man es bis zur Tahajjud-Zeit aufschieben. Ge- wöhnlich ist es so, dass Leute ihre Pflichtgebete regelmäßig ver- richten, in den freiwilligen aber nachlässig sind. Das Witr ist Wajib, das heißt, es ist zwar nicht obligatorisch, wird aber als sehr wichtig angesehen. Wenn man die Wajib mit den Nawafil kombiniert, festigt es den Beschluss, beide zu entrichten. Die Seele wird keine Ruhe finden, ehe beide entrichtet sind. So wird auch das Nawafil mitgebe- tet. Jemand, der bereits das Witr vollzogen hat, könnte zum Tahajjud nicht aufstehen, obwohl er wach ist. Seine Seele würde sich ent- spannt fühlen. Aber wenn das Witr immer noch fällig ist, wird die Seele unruhig und wird ihn wecken. Aber dies sollten nur diejeni- gen machen, die im Glauben fortgeschritten sind. Die Schwächeren könnten auf diese Art auch des Witrs verlustigt gehen.

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    7. Es gibt noch eine Methode für die Fortgeschritteneren: Man be- ginnt nach dem Ishaa-Gebet damit, Nawafils zu beten und fährt dar- in fort, bis man einnickt und vom Schlaf überwältigt wird. Obwohl dadurch der Gesamtschlaf reduziert wird, werden sie sich zur Zeit des Tahajjud wieder wach vorfinden. Diese Methode ist eine Übung für die Seele.

    8. Sufis, die zum Verschlafen neigen, tauschen meist ihre weichen Bet- ten gegen härtere aus.

    9. Man sollte einige Stunden vor dem Schlafengehen essen. Am bes- ten vor dem Maghrib-Gebet oder unverzüglich danach. Manchmal ist der Geist zwar anwesend, aber nicht der Körper. Der Körper verhält sich wie ein Joch; wenn das Joch zu schwer wiegt, dann erwürgt es die Seele. Der Bauch sollte zur Schlafenszeit nicht voll sein. Es hat eine schlechte Wirkung auf das Herz und macht faul.

    10. Man sollte sich nicht in einem unreinen Zustand schlafen legen. Engel schließen sich denjenigen an, die rein sind. Den Unreinen nä- hern sie sich nicht. Einmal wurde dem Propheten Muhammadsaw etwas angeboten, was stark roch. Er aß es nicht, aber erlaubte sei- nen Gefährten, es zu essen. Er erklärte ihnen, dass Engel, die ihn oft besuchen kamen, solche Gerüche nicht mochten.

      Engel verachten Schmutz. Als sich Hadhrat Khalifatul Masih Ira ohne seine Hände nach dem Essen zu waschen schlafen legte, träumte er, dass ihm sein älterer Bruder den Qur-ân reichen wollte, doch als er ihn annehmen wollte, da zog er ihn wieder weg und sagte ihm, dass er den Qur-ân nicht berühren solle, da seine Hände schmutzig seien. Körperliche Sauberkeit beeinflusst die Reinheit des Herzens. Den- jenigen, die sauber sind, werden Engel dabei helfen, aufzustehen, den Unreinen werden sich die Engel nicht nähern. Demnach ist auf die Sauberkeit des Körpers zu achten.

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    11. Das Bett sollte ebenfalls sauber sein. Viele ignorieren diese Ange- legenheit. Man sollte sich vor Augen halten, dass der Geist direkt durch die Sauberkeit des Bettes beeinflusst wird. Darauf sollte man besonders achten.

    12. Ehemann und Ehefrau sollten es vermeiden, im selben Bett zu schlafen. Unter gewöhnlichen Muslimen kann dieses Verhalten der Spiritualität schaden, spirituell Fortgeschrittene jedoch beeinflusst es nicht. Der Heilige Prophetsaw schlief in den selben Betten wie sei- ne Frauen. Er hatte einen erhabenen spirituellen Status inne, seine Spiritualität geriet dadurch nicht in Gefahr. Gewöhnliche Muslime jedoch sollten achtsam sein, sinnliche Begierden beeinflussen die Spiritualität nachteilig. Deswegen lehrt der Qur-ân:


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      „(...) esset und trinket, doch überschreitet das Maß nicht (...)“ (7:32)


      Warum verbietet uns der Islam, die Grenzen zu überschreiten? Weil es der Spiritualität schadet. Personen, die sich selbst unter Kont- rolle haben, werden nicht Schaden leiden, gewöhnliche Muslime jedoch mögen sich in Leidenschaften verstricken. Das fügt der Spi- ritualität Schaden zu und verhindert das Aufstehen zum Tahajjud.

    13. Eine weitere Methode, wodurch man zum Tahajjud aufstehen kann und darüber hinaus sich auch vor Schwächen und Sünden schützt, ist, dass man sich vor dem Einschlafen einer Selbstkontrolle unter- zieht. Man sollte sich überlegen, ob man gegen irgendjemanden Bös- willigkeit, Groll, schlechte Gedanken oder Vorurteile verspürt. Falls ja, sollte man dies unbedingt beseitigen. Die Reinheit, die man da- durch erlangt, wird dabei behilflich sein, zum Tahajjud aufzustehen.

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    Das Herz sollte zur Schlafenszeit absolut rein sein. Falls man glaubt, dass solche Gedanken doch auftauchen oder berech- tigt sind, sollte man darüber nachdenken, dass man die Mög- lichkeit hat, sich damit tagsüber zu beschäftigen und es nicht nötig ist, darüber nachts nachzusinnen. Wenn man sich dann einmal gedanklich davon entfernt hat, werden sie auch kaum wieder auftreten. Am Tage wird man sowieso anderweitig be- schäftigt sein, so dass diese Gedanken nicht mehr auftreten, und wenn, dann werden sie an Ernsthaftigkeit verloren haben. Wenn man sich nachts auf diese Weise reinigt, wird man ganz be- stimmt in der Lage sein, zum Tahajjud zu erwachen.


    Konzentration in Gebeten


    Nun möchte ich ein Thema behandeln, auf das ich oft angesprochen werde. Es geht um die Aufrechterhaltung der Konzentration im Gebet. Sie werden wahrscheinlich bereits selbst einige der Methoden prakti- zieren, die ich beschreiben werde. Wenn Sie diese richtig angewendet haben, werden Sie sich von ihren positiven Ergebnissen bereits über- zeugt haben.

    In der Scharia sind bereits einige Regeln zur Aufrechterhaltung der Kon- zentration im Gebet vorgeschrieben. Ich werde dazu noch einige Tech- niken hinzufügen, welche allgemeinhin nicht bekannt, aber trotzdem hilfreich sind.

    Lassen sie mich mit einem allgemeinen Prinzip beginnen: Jemand, der wirklich Vertrauen in eine von ihm angewandte Technik hat, wird grö- ßeren Nutzen daraus ziehen. Sando war ein erstklassiger Bodybuilder in Europa. Er sagte: „Training ist wichtig für die Gesundheit, aber zur selben

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    Zeit müssen sie auch fest davon überzeugt sein, dass ihre Arme und Muskeln stärker werden.“ Die Arme werden zwar durch das Training stärker, aber wenn sie zur gleichen Zeit auch fest daran glauben, dass ihr Körper sich stärkt, dann wird es naturgemäß einen zusätzlichen Einfluss darauf haben. Ohne solch einen Glauben geht ein großer Teil des potentiellen Effektes verloren und der Nutzen wird reduziert.


    Regeln aus dem islamischen Recht zur Aufrechterhaltung der Kon- zentration


    Folgende Regeln weist die islamische Scharia zur Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit auf:


    1. Die Durchführung der Wudhu (rituelle Waschung) ist vor dem Be- ginn eines jeden Gebetes sehr wichtig. Gott der Allmächtige hat Wege erschaffen, um Gedanken und Gefühle miteinander kommu- nizieren zu lassen. Eines davon ist das Nervensystem. Es wirkt als Kanal zur Übertragung der Gefühle eines Menschen zu einem an- deren. Der Heilige Prophetsaw pflegte das Ayatul Kursi (Vers 2:256) zu rezitieren, dann auf seine Hände zu pusten, welche er anschlie- ßend sanft über seinen Körper strich. Glauben sie, dies wäre nicht eine ernst zu nehmende Handlung? Nein! In Wirklichkeit ist es so, dass Gedanken von einer Person zu einer anderen durch das Ner- vensystem, den Gedanken und die Stimme transportiert werden. Der Heilige Prophetsaw brachte alle Kanäle unter Kontrolle, indem er das Ayatul Kursi mit seiner Stimme rezitierte, dann auf seine Hände pustete und sie dann über seinen Körper bewegte. Kurzum, die Stimme, das Nervensystem, die Sicht und der Atem sind allesamt Wege, über die Gedanken ausgedrückt werden kön-

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      nen. Aus diesem Grunde rezitieren rechtschaffene Muslime, inklu- sive dem Heiligen Prophetsaw, um vollen spirituellen Nutzen zu er- zielen auch bestimmte Worte während sie hinaufpusten oder ihre Körper berühren.

      Da das Nervensystem ein Kanal für das Ausdrücken von Gedan- ken ist, hat uns der Heilige Prophetsaw dazu angewiesen, die ritu- elle Waschung zu vollziehen, um unsere Gedanken zu reinigen. Die Hauptausgänge für das Ausdrücken von Gedanken sind der Mund, die Arme und die Füße. Sie müssen gesäubert werden. Ex- perimente zeigen, dass wenn der Mund, die Arme und die Beine mit Wasser gewaschen werden, die Kette schlechter Gedanken un- terbrochen wird.

      Die Waschung unterbricht belanglose Gedankengänge und schafft Ruhe und Behaglichkeit. Dies wiederum fördert die Konzentrati- on. Bleiben Sie während der Durchführung der Wudhu der festen Überzeugung, dass Sie dabei sind, alle zerstreuten Gedanken zu verbannen. Mit dieser Haltung werden Sie zusätzliche Behaglich- keit erfahren und ihre Gedanken werden nicht abgelenkt. sein.

    2. Ein anderes Mittel zur Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit im Gebet ist, die Gebete zusammen mit der Gemeinde in der Moschee darzubringen.

      Menschliche Gedanken arbeiten durch einen Assoziationsprozess. Wenn Max Moritz trifft, fragt er ihn nach seinen Sohn Alexander. Obwohl Alexander gar nicht anwesend ist, erinnert ihn das Treffen mit Moritz an ihn. So funktioniert das menschliche Gehirn: Wenn man etwas sieht, erinnert man sich automatisch an Dinge, die damit assoziiert sind. Wenn jemand seine Gebete an einem Ort darbringt, welcher das Haus Gottes genannt wird und wo Tag und Nacht Ge-

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      bete dargebracht werden, wird er sicherlich daran denken, vor Gott zu stehen, um dessen Anbetung dieses Gebäude errichtet wurde. Er wird das Gefühl haben, seinen Herrn reinen Herzens zu gehor- chen. Der Heilige Prophetsaw hat Muslimen die Anweisung erteilt, einen besonderen Ort in ihren Häusern für das Gebet zu bestim- men. (Mishkat, Kitab ul Manasik) Dort zu beten, wird sie daran erinnern, dass dieser Ort für das Gebet bestimmt ist. Es mag einige unter Ihnen geben, die diese Erfahrung nie in den Moscheen ge- macht haben, jetzt aber wurde ihnen dieser Punkt erläutert und Sie werden dazu in der Lage sein, die Moscheen mit so einer Einstel- lung aufzusuchen. Dies wird Ihnen dabei behilflich sein, unsinnige Gedanken unter Kontrolle zu bringen, sich auf den Gebetsakt zu konzentrieren und wahren Frieden zu finden.

    3. Die Anweisung, sich Richtung Kaaba (das erste Haus Gottes in

      Mekka) zu wenden, ist ebenso konzentrationsfördernd. Die Stadt Mekka hat vielerlei Vorzüge. Genau an diesem Ort ließ ein Gelieb- ter Gottes, Abrahamas, in Gehorsam zu Ihm, seine Frau und sein Kind ohne Vorsorge und Schutz zurück. Da er es um Gottes Willen tat, hat sich seine Nachkommenschaft enorm vervielfacht, ja, ist so zahlreich geworden wie die Sterne am Himmel. Viele Propheten sind aus seiner Nachkommenschaft hervorgegangen. Und schließ- lich kam auch jene Person aus seiner Nachkommenschaft hervor, die dazu bestimmt war, die ganze Menschheit zu reformieren.

      Jemand, der sein Antlitz Richtung Mekka wendet, wird durch Is- maelsas Opfer inspiriert. Er wird an die großartige Ehre und Ma- jestät seines Herren erinnert werden, zu dessen Anbetung er sich aufgestellt hat. Diese Erinnerung ist dabei behilflich, zerstreute Ge- danken auszumerzen und führt zur Vergegenwärtigung der Größe und Glorie Allahs.

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    4. Die Ausrufung des Adhan (Gebetsruf) ist ebenso konzentrationsför- dernd. Die Ausrufung von „Allaho Akhbar, Allaho Akhbar“ („Allah ist der Größte, Allah ist der Größte“) erinnert die Anbetenden da- ran, dass Allah, um dessen Willen sie sich versammelt haben, der Größte ist. Dies wird die Konzentration in Ihren Gebeten fördern. Der Heilige Prophetsaw sagte, dass die Ausrufung des Adhan Satan in die Flucht schlägt.

      Jemand, der sich den Sinn des Adhan, nämlich die Größe und Glo- rie Allahs auszudrücken, vergegenwärtigt, wird seine Weisheit zu schätzen wissen. Nachdem Sie nun die Philosophie des Adhan kennen, werden Sie sich daran erinnern, wenn er ausgerufen wird und so vollen Nutzen daraus ziehen. Sobald die Erinnerung an die Größe und Glorie Gottes ihr Bewusstsein eingenommen hat, wer- den andere Gedanken verschwinden und sie werden sich konzen- trieren können.

    5. Iqamat, die kürzere Version des Adhan kurz vor dem Beginn des Salât in einer Gemeinschaft, macht ebenfalls auf die Größe und Glo- rie Gottes aufmerksam. Alle Punkte, die hinsichtlich des Adhan ge- nannt wurden, gelten auch hier. Der Heilige Prophetsaw sagte, dass auch das Iqamat Satan in die Flucht schlägt. (Muslim, Kitab ul Salat) Er meint damit, dass das Iqamat schlechte Einflüssterungen besei- tigt und die Konzentration in den Gebeten fördert.

    6. Ordnung in äußerlichen Einrichtungen schafft auch gedankliche Ordnung und sorgt dafür, dass sich die Gedanken nicht zerstreuen. Sobald die Betenden sich in Reih und Glied zum Gebet aufstellen, werden auch tiefere Gedanken in Ordnung gebracht. Wie Ehrfurcht einflößend die Gebetsreihen doch wirken - alle vor dem König der Könige in absoluter Stille! Der Heilige Prophetsaw sagte: „Haltet eure

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      Reihen gerade, damit eure Herzen demütig werden.“ (Muslim, Kitab ul Salat) Was ist der Sinn dieser Reihen? Kurzum, äußerliche Unord- nung sollte die innere spirituelle Ordnung nicht gefährden.

    7. Das siebte Mittel zur Konzentrationsförderung ist die Formulie- rung der Niyat (Absicht), denn wenn sie ihrem Geist etwas vor- schreiben, wird dieser sich auch darum bemühen. Niyat bedeutet nicht, dass sie den Namen des Imams (Vorbeter), die Anzahl der Rakaas und die Richtung Kaaba nennen müssen. Die Absicht, das Gebet zu verrichten, sollte im Herzen Wurzeln fassen.

      Es wird erzählt, dass jemand eine Neurose in Bezug auf die Niy- at entwickelt hatte, insbesondere wenn es um die Benennung des Imams ging. Stand er in einer Reihe hinter anderen, war er unzu- frieden, wenn er sagte „hinter diesem Imam“. Er befürchtete, dass wenn andere Leute zwischen ihm und dem Imam stehen würden, er nicht wirklich „hinter diesem Imam“ stünde. Daraufhin ging er stetig weiter nach vorne, bis er den Imam berührte und dann sa- gen konnte „hinter diesem Imam“. Diejenigen, die unter solch einem Aberglauben leiden, irren. Sie leiden unter den Folgen, wodurch die Niyat zu einer unnötigen Last wird. In Wirklichkeit ist die Ab- sicht an das Herz gebunden.

      Wenn Sie sich zum Gebet hinstellen, denken Sie ganz bewusst an

      das Gebet. Denken Sie daran, was Sie zu tun gedenken. Sobald Sie das verstanden haben, werden Sie damit anfangen, Demut zu ent- wickeln und sich zu konzentrieren.

    8. In gemeinsamen Gebeten wiederholt der Imam Worte, die die Got- tesfurcht einflößen. Jeder, der sich ablenken lässt, wird durch sie zurückgeholt. Wenn „Allaho Akbar“ ausgerufen wird, wird er ge- warnt: „Schärfen Sie ihre Aufmerksamkeit, denn Der, vor dem wir stehen,

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      ist der Größte.“ Wenn sich Ihre Gedanken dann nach einer Weile zer- streuen sollten, wird Ihnen gesagt: - image - „Sami Allaho liman Hamidah“ („Allah hört das Gebet dessen, der Ihn preist.“),

      so dass man sich daran erinnert, dass man Allah zu preisen hat, wenn man Nutzen aus dem Gebet ziehen will, und andernfalls nur seine Zeit verschwenden würde.

      Wiederholte Ermahnungen des Imams sorgen dafür, das die Nach- beter wachsam und aufmerksam bleiben. Aus diesem Grunde steht der Imam auch eine Reihe vor den Nachbetern. Er erinnert sie im- mer wieder daran, dass sie vor dem großartigsten aller Könige ste- hen und sich daher mit voller Aufmerksamkeit hinstellen sollten.

    9. Der Islam hat für das Gebet nicht nur eine Körperhaltung festge- legt, sondern verschiedene. Wenn die Gedanken eines Betenden sich zerstreuen, so wird er durch den Vollzug der Rukuu (Beugung) und Sajdah (Niederwerfung) an seinen zerstreuten Zustand erin- nert. Selbst wenn er diese Gebetshaltungen aus Gewohnheit her- aus vollzieht, machen ihn wichtige Bewegungen wachsam. Gottes- dienste aus anderen Religionen weisen nicht solche Charakteristika auf; sie sind nur dem Islam zu eigen.

    10. Die Verrichtung der Sunnahs vor und nach den vorgeschriebenen Gebeten fördert ganz besonders die Konzentration in den vorge- schriebenen Gebeten (Fardh).

      Es ist ein Naturgesetz, dass sich die Anzeichen kommender Ereig- nisse bereits vor ihrem Erscheinen bemerkbar machen und ihre Nachwirkungen sich nach ihrem Erscheinen fortsetzen. Zum Bei- spiel ist schon vor dem Sonnenaufgang Licht zu sehen, welches auch noch nach dem Sonnenuntergang wahrgenommen werden kann. Ähnlich können wir beobachten, dass manch sorgenvoller

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      Gedanke das Bewusstsein auf Kosten anderer Gedanken dominie- ren kann. Anliegen, die im Einklang mit persönlichen Wünschen stehen, oder solche, die zu Behagen führen, oder solche, deren Nichtvorhandensein abträglich sein könnte, übertönen andere An- liegen und okkupieren das Bewusstsein. Wenn jemand mit einer besonders nützlichen, gefährlichen, angenehmen oder interessan- ten Aufgabe beschäftigt ist, wird er gedanklich abgelenkt sein und sich nicht gleichzeitig auf eine andere Sache konzentrieren können. Denken sie zum Beispiel an einen Büroarbeiter. Wenn er sich nach seiner Büroarbeit noch mit einer persönlichen Aufgabe beschäfti- gen muss, wird er bereits ein oder zwei Stunden vor dem Feier- abend an sie denken. Ähnlich wird er nach Feierabend weiter an seine Büroarbeit denken, wenn er dort eine wichtige Aufgabe zu bewältigen hatte. Nur nach einer gewissen Zeit wird er wieder in der Lage sein, sich auf andere Dinge vollkommen einzulassen. Der Heilige Prophetsaw hat Sunnahs vor und nach den Fardh-Gebeten vorgeschrieben, um sicher zu stellen, dass das Fardh nicht durch Gedanken, die durch den Kopf wandern, gestört wird. Solche Stö- rungen werden durch den Vollzug der Sunnahs unterdrückt und man wird darauf vorbereitet, aufmerksam das Fardh zu beten. Ähnlich wurden auch Sunnahs nach den Fardh-Gebeten deswegen festgesetzt, um das Bewusstsein freizuhalten von Gedanken zu An- liegen, die nach dem Gebet anstehen. Dadurch wird das gesamte Fardh-Gebet geschützt. Wie ich bereits erwähnte, lässt sich das Be- wusstsein dann am meisten ablenken, wenn eine Aufgabe kurz vor ihrer Beendigung steht und die zweite Aufgabe ansteht. Jemand, der am Ende seines Fardh-Gebetes angelangt ist, das Sunnah-Gebet aber noch zu entrichten hat, wird anderweitige Gedanken noch un-

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      terdrücken können. Dies ist einer der Hauptgründe für die Festset- zung der Sunnahs.

      Der Heilige Prophetsaw hat die Anzahl der Sunnahs im Einklang mit den Erfordernissen des Tagesablaufs festgesetzt.

      Die Zeit des Zuhr-Gebetes (früher Nachmittag) ist die Zeit, zu der man am stärksten in den unterschiedlichsten Angelegenheiten des Tages eingebunden ist. Er setzte deshalb zwei oder vier Sunnahs vor und nach dem Fardh fest. Er hat somit zwei Wachen aufgestellt, die das Fardh vor Gedanken, die es stören könnten, schützen.

      Vor dem Asar (später Nachmittag) gibt es zwar keine Sunnahs, da- für aber Nawafils - man mag sie verrichten, oder auslassen -, weil es die Zeit ist, in der die geschäftlichen Beschäftigungen zum Ende kommen. Das Gebet zu dieser Zeit ist daher sehr kurz. Dafür gibt es aber das Zikr zwischen dem Asar und dem Maghrib (Gebet zum Sonnenuntergang).

      Es gibt keine Sunnahs vor dem Maghrib, weil diese Zeit in der Regel sehr kurz ist, dafür gibt es aber das Sunnah nach dem Maghrib. Das Abendessen wird in der Regel nach dem Maghrib eingenommen. Die zwei Sunnahs schützen das Bewusstsein vor Ablenkungen durch die bevorstehende Mahlzeit oder ähnlichen Angelegenhei- ten.

      Vor dem Ishaa (Abendgebet) gibt es keine Sunnahs, weil die Art der Aktivitäten vor dem Ishaa das Bewusstsein in der Regel nicht sehr stark beschäftigen. Dafür gibt es aber die Sunnahs und das Witr nach dem Ishaa, welche die Aufmerksamkeit vor dem Gedanken an den Schlaf schützt. Das Witr kann auch später gebetet werden. Es gibt zwei Sunnahs vor dem Fadjr (Morgengebet). Sie dienen der Überwindung noch eventuell vorhandene Schläfrigkeit. Weil in der

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      Regel direkt nach dem Fadjr keine Aufgaben zu erledigen sind, die das Bewusstsein beschäftigen könnten, muss man nach dem Fadjr keine Sunnahs mehr entrichten. Indes ist zwischen dem Fadjr und dem Sonnenaufgang das Zikr vorgeschrieben.


      All die oben genannten Methoden dienen der Aufrechterhaltung der Konzentration im Gebet und sind aus der Scharia entnommen worden. Sie können vollen Nutzen daraus ziehen, wenn Sie die Philosophie, die diesen Methoden zugrundeliegt, zur Gänze begreifen und sich ständig der Weisheit, die in diesen Praktiken zu finden sind, bewusst sind. Ich habe sie detailliert erläutert, damit Sie in die Lage versetzt werden, sie in ihrer Gänze zu verstehen. So Gott will, werden diejenigen, die diese Methoden praktizieren und sich dabei der dahinterliegenden Philoso- phie bewusst sind, großen Nutzen daraus ziehen.

      Es sollte außerdem daran gedacht werden, dass das Gebet genau so seine Bestandteile hat, wie der menschliche Körper. Diese Bestandteile sind die Wörter, die in den unterschiedlichen Positionen während des Gebets, also während des Stehens, Beugens, der Niederwerfung und des Sitzens, rezitiert werden. Achten Sie ganz besonders auf jeden ein- zelnen Bestandteil des Gebets, ansonsten wird Ihr Gebet schwächeln, bis es komplet daniederliegt.


      Weitere Methoden zur Förderung der Konzentration


      Ich möchte nun zu den Methoden kommen, die nicht in der Scharia ge- fordert werden, aber trotzdem hilfreich sind.


    11. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren, dann rezi- tieren Sie die Wörter langsam. Das menschliche Gehirn ruft augen-

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      blicklich Dinge auf, die es schon häufig wahrgenommen hat, hat aber Schwierigkeiten, Dinge aufzurufen, die es bislang selten wahr- genommen hat. Wenn Sie jeden Tag Max sehen, werden Sie sich gleich ein Bild von ihm machen, wenn Sie ihn aber nur gelegentlich sehen, werden Sie dafür eine Weile brauchen und darüber hinaus wird das Bild, das Sie sich von ihm machen, nicht ganz klar sein. Ähnlich macht man sich schnell bildhafte Assoziationen, wenn man eine Sprache gebraucht, die man in der Kindheit erlernt hat. Wenn dann Wörter wie Wasser oder Brot ausgesprochen werden, macht sich das Bewusstsein sofort ein geistiges Bild davon. Dies ist bei Fremdsprachen aber nicht der Fall. Das Bewusstsein macht sich erst nach einer Weile ein Bild vor seinem geistigen Auge. Wenn Kinder Englisch lernen und dann ein Wort (wie Katze) aussprechen, wird es ihnen nicht mehr als ein bloßes Wort erscheinen. Wenn aber das betreffende Wort in ihrer Muttersprache ausgesprochen wird, dann machen sie sich sofort ein Bild davon.

      Viele nicht-arabischen Muslime, die mit der arabischen Sprache

      nicht vertraut sind, haben Konzentrationsschwierigkeiten. Kon- zentration erfordert, dass die Bedeutungen der Wörter fest im Kopf verankert sind. Ansonsten können die den Wörtern entsprechen- den bildhaften Assoziationen nicht sofort konstruiert werden. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass Sie im Gebet bereits den vierten Vers der Sura Al-Fatiha „Iyyaka Nabodo“ („Dir allein dienen wir“) aufsagen, während ihr Bewusstsein immer noch dabei ist, sich ein Bild des zweiten Verses „Arrahma nir Raheem“ („ der Gnädige, der Barmherzige“) zu machen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit be- einflusst und die Segnungen des Gebets verringern sich.

      Es ist für diejenigen, die der arabischen Sprache nicht mächtig sind,

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      notwendig, die Wörter langsam zu rezitieren. Solange Sie sich nicht ein klares Bild der Bedeutung eines Satzes vor dem geistigen Auge gemacht haben, sollten Sie nicht zum nächsten Satz übergehen. Sie sollten - image - „Bismilllahir Rahmanirrahim“ („Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“) sagen und versu- chen, sich ein klares Bild über dessen Bedeutung zu machen. Sie sollten nicht mit - image - „Alhamdolillahi Rabbil Alamin“ („Aller Lob gebührt Allah, dem Herren der Welten“) fortfahren, so- lange Ihnen die Vorstellung des vorigen Satzes nicht lebhaft und klar gegenwärtig ist. Das selbe gilt auch für den darauf folgenden Satz - image - „Ar Rahman nir Rahim“ („dem Gnädigen, dem Barmherzigen“). Solange Sie sich nicht an solch langsame und wohl- überlegte Rezitation gewöhnen, werden die Wörter, die Ihre Lippen formen, nicht mit den Vorstellungen in Ihrem Geiste übereinstim- men.

      Sogar diejenigen, die der arabischen Sprache mächtig sind, werden Nutzen aus einer langsamen Rezitation ziehen. Obwohl Sie dazu fähig sind, die Bilder schnell aufzurufen, wird Ihnen Ihre schnel- le Rezitation nicht genug Zeit lassen, einen den Bedeutungen ent- sprechenden Herzenszustand zu erreichen. Ebenso sollten Sie den Heiligen Qur-ân langsam rezitieren und ihn mit häufigen Pausen betonen.

      Etwas langsam vorzutragen, ist nicht nur beim Lesen des Heiligen Qur-ân eine gute Angewohnheit, sondern auch bei der Erteilung von Rat und Ermahnung. Hadhrat Abu Hurairara war einmal dabei, ein Hadith schnell und laut zu erzählen. Hadhrat Ayeshara fragte, wer er war und was er tat. Er stellte sich vor und fügte hinzu, dass er dabei war, ein Hadith des Heiligen Prophetensaw zu erzählen. Sie

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      fragte daraufhin: „Ist dies die Art und Weise, wie der Heilige Prophetsaw seine Gespräche führte?“ Hadhrat Abu Hurairara hatte darauf keine Antwort. Die Art und Weise, wie der Heilige Prophetsaw sowohl in Rezitationen als auch in allgemeinen Gesprächen verfuhr, war im- mer wohl überlegt. Handeln auch Sie nach dieser Weise. Dies wird Widersprüche zwischen Ihren ausgesprochenen Wörtern und den Bildern in Ihrem Geiste vermeiden. Es ist ein exzellentes Mittel zur Aufrechterhaltung der Konzentration.

    12. Das zwölfte Mittel wurde vom Heiligen Prophetensaw verwendet. Er hat angewiesen, dass die Augen während des Gebets auf den Ort der Niederwerfung fixiert sein sollten. Viele Leute ignorieren diese Anweisung. Sie schließen ihre Augen und denken sich, Sie würden dadurch ihre Konzentration fördern. So ist das aber nicht. Konzent- ration kann nur erreicht werden, wenn man seine Augen offen hält. Aus diesem Grunde hat der Heilige Prophetsaw angewiesen, die Au- gen offen zu halten. Shahabuddin Suherwadi sagt in seinem Buch Awafiful Maarif (Band 2, S. 15), dass die Augen während der Rukuu (dem Beugen) zwischen den beiden Füßen fokussiert sein sollten. Ich stimme diesem Vorschlag zu. Es ist vorteilhaft für die Augen und erzeugt Demut.

      Es liegt große Weisheit darin, die Augen auf eine Stelle zu fixieren.

      Es ist ein Merkmal der menschlichen Natur, dass wenn immer sie einen ihrer Sinne zur Gänze beansprucht, die anderen ungenutzt bleiben. Wenn die Augen vollkommen beansprucht werden, wird das Hörvermögen nicht mehr genutzt. Wenn Sie dann jemand ruft, werden Sie es nicht hören. Ähnlich wird Ihr Geruchssinn nicht funktionieren, wenn das Hörvermögen stark beansprucht wird. Wenn Sie von Ihrem Geruchsinn stark Gebrauch machen, werden

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      andere Sinnesorgane nicht mehr funktionieren. Indes, wenn kein Sinn mehr beschäftigt ist, dann werden allerlei Gedanken in ihr Be- wusstsein strömen. Wenn die Augen im Gebet stark beansprucht werden, werden ihre Gedanken nicht mehr umherwandern.

      Dieses Phänomen wurde bereits durch physiologische Experimente bewiesen. Denken sie doch nur daran, dass der Heilige Prophetsaw diese Anweisung bereits vierzehn Jahrhunderte zuvor gegeben hat- te, in einer Zeit, zu der wissenschaftliche Entdeckungen dieser Art noch nicht gemacht wurden. Darüber hinaus identifizierte er genau jenen Sinn, der in Anspruch genommen werden muss, um das un- kontrollierte Umherwandern von Gedanken zu unterbinden. Der Geruchs- oder Gehörsinn kann diese Funktion nicht erfüllen, weil seine Arbeit oft unbewusst verrichtet wird. Um den Geruchssinn für o. a. Zweck einzusetzen, ist es erforderlich, eine Vorkehrung einzurichten, über die verschiedene Duftstoffe wahrgenommen werden können. Wenn nun verschiedene Personen mit unter- schiedlichen Düften vorbeiliefen, würde es ablenken. Das gleiche trifft auch auf das Hören zu. Niemand kann kontrollieren, was er hören will und was nicht. Wenn verschiedene Klänge auf einmal erklingen, ist man dazu gezwungen, sie alle zu hören. In der Wirk- lichkeit ist es dann so, dass dann keiner mehr klar zu vernehmen ist. Wenn sie also Gebrauch von ihrem Gehör machen, werden ihre Ohren entweder alle Klänge hören, oder gar keinen.

      Im Gegensatz zum Gehör und zum Geruchssinn, kann das Sehver-

      mögen kontrolliert werden. Man kann über etwas hinwegsehen, was man nicht sehen will und seine Aufmerksamkeit auf das fokus- sieren, was man sehen will. Unter der Anweisung Allahs, wählte der Heilige Prophetsaw genau das Sehvermögen unter den Sinnesor-

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      ganen aus, um die Konzentration im Gebet zu gewährleisten.

      Der Heilige Prophetsaw hat auch angewiesen, dass der Ort der Nie- derwerfung frei von Dekoration und schlicht und einfach gehalten werden sollte. Wenn ein Muslim seinen Blick nun auf den Bereich der Niederwerfung richtet, so wird dies von großem Nutzen für ihn sein. Seine Gedanken werden sich durch die ständige Erinnerung an die Niederwerfung auf das Gebet konzentrieren. Seine anderen Sinne – die der Regel nach entweder aktiv oder unterdrückt sein können – werden total unterdrückt sein. Da äußerliche Einflüsse die Gedanken formen, welche wiederum durch die Sinne wahrge- nommen werden, werden sie sich aufgrund der Tatsache, dass die Augen aktiviert und andere Sinne so weit es geht deaktiviert wur- den, auf das Gebet konzentrieren können.

      Einst lag ein verziertes Tuch auf der Stelle, wo der Heilige Pro-

      phetsaw sein Gebet verrichtete. Er gab die Anweisung, es wegzu- räumen, damit seine Konzentration im Gebet nicht abgelenkt wird. (Bukhari, Kitab ul Salat) Seine Anweisung war zum Nutzen seiner Anhänger.

    13. Wie ich schon zuvor erwähnte, ist die Niyat (Absicht) zu Beginn des Gebetes erforderlich. Es ist ebenfalls hilfreich, wenn Sie sich vor dem Gebet vornehmen, sich durch umherwandernde Gedan- ken nicht ablenken zu lassen. Jeder weiß, dass solche Gedanken unerwünscht sind, doch der Mensch neigt dazu zu vergessen. Eine Erinnerung vor jedem Gebet wird sicherlich helfen.

    14. Wenn Sie sich einem Imam anschließen, werden die Rezitationen des Imams sie sicherlich wach und aufmerksam halten. Der Imam schützt seine Anhänger. Dies zeigt übrigens auch die Wichtigkeit, die in der Anweisung, hinter einem Imam zu beten, liegt. Wenn sie

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      alleine beten, sollten sie der vorzüglichen Methode, die vom Hei- ligen Prophetensaw, seinen Gefährten und vieler frommer Muslime angewendet wurde, befolgen. Einige Verse des Heiligen Qur-âns fördern die Demut ganz besonders. Wiederholen sie zum Beispiel den folgenden Vers der Sura Al-Fateha sehr oft.


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      „Iyyaka nabodo wa iyyaka nastaien“, das heißt,

      „Dir allein dienen wir und Dich allein bitten wir um Hilfe.“ (1:5)


      Dies wird die Seele in einen Zustand der Reue versetzen. Falls die Seele in tausend anderen Gedanken vertieft ist, so wird sie schnell wieder zum Gebetsakt zurückkehren. Denn wenn sie sich verge- genwärtigt, dass sie Allah alleine anbeten soll, werden ihre Gedan- ken nicht umherschweifen.

    15. Die nächste Methode hilft denjenigen, die ihre Aufmerksamkeit nicht lange aufrechterhalten können. Wie Kinder, die weder lange hungern noch viel auf einmal essen können, brauchen sie häufig Unterstützung. Eine nützliche Technik für sie ist, sich erst einmal vorzunehmen, sich auf eine Position zu konzentrieren. Wenn sie im Qiyam stehen, sollten sie sich dazu entschließen, sich bis zur Rukuu von keinem Gedanken ablenken zu lassen. Wenn sie in der Rukuu gebeugt sind, sollten sie sich das Gleiche vornehmen, bis sie wie- der aufstehen. So sollten sie bei allen Positionswechseln fortfahren. Dies wird ihnen große Stärke geben, um mit umherwandernden Gedanken fertig zu werden.

    16. Wenn Sie ihren weltlichen Gedanken erliegen, werden diese Sie

      vor sich her treiben. Aber wenn Sie ihren weltlichen Gedanken ent-

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      gegentreten und sich entschließen, sich nicht von ihnen stören zu lassen, werden sie Ruhe geben. Üben Sie einen starken Widerstand aus gegenüber allen Gedanken; stoppen Sie sie unverzüglich. Wenn Sie z. B. während ihres Gebets an Ihr krankes Kind denken müssen, überwinden Sie den Gedanken mit der Einstellung, dass es ihm nicht besser gehen wird, wenn Sie an es denken, noch wird es ihm schlechter gehen, wenn Sie es nicht tun. Nehmen Sie sich also fest vor, nicht an das Kind zu denken. Fahren Sie mit dieser Praxis bei jedem Gedanken fort, bis Sie eine meisterhafte Kontrolle über sie erlangt haben.

    17. Wenn sie Nawafils darbringen, dann sagen Sie die Worte so laut auf, dass Sie sie hören. Da ihre Ohren nicht zugestöpselt sind, werden Sie weiterhin teilweise funktionieren. Dadurch, dass Sie die Wörter hören, wird Ihr Geist eher dazu geneigt sein, Allahs zu gedenken. Diese Methode sollte im Allgemeinen nachts angewendet werden. Wenn Sie Ihrem Gehör antrainieren, auch tagsüber im Gebet akti- viert zu sein, so werden Sie durch allerlei Geräusche gestört wer- den.

    18. Neue Gedanken entstehen durch neue Bewegungen. Die Bewegun- gen während der Gebete sind Teil des Gottesdienstes und führen daher nicht zu abwegigen Gedanken. Aber wenn andere Bewegun- gen gemacht werden, werden sie vom Gebet ablenken. Der Heilige Prophetsaw hat daher angewiesen, dass während des Gebets keine unnötigen Bewegungen gemacht werden sollen.

      In der Tat führen neue Bewegungen zu zerstreuten Gedanken. Wenn jemand zufällig seinen Mantel berührt, so kann es sein, dass er daran denkt, dass er schon sehr alt ist und er einen neuen braucht. Dann wird er sich vielleicht fragen, wo er das Geld her be-

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      kommen soll. Dann wird ihm einfallen, wie gering sein Gehalt doch ist und wie sehr sich seine letzte Lohnauszahlung verspätet hatte. Oder - wenn es sich durch die Unachtsamkeit seines Arbeitgebers verspätet hatte - wie schlecht der Arbeitgeber doch ist. Immer noch in seine Gedanken vertieft, wird er den Imam „Assalamo alaikum wa Rahmatullah“ sagen hören, wird damit sein Gebet beenden, ohne wirklich gebetet zu haben. Der Heilige Prophetsaw hat alle Arten von unnötigen Bewegungen während des Gebets verboten. Selbst wenn Kieselsteine am Ort der Niederwerfung liegen, so sollten sie nicht beseitigt werden, es sei denn, sie verursachen unerträgliche Schmerzen. Kurzum, alle Bewegungen, die nicht zum Gebet gehö- ren, sollten gemieden werden.

    19. Vollziehen Sie die Qiyam, Ruku und Sajdah mit vollem Bewusstsein.

      Wenn sie zur Qiyam stehen, dann belassen sie ihr ganzes Gewicht nicht nur auf einem Bein und lassen das andere durchhängen. Wenn Sie nachlässig werden, kann der Feind Sie jederzeit bezwin- gen. Körperliche Nachlässigkeit führt auch zu spiritueller Nachläs- sigkeit.

    20. Die nächste Methode dient der persönlichen Disziplinierung. Sie wurde durch einige Sufis, wie z. B. den Shibli, bis zum Exzess durchgeführt. Ich persönlich mag es nicht, Dinge bis zum Exzess auszutragen. Trotzdem will ich sie erwähnen. Gemäßigt angewen- det kann sie nützlich sein.

      Hadhrat Junaid aus Bagdad war ein heiliger Mann von hohem Stand. Einer seiner Anhänger war Shibli, ein aufrichtiger und recht- schaffener Mann. Shibli war der Gouverneur der Ortschaft. Als er einst im königlichem Hof anwesend war, erhielt ein Stammesfüh- rer als Anerkennung für seine Dienste einen königlichen Mantel.

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      Dem Stammesführer war kalt. So passierte es, dass seine Nase zu laufen begann, als er gerade vor dem König stand. Er hatte auch kein Taschentuch dabei. Als er glaubte, der König schaue nicht hin, schnaufte er in den königlichen Mantel. Der König bemerkte das und wurde sehr wütend; er sah die Ehre des königlichen Mantels als beschmutzt an. Shibli, der Gott fürchtete, war über diesen Vor- fall so geschockt, dass er ohnmächtig wurde. Als er sein Bewusst- sein wieder erlangte, trat er sein Amt als Gouverneur ab. Als er ge- fragt wurde, sagte er dem König: „Du gabst dem Stammesführer einen Mantel und wurdest so wütend, als er es entehrte. Gott hat mir so viele Segnungen geschenkt. Wie groß wird Seine Strafe nur sein, wenn ich Ihm nicht danke?!“ Dann ging er zu Hadhrat Junaid und fragte ihn, ob er sein Schüler sein dürfe. Er antwortete: „Ich kann dich nicht als Schüler akzeptieren; du warst ein Gouverneur und in diesem Amt hast du allzuoft grausam gehandelt.“ Shibli bat: „Gibt es etwas, was ich tun kann?“ Ju- naid sagte ihm, er solle jedes Haus in der Ortschaft aufsuchen und um Entschuldigung bitten und Vergeltung für seine Fehler anbie- ten. Dementsprechend tat er es dann auch.

      Es wird berichtet, dass sich Shibli sein Leben lang mit einem Stock so lange schlug, bis er brach, wenn er sich dabei ertappte, beim Nawafil durch fremde Gedanken abgelenkt worden zu sein. Dann begann er von vorn. Am Anfang hatte er immer einen Bündel Stö- cke dabei. Was er tat, war exzessiv und nach meinem Verständnis erlaubt es der Islam nicht, Dinge ins Extreme hineinzutragen. Wie dem auch sei, es obliegt mir nicht, ihn dafür zu kritisieren, da die Sache nur ihn selbst betraf.

      Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich zu disziplinieren, ohne zu übertreiben. Wenn immer Ihre Gedanken abzuschweifen beginnen,

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      versuchen Sie die Stelle ihrer Rezitation ausfindig zu machen, ab der sie unachtsam waren, und wiederholen Sie von da an den Ab- schnitt. Das Ich wird dadurch bewusster darüber sein, dass es Gott anbetet. Dieses Bewusstsein wird Sie vor weiterer geistlicher Ab- wesenheit schützen und Sie werden Frieden und Aufmerksamkeit in ihren Gebeten erlangen.

    21. Es gibt noch eine weitere nützliche Methode. Ein Merkmal wahr- haft Gläubiger ist:


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      „Die sich fernhalten von allem Eitlen.“ (23:4)


      Diejenigen, die sich grundsätzlich eitlen und frivolen Gedanken hingeben, werden auch im Gebet für solche Gedanken anfällig sein. Wenn Sie sich darin üben, an solche Gedanken überhaupt nicht zu denken, werden Sie von dieser Ablenkung auch im Gebet geschützt bleiben. Es gibt viele, wie den sprichwörtlichen Sheikh Chilli aus dem Iran, die in Märchen schwelgen. Diese Gedanken tun ihnen nicht gut. Das Bewusstsein sollte frei gehalten werden von Gedan- ken, die rein oberflächlicher Natur sind oder nur hypothetische Szenarien ausmalen. Selbstverständlich kann es nicht schaden, an nützliche und gute Dinge zu denken. Besonders nutzlos aber ist es, an Dinge aus der Vergangenheit zu denken, die nicht mehr geän- dert werden können. Sich über solche Dinge den Kopf zu zerbre- chen, ist wirklich der größte Unsinn.

      Es sollte klar sein, dass menschliche Anstrengungen sich auf das

      richten, was der Verstand vorgibt. Wenn jemand seine Gedanken auf Nutzloses richtet, wird er die Fähigkeit verlieren, sich auf Sinn-

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      volles zu konzentrieren. Beenden Sie daher ihre nutzlosen Gedan- ken und wenden Sie ihre Aufmerksamkeit wichtigen Dingen zu. Wenn Sie das tun, werden Sie an nützliche Dinge denken. An eine andere Sache zu denken, als die man gerade verrichtet, ist nutzlos, außer in einigen Ausnahmen. Der Verstand eines Menschen, der geübt darin ist, an Sinnvolles zu denken, wird im Gebet auch an nichts anderes als das Gebet selbst denken können.

    22. Die nächste Technik ist von großem Nutzen, sie erhebt die Spiritua- lität auf den Zenit. Der Heilige Prophetsaw wurde gefragt, was Ihsan (Güte) sei. Er antwortete:


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    „Das Gebet so zu beten, als würde man Allah selbst sehen, zu- mindest aber mit dem Bewusstsein, dass Er einen sieht.“ (Buk- hari, Kitab ul Iman)


    Stellen Sie sich vor, Sie treten vor Allah und können Ihn sehen, wenn Sie sich zum Gebet hinstellen - nicht in Seiner physischen Form, sondern in Seiner Glorie und Größe. Dies erzeugt Ehrfurcht vor Seiner Größe und Macht, so dass man angesichts dieser Größe und Macht auch nichts Unpassendes zu tun in der Lage ist. Wenn Sie aber nicht in der Lage sind, sich Ihn zu vergegenwärtigen, so rufen Sie sich wenigstens ins Bewusstsein, dass Er Sie sieht. Er ist Sich absolut bewusst darüber, was Sie tun. Denken sie genau dar- über nach. Nehmen sie auch den entsprechenden Herzenszustand ein, wenn sie „Alhamdolillah“ („Aller Lob gehört Allah“) sagen? Oder sind Sie mit anderen Dingen beschäftigt? Wenn Sie gedanklich mit etwas Anderem beschäftigt sind, geben Sie acht und lassen Sie Ihre Gedanken mit dem übereinstimmen, was Ihre Zunge sagt.

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    Der Heilige Prophetsaw sagte, dass ein Diener Gottes, der zwei Ra- kaas mit solch einer Ergebenheit darbringt, dass er sich auf keinerlei Kommunikation mit sich selbst einlässt, von allen Sünden befreit sein wird. Denken Sie nun an den Status von jemanden, der immer in diesem Zustand verbleibt! Sich während des Gebets voll auf Al- lah zu konzentrieren, ist also keine gewöhnliche Sache.


    Die Methoden, die ich Ihnen mit der Gnade Allahs erläutert habe, soll- ten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn Sie aufrichtig versu- chen, sie in die Tat umzusetzen, so werden Sie außerordentlich gesegnet werden.

    Zum Abschluss des Gebets sagen wir den bekannten islamischen Gruß

    „Assalamo Alaikum wa Rahmatullah.“ Dies ist ein wundervoller „Indi- kator“ zur Aufrechterhaltung der Konzentration. Sie sagen „Assalamo Alaikum ... “ wenn Sie von irgendwo her kommen. Wenn ein Muslim

    „Assalamo Alaikum wa Rahmatullah“ zum Abschluss seines Gebets sagt, so behauptet er, dass er fortgegangen war, um seinen Gehorsam und seine Knechtschaft Allahs gegenüber auszudrücken und nun wieder zurückgekommen ist. Er sagt, dass er die Botschaft des Friedens und der Segnungen für seine muslimischen Gefährten mitgebracht hat. Da er aber die ganze Zeit über an seinem Platz anwesend war, kann es nur die Bedeutung haben, dass seine Seele sich in der Gegenwart Gottes nie- dergeworfen hat. Er war so beschäftigt in seinem Gebet, dass seine Seele von der Welt abgekommen ist, ja, abwesend war. „Assalamo Alaikum ...“ zum Abschluss des Gebets zu sagen, zeigt, dass es für einen Muslim wichtig ist, wachsam zu sein, wenn es darum geht, sein Gebet zu be- schützen, denn er ist zu dieser Zeit am Hofe des Allmächtigen Gottes anwesend, der über die Muslime sagt:

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    „Und sie halten streng ihre Gebete.“ (6:93)


    Satan will ihre Gebete auseinander reißen, doch wachsame Muslime be- schützen ihre Gebete vor seinen Attacken.

    Jeder sollte also seine Gebete beschützen. Denken Sie daran, dass Sie vor Allah getreten sind, wenn Sie ihre Gebete darbringen. Und wenn Sie dann zurückkehren, so sollten Sie an die zu ihrer Linken und an die zu ihrer Rechten die frohe Botschaft überbringen können, dass Sie ihnen Frieden und Segnungen mitgebracht haben. Doch wenn man nie vor Allah getreten ist und die ganze Zeit nur in seinen eigenen Gedanken versunken war, dann wird man eine große Lüge von sich geben, wenn man sagt: „Assalamo Alaikum wa Rahmatullah.“ Man berichtet dann den Nachbarn im Gebet, dass man von Allah zurückgekehrt sei, obwohl man nie dort war.

    Setzen Sie alles dafür ein, um ihr Gebet zu beschützen. Widersetzen Sie sich Satan mit großer Gegenwehr, denn er will Sie von Allah abbringen. Denken Sie daran, erst wenn Ihr ganzes Gebet ein konstantes Bestreben ist und Sie Satan nicht nachgeben, wird Allah Sie wahrnehmen. Doch wenn Sie Satan nachgeben, wird Allah Sie ziehen lassen. Fahren Sie fort in Ihrem Kampf; am Ende werden Sie Erfolg haben.

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  3. Die öffentliche Verkündigung als Gedenken Allahs


    Bis hierher habe ich drei Typen von Zikr beschrieben - die vorgeschrie- benen Ritualgebete, die Rezitation des Heiligen Qur-âns und das indivi- duelle Gedenken Allahs außerhalb der Ritualgebete. Übrig bleibt noch die öffentliche Form des Zikr. Es kann auf zwei Weisen vollzogen wer- den.


    1. Wenn wir andere Muslime treffen, sollten wir Allahs Kraft und Glorie thematisieren und uns Seine Segnungen vergegenwärtigen, anstatt uns in nutzlose und eitle Gespräche zu vertiefen. Dies rei- nigt das Herz und in den innersten Gefühlen bleibt ein wohltätiger Eindruck zurück.

      Einst kam der Heilige Prophetsaw aus seinem Haus heraus. Er sah Menschen, die in der Moschee waren und beteten. Daneben sah er eine Gruppe von Menschen, die in einer Runde saßen und sich über den Glauben unterhielten. Er gesellte sich der letzteren Gruppe zu und sagte: „Was diese Leute tun, ist besser.“ Dies zeigt, dass das öf- fentliche Gedenken manchmal besser ist, als das stille.

      Es gibt Zeiten, da ist das stille Gedenken Allahs von äußerster Not- wendigkeit, doch wenn viele Menschen beisammen sind, ist es besser, Allahs öffentlich zu gedenken, so dass man die spirituellen Erfahrungen, die man macht, auch miteinander teilen kann. Unter solchen Umständen für sich zu bleiben, kann zu Heuchelei führen. Das Vortragen der Bedeutungen des Heiligen Qur-âns gehört auch zu dieser Form des Zikr. Ähnlich zählt es auch als Zikr, andere Mus- lime zu guten Taten aufzurufen.

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    2. Dann gibt es noch eine Form des Zikr, die vollzogen wird, wenn man auf Opponenten trifft. Außer dem Islam haben alle Religionen Schuld auf sich geladen durch der Auslassung oder Übertreibung in der Beschreibung der Attribute Allahs. Ihnen trotzdem den wah- ren Status und die Glorie Gottes in ihren Versammlungen zu be- schreiben, ist eine Form des Zikr. Allah sagt:


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      „O du in den Mantel Gehüllter! Erhebe dich und warne. Dei- nen Herren verherrliche.“ (74:2-4)


      Menschen zu warnen und Seine Großartigkeit vor ihnen auszule- gen wurde hier als Takbeer beschrieben, was eine Form des Zikr ist.


      Abschließend kann gesagt werden, dass es Zikr ist, die Attribute Al- lahs Angehörigen anderer Religionen zu verkünden. Das 87. Kapitel des Heiligen Qur-âns (Sura Al-Ala) weist auf dieselbe Tatsache hin. Das Wort Zikr wird hier ausdrücklich für solche Aktivitäten benutzt. Es steht dort:


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      „Ermahne also; gewiss, Ermahnung frommt.“ (87: 10)

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      Nutzen des Zikr


      Nun will ich zu den Nutzen des Zikr kommen.


      1. Der größte Nutzen des Zikr ist, dass es zum Wohlgefallen Allahs führt - und dies nicht wie jede andere gute Tat, sondern in einer ganz besonderen Art und Weise. Der Lohn einer Tat korrespondiert mit seiner Wichtigkeit. Gott der Allmächtige sagt über das Zikr, dass es die größte aller Taten ist. An einer anderen Stelle steht im Heiligen Qur-ân:


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        „Allah hat den gläubigen Männern und den gläubigen Frau- en Gärten verheißen, die von Strömen durchflossen werden, immerdar darin zu weilen und herrliche Wohnstätten in den Gärten der Ewigkeit. Allahs Wohlgefallen aber ist das Größte.“ (9-72)


        Der größte Lohn ist das Wohlgefallen Allahs und diese größte al- ler Belohnungen kann nur durch die größte aller Taten erreicht werden, welche nunmal das Zikr ist. Im obigen Vers hebt Gott der Allmächtige sein Wohlgefallen gegenüber alle anderen Arten von Belohnungen hervor. Dies zeigt, dass es sich um etwas Spezielles handelt, ja, um das Allergrößte. In der Tat kann es für einen wahr- haft Gläubigen keinen größeren Lohn geben, als das Wohlgefallen

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        seines Herren zu erlangen. Allah hat klar darauf hingewiesen, dass man den größten aller Löhne, Sein Wohlgefallen, erlangen wird, wenn man das Zikri- Illahi, die größte aller Taten, vollbringt.

      2. Das Gedenken Allahs kann zur Behaglichkeit und zum Frieden des Herzens führen. Allah sagt:


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        „Sie, die glauben und deren Herzen Trost finden im Gedenken Allahs. Ja! Im Gedenken Allahs ist es, dass Herzen Trost finden können.“ (13:29)


        Das Herz also findet im Zikr Trost. Warum? Weil durch die Befürch- tung einer bevorstehenden Katastrophe Angst erzeugt wird, der- jenige aber, der an ein Heilmittel gegen jedes Unheil glaubt, nicht bekümmert sein kann. Sobald jemand Allahs gedenkt und an Seine grenzenlosen Kräfte glaubt, kann er allerlei Schwierigkeiten besie- gen. Sein Herz wird ihn trösten, indem es ihm sagt: „Warum sollte ich mich betrüben? Ich habe einen allmächtigen Gott. Er wird sicherlich alle meine Schwierigkeiten beseitigen.“ Solche Gedanken führen zu seelischen Frieden.

      3. Allah schließt Freundschaft mit demjenigen, der sich Zeit für Sein Gedenken nimmt. Er bereitet ihm einen Platz in Seinem Anwesen, selbst wenn er sich noch auf der Welt befindet. Er sagt:


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        „Darum gedenket Mein, Ich will euer gedenken und danket Mir und seid nicht undankbar gegen Mich.“ (2:153)


        Genau so, wie weltliche Könige Personen auf ihren Hof einladen, mit denen sie zufrieden sind, tut dies auch Allah.

      4. Das Gedenken Allahs schützt vor Sünden. Gott der Allmächtige sagt im Heiligen Qur-ân:


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        „Verlies, was dir von dem Buche offenbart ward und verrichte das Gebet. Wahrlich das Gebet hält ab von Schändlichkeiten und Unrecht. Und an Allah denken ist gewiss die höchste (Tu- gend). Und Allah weiß, was ihr tut.“ (29:46)


        Das Gebet schützt vor Unanständigkeit und Bösem. Wie ich schon vorher ausführte, ist das Gebet eine Form des Gedenken Allahs. Daher schützt das Gedenken Allahs vor Sünde. Das Zikr hat Ge- wicht. Wenn es auf Satans Haupt fällt, wird er zu Tode geschlagen werden und nicht länger zum Bösen anstacheln.

      5. Das Gedenken Allahs stärkt das Herz und sorgt für einen Geist, der das Böse bekämpft. Der Allmächtige Gott sagt:


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        „O die ihr glaubt, wenn ihr auf ein Heer trefft, so bleibt fest und seid Allahs eifrig eingedenk, auf dass ihr Erfolg habt.“ (8:46)


        Diesem Vers nach ist das eifrige Gedenken Allahs ein Mittel, um einen starken Feind zu besiegen.

      6. Jemand, der Allahs gedenkt, wird in all seinen Anliegen erfolgreich sein. Dies ist bereits durch den Vers belegt, den ich oben schon zi- tiert habe. Allah sagt:


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        „...und seid Allahs eifrig eingedenk, auf dass ihr Erfolg habt.“ (8:46)


      7. Der Heilige Prophetsaw sagte, dass sieben Arten von Menschen am Tage der Auferstehung mit dem Schatten der Barmherzigkeit Allahs gesegnet sein werden. Eine Art davon sind Menschen, die Allahs gedenken. Der Heilige Prophetsaw fügt hinzu, dass es ein kummervoller Tag sein wird. Niemand hat je etwas Vergleichba- res gesehen. Allahs Zorn wird an diesem Tage groß sein, weil alle Übeltäter vor ihm versammelt sein werden. Die Sonne wird nah he- ranrücken. Jeder, der an diesem Tage mit dem Schatten der Barm- herzigkeit Allahs gesegnet sein wird, wird wahrlich glücklich sein.

      8. Allah nimmt die Gebete derer an, die Seiner Gedenken. Die Gebete, die im Heiligen Qur-ân erwähnt sind, beginnen mit Zikr wie tasbeeh und tahmeed. Das erste Gebet kommt in der Sura Al-Fatiha vor, die mit Versen beginnt, welche ausschließlich das Zikr enthalten:

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        „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Aller Preis gehört Allah, dem Herren der Welten, dem Gnädigen, dem Barmherzigen, dem Meister des Gerichtstages.“ (1:1-4)


        Dann folgt der Teil, der sowohl von Gott als auch von Menschen handelt:


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        „Dir allein dienen wir und zu Dir allein flehen wir um Hilfe.“ (1:5)


        Die Sura endet mit dem Gebet:


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        „Führe uns auf den geraden Weg – den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast, die nicht (Deinen) Missfallen erregt ha- ben und die nicht irre gegangen sind.“ (1:6-7)


        Die Sura Al-Fatiha ist ein Gebet, doch trotzdem beginnt der All- mächtige Gott es mit Seinem Gedenken und beendet es erst mit einer Bitte. Wir beobachten das gleiche Phänomen auch in der Welt. Wenn ein Bettler kommt, lobt er zuerst den Hausherrn und stellt dann seine Bitte.

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        Ähnlich sollte jemand, der etwas von Allah erbitten will, zuerst Sei- ne Autorität anerkennen und sich seine eigene Schwäche zugeste- hen. Der Prophetsaw Jonasas tat das gleiche, als er in tiefer Finsternis rief:

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        „...Es gibt keinen Gott außer Dir, Heilig bist Du! Ich bin für- wahr einer der Frevler gewesen.“ (21:88)


        Er brachte zuerst die Glorie Gottes zum Ausdruck und schilderte dann erst seine Situation. Darüber hinaus überliefert der Heilige Prophetsaw folgendes Hadith-Kudsi:


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        „Diejenigen, die sich mit Meinem Gedenken beschäftigt hal- ten, erhalten mehr als jene, die nur bitten stellen.“ (Tirmidhi)


        Das heißt nicht, dass man nicht mehr bitten soll. Die Surah Al- Fatiha, welche die Mutter des Buches ist, ist zusammengesetzt aus einer Kombination von Zikr und Gebeten. Dieses Hadith meint nur, dass derjenige, der nur Bitten stellt, aber kein Zikr vollzieht, weni- ger erhält, als jemand, der sich zusätzlich zu seinem Gebet auch die Zeit nimmt, um das Zikr zu vollziehen.

      9. Zikr ist ein Mittel, um Allahs Verzeihung von Sünden zu erlangen. Der Heilige Prophetsaw sagt, dass demjenigen, der takbeer, tahmeed und tasbeeh vollzieht, alle seine Sünden vergeben werden, auch wenn sie so reichhaltig sind, wie der Schaum der Meere. (Tirmidhi, Abwab ul Dawad)

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      10. Zikr schärft die Erkenntnis. Jemand, der Allahs gedenkt, macht Ent- deckungen über Wahrheiten und Weisheiten, die ihn überraschen werden. Gott der Allmächtige sagt:


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        „In der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Wechsel von Tag und Nacht sind in der Tat Zeichen für die Verständi- gen. Die Allahs gedenken im Stehen und Sitzen und wenn sie auf der Seite liegen und nachsinnen über die Schöpfung der Himmel und der Erde: ‚Unser Herr, Du hast dies nicht verge- bens erschaffen, heilig bist Du, errette uns denn vor der Strafe des Feuers.‘“ (3:191-192)


      11. Das Gedenken Allahs führt zur Rechtschaffenheit. Es gibt ein Ha- dith, in dem der Heilige Prophetsaw folgende Aussage Allahs wie- dergibt:


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Die öffentliche Verkündigung

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„Wenn mein Diener sich Meiner im Herzen gedenkt, gedenke ich seiner im Stillen und wenn er Meiner öffentlich gedenkt, gedenke ich seiner öffentlich.“


Dieses Hadith zeigt, dass wenn z. B. jemand sagt: „Heilig bist Du o Allah!“, Allah ihm antwortet: „Mögest Du ebenfalls heilig und gerei- nigt sein.“ Wenn Allah das sagt, wird die Reinigung auch sicherlich eintreten. Ähnlich ist es, wenn jemand in der Öffentlichkeit den Na- men Allahs preist, denn dann wird Allah das Ansehen desjenigen in der Öffentlichkeit mehren, so dass die Welt ihn als rechtschaffene Person wahrnehmen wird.


Es ist ein Merkmal der menschlichen Natur, dass wenn man mit jeman- den oft zu tun hat, die Liebe und Bindung zu dieser Person wächst. Es geht sogar so weit, dass das Dorf oder die Stadt, in der man lebt, ge- liebt wird. Wenn jemand Allahs oft gedenkt und Seinen Namen Tag und Nacht erwähnt, wird seine Liebe zu Ihm stetig wachsen.

Dies waren im Kurzen die Nutzen des Gedenken Allahs. Ich bete, möge Allah dafür sorgen, dass sie für Sie alle und für mich von Nutzen sein werden. Amien.

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Stichwortverzeichnis

Stichwortverzeichnis

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A


Abendgebet 53

Abrahamas 68

Absicht 31, 42, 51, 58, 70, 79

Adhan 42, 69

Aleem 19

Alhamdulillahi Rabbil-Alamien 44

Allah 13, 14, 15, 16, 19, 20, 21, 24, 25,

26, 27, 29, 33, 34, 35, 36, 38,

39, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 48,

51, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 61,

62, 69, 71, 76, 80, 85, 86, 87,

89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 97

Allaho Akhbar 30, 43, 55, 69, 70

„Allaho Akhbar, Allaho Akhbar“ 30, 69

Allahs sind wir und zu Ihm werden wir zurückgebracht werden 44

Aller Preis gehört Allah, dem Herrn der Welten 44

Allmächtige 16, 19, 21, 34, 38, 92, 94

Asr 53

Ayatul-Kursi 60


B


Bauern 19

Bewusstlosigkeit 35, 36, 37

Bismillah 43

Bukra 53

D


Dämmerung 53

Demut 35, 50, 51, 70, 77

der Allwissende 19

der Heilige 16, 17, 18, 19, 22, 30, 31,

35, 39, 41, 42, 43, 46, 48, 49,

67, 77, 78, 79, 88, 95, 96

der Schöpfer 19

der Wachsame 19

Disziplin 21

Disziplinierung 82


E


Engel 16, 37, 63

Enthusiasmus 41

Entschlossenheit 49, 58

Erkenntnis 96

Ermahnungen 15, 71

Erschöpfung 48

Es gibt keine Kraft noch Macht ohne die Hilfe Allahs 44

Essen 28, 43, 49, 63, 73


F


Fardh 56

Fasten 22

Faulheit 21

freiwillige Gebete 20

Furcht 33, 38, 61

Stichwortverzeichnis

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G


Gänsehaut 34

Gedichte 25, 31, 32

Gemeinde 18, 19, 24, 41, 67

Geruchssinn 77, 78

Glücksgefühle 27, 28

Gottesfurcht 33, 50, 70

Groll 64

Güte 85

iqtishar 34

Ischaa-Gebet 59, 63

Isha 73


J


jolood 34

Jüngsten Gerichts 22, 46


K

H


Hadhrat Ayeshara 48

Hadhrat Junaid aus Baghdad 82 Heilige Prophetsaw 16, 17, 20, 22, 26,

30, 31, 35, 41, 42, 43, 45, 46,

48, 49, 53, 54, 56, 66, 67, 68,

69, 72, 73, 77, 78, 79, 81, 82,

85, 86, 88, 93, 95, 96

Heilig ist Allah, Der Preiswürdige. Heilig ist Allah, Der Große 46

Heuchelei 24, 51, 88

Hörvermögen 77

Hypnose 27


I


Imam 70, 71, 79, 82

Inna lillahi wa inna ilaihi raji’oon 44 Iqamat 69


Kaaba 68, 70

Khabeer 19

Khaliq 19

Kokain 27, 28

Konzentration 13, 18, 27, 48, 56, 65,

66, 67, 69, 71, 75, 77, 79

Konzentration im Gebet 65, 79

Konzentrationsschwierigkeiten 49,

50, 75

Krieg 18


L


La haula wa la quwwata illa billah 44

La ilaha Ilallah 19 Liebe 41, 97

Stichwortverzeichnis

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M Q


Maghrib 63, 73

Marihuana 27

Märtyrer 18

Mekka 68

Mesmerismus 27

Muhammadsaw 16

Muslim 5, 27, 35, 44, 52, 56, 79, 86

Muttersprache 75


N


Najat 57

Naturgesetz 59, 71

Nawafils 20, 21, 22, 57, 73, 81

Nervensystem 30, 66, 67

Neugeborenen 42

Niyat 70, 79


O


Ohnmächtigkeit 36

Opfer 68

Opium 26, 27, 28


P


Pflichtgebete 20, 22, 62

Pir 28

Poesie 31

Qaadah 56

Qadir 19

Qiyam 56, 80, 82

Qur-ân 15


R


Rakaas 56, 70, 86

Ram 27

Ramadan 22

Ramadhan 22

Rechtschaffenheit 96

Reue 80

Ruhezustand 34

Rukuu 56, 71, 77


S


Sajdah 56, 71, 82

Salât 19, 20

Satan 36, 69, 87

Scharia 31, 65, 66, 74

Schatten der Barmherzigkeit Allahs 93

Schlaf 62, 63, 73

Schläfrigkeit 73

Schlangen 30

Selbstkontrolle 64

Shibli 82, 83

Sinnesbetäubungen 27

Stichwortverzeichnis

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Sonnenaufgang 46, 53, 54, 71, 74

Sonnenuntergang 53, 71

Spiritualität 27, 37, 85

spirituelle Höhen 20

spirituelle Reinheit 28

Standhaftigkeit 51

Stimme 29, 66

Subhanallahi wabi Hamdihi. Subhan- allah il Azeem 46

Sünden 64, 86, 92, 95

Sündenanfälligkeit 57


T

W

waijl 34

Wajib 62

Waschung 42, 66, 67

Weichheit 34

weinen 34, 61

Weisheit 20, 35, 36, 69, 77

Witr 62, 73

Wohlgefallen Allahs 90


Z


Tacon 49, 50

Tahajjud 46, 57, 58, 62, 63, 64, 65

Tahmeed 61

Takbeer 43, 89

ta’leen 34

tanzen 25, 30, 31, 34, 35

Tasbeeh 61, 62

Trägheit 21

Tränen 35

Trauer 35, 44

Tugend 15, 92

turb 34, 35


V


Verheißene Messiasas 19

Vernunft 35

Vorurteil 64

Zakat 22, 40

Zikr 5, 6, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20,

24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 33,

34, 35, 37, 38, 39, 41, 43, 45, 46,

47, 48, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56,

59, 60, 61, 73, 74, 88, 89, 90, 91,

92, 93, 95, 96

Stichwortverzeichnis

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Anmerkungen des Herausgebers

Anmerkungen des Herausgebers

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Gemäß unserer Zählweise wird der Vers Bismillah irrahman ir-rahiem (im Namen Allahs, des Gnädigen, des immer Barmherzigen) stets als erster Vers eines Qur-ân-Kapitels (Sura) gezählt. Einige Herausgeber von Qur- ân-Ausgaben beginnen mit der Zählung erst nach Bismillah irrahman irrahiem. Sollte der Leser den Vers also nicht unter der in diesem Buch wiedergegebenen Nummer finden, sei es ihr oder ihm geraten, von der Zahl Eins abzuziehen.


Die folgenden Abkürzungen wurden verwendet. Leser werden gebe- ten, die vollständigen Formeln zu gebrauchen:


saw „sallallahu alaihi wa sallam“ bedeutet: „Frieden und Segnungen Allahs seien auf ihm“ und wird im Anschluss an den Namen des Heiligen Propheten Muhammadsaw gebetet.


as „alaihis salam“ bedeutet: „Friede sei auf ihm“ und wird im An- schluss an die Namen von allen übrigen Propheten gebetet.


ra „radi-Allahu anhu/anha/anhum“ bedeutet: „Möge Allah Gefallen an ihm/ihr/ihnen haben“ und wird im Anschluss an die Namen der Ge- fährten des Heiligen Propheten Muhammadsaw oder des Verheißenen Messiasas gebetet.


rh „rahmatullah alaih“ bedeutet: „Möge Allah ihm gnädig sein“ und wird im Anschluss an die Namen von verstorbenen frommen Musli- men gebetet, die keine Gefährten des Heiligen Propheten Muhammad- saw oder des Verheißenen Messiasas waren.

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Zweite Kalif des Verheißenen Messiasas des Islam Zweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat

Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra (1889-1965)

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Für eine messianische Bewegung, die sich auf einen Propheten als Be- gründer beruft, dient die Plausibilität von Prophezeiungen, ihre Erfül- lung und Glaubwürdigkeit als eines der zentralen Legitimationsmerk- male. Der Begründer der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas, behauptete, dass Tausende von ihm vorher- gesagten Prophezeiungen fristgerecht in Erfüllung gingen, was er auch in vielen seiner Werke erläuterte.1 Der Prophet selbst definiert sich qua Namen als jemand, der die Zukunft vorhersagen, prophezeien kann. In einem Gnadenakt offenbart Gott ihm Zukünftiges, um dadurch einer- seits die Menschheit zu warnen, andererseits aber auch den Anspruch des Propheten an Glaubwürdigkeit zunehmen zu lassen. Nicht zuletzt dieser Umstand führte dazu, dass zu Lebzeiten des Verheißenen Mes- siasas Hunderttausende seinen Anspruch akzeptierten und jetzt noch Prophezeiungen, die in Erfüllung gehen, seine Glaubwürdigkeit unter- mauern.

Eine der wichtigsten Prophezeiungen des Verheißenen Messiasas betrifft

den Autoren dieses Buches. Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadsra Leben bürgt für die Erfüllung einer Prophetie und dieses Werk selbst beglaubigt jene Offenbarung Gottes, die der Verheißene Messiasas erhielt, als er vierzig Tage und Nächte, fastend und betend, abgeschieden von der Außenwelt, Gott flehend und bittend anrief, um ein Zeichen für die Wahrhaftigkeit seiner Mission zu erhalten und so


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1 Vgl. Ahmad, Hadhrat Mirza Ghulam: Die Arche Noahs. Die Lehre des Verhei- ßenen Messiasas zur Errettung des Menschen. Frankfurt am Main 2011, S.26-29. Oder siehe auch: Der Vortrag von Lahore. Über Gotteserkenntnis und Sünde im Islam im Vergleich zu Christentum und Hinduismus. Frankfurt am Main 2011. Exemplarisch erläutert er in Nusul-ul-Masih (Urdu) 150 Prophezeiungen und ihr in Erfüllung gehen. Eine chronologische Wiedergabe aller Prophezeiungen fin- det man in Taskira (Frankfurt am Main 1997).

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der Außenwelt schlagkräftige Beweise für seine Wahrheit präsentieren zu können. Die Offenbarung, die der Verheißene Messiasas erhielt, fügt sich ein in eine Reihe anderer Prophezeiungen, die allesamt verkünden, dass der Messias der Endzeit, die zweite Manifestation Jesu, mit einer gesegneten Nachkommenschaft erscheinen würde. So heißt es in einem Ausspruch des Heiligen Propheten Muhammadsaw zum Beispiel, dass der Verheißene Messiasas heiraten und Kinder erhalten würde. Der auf den ersten Blick redundant erscheinende informative Gehalt der Pro- phezeiung gewinnt erst dann an prophetischer Kraft und Relevanz, wenn die Nachkommenschaft des Messias eine Wichtigkeit und Be- deutsamkeit darstellen würde, wenn zum Beispiel, wie auch im Talmud prophezeit, der zweite Messias mit Söhnen und Enkelsöhnen gesegnet sein würde, die als Nachfolger seine Mission weiterverfolgen würden. In diesem Kontext gewinnt die im Folgenden zitierte Prophezeiung über die Geburt eines Sohnes, der außerordentliche Leistung vollbrin- gen und mit himmlischer Leitung ausgestattet die Verkündigung des Islam vorantreiben würde, an historische Bedeutsamkeit:


„Ich gebe dir ein Zeichen der Barmherzigkeit, genau wie du es von Mir erbatest. Also habe Ich dein Flehen erhört und dei- ne Gebete durch meine Gnade mit der Erhörung geehrt, und ich habe dir deine Reise (nach Hoshiapur und Ludhiana)2 ge- segnet. Du erhältst somit ein Zeichen der Allmacht, der Barm- herzigkeit und der Gottesnähe.Du bekommst ein Zeichen der Huld und Gnade. Dir wird der Schlüssel zum Erfolg und zum Sieg verliehen. O Sieger! Friede sei mit dir!

Gott sagt dies, damit jene, die zu leben wünschen, von den


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2 Die Ortschaft, wo der Verheißene Messiasas sich von allem Weltlichen zurück- zog, um sich vollkommen Gott zu widmen (siehe oben).

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Klauen des Todes errettet werden, und diejenigen, welche in Gräbern liegen, hervorkommen mögen, und damit sich die Erhabenheit des Glaubens und die Größe der Worte Gottes den Menschen offenbaren; damit dei Wahrheit mit all ihren Segnungen komme und die Falschheit mit all ihren Unheils- verkündigungen entschwinde, und damit die Menschen es begreifen, dass Ich allmächtig bin, tue, was Mir beliebt, und damit sie für sicher wissen, dass ich mit dir bin, damit jenen, die nicht an Gott glauben, jedoch Sein Buch und Seinen Heili- gen Gesandten, Muhammadsaw den Auserwählten, der Lüge zeihen, ein deutliches Zeichen gegeben werde und der Weg der Frevler sichtbar werde.

Also hast du die frohe Botschaft, dass dir ein schöner und lau- terer Knabe gegeben wird. Einen frommen Knaben wirst du erhalten. Der Knabe wird von deinem Samen und aus deiner eigenen Nachkommenschaft stammen. Ein hübscher, reiner Knabe wird dein Gast sein. Sein Name ist auch Emmanuel und Baschir. Er ist mit dem Heiligen Geist ausgestattet und er ist frei von Unreinheiten und er ist das Licht Gottes. Gesegnet ist der, der vom Himmel kommt. Ihn begleitet Gnade, die mit seiner Ankunft eintritt. Er wird Würde, Hoheit und Wohlstand besitzen. Er wird auf die Welt kommen und Viele kraft seines messianischen Geistes von ihren Krankheiten reinigen. Er ist das Wort Gottes, denn die Bramherzigkeit und Ehre Gottes ha- ben ihn mit einem glorreichen Wort gesandt. Er wird außeror- dentlich intelligent und scharfsinnig und sanftmütig im Her- zen sein und er wird mit weltlichem und spirituellem Wissen erfüllt sein. Er wird drei in vier verwandeln (Die Bedeutung von diesem Teil ist mir nicht klar; Anm.d.Verheißenen Mes- siasas). Montag! Gesegneter Montag! Liebenswürdiger Sohn, erhaben, nobel! Eine Manifestation des Ersten und des Letz- ten, eine Manifestation der Wahrheit und der Erhabenheit, als ob Gott vom Himmel herabgestiegen wäre. Dessen Kommen

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wird segensreich und mit der Manifestation der Glorie Gottes verbunden sein. Ein Licht kommt, ein Licht, welches Gott mit dem Duft Seines Wohlgefallens erfüllt hat. Wir werden Unse- ren Geist in ihn einhauchen und er wird stets den schützen- den Schatten Gottes über sich haben. Er wird rasch gedeihen und die Freilassung jener in Gefangenschaft veranlassen. Sein Ruhm wird die Enden der Welt erreichen und Völker werden durch ihn Segnungen erfahren. Dann wird er zu seinem spiri- tuellen himmlischen Ursprung gehoben. Dies ist eine festge- legte Sache.“3


Der Autor dieses Werkes, der Verheißene Reformerra, der in obiger Prophezeiung als Gnade Gottes und zur Stärkung der Ahmadiyya- Gemeinde entsandt wurde, hat selbst erst 1944 den Anspruch erhoben, der in dieser Prophezeiung vorhergesagte Verheißene Sohn zu sein. Erst nach einer göttlichen Botschaft, durch einen Traum , in dem ihm von Gott mitgeteilt wurde, dass er der Verheißene Reformer sei, verkündete Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra, ebenjener Sohn zu sein, dessen Erscheinen als Segen und Gnade für die junge Ahmadiyya Gemeinde zu verstehen ist. Und vergegenwärtigt man sich im Nachhi- nein die Lebensleistung des Verheißenen Reformersra, so gewinnt die Prophezeiung an Glaubwürdigkeit.

Die Ahmadiyya Gemeinde steckte noch in ihren Kinderschuhen, als der

Verheißene Sohn mit gerade einmal 25 Jahren von einem großen Teil der Gemeinde zum zweiten Kalifen bestimmt wurde. Schon während der Zeit des ersten Kalifens, Hadhrat Aljhaj Hakeem Nuruddinra, verschwo- ren sich einige Gemeindemitglieder, hochrangige Amtsträger, gegen das Kalifat. In ihren Augen sollte die Gemeinde, völlig konträr zum Wil-


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3 Taskira (1997), S.109-111.

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len des Verheißenen Messiasas, von einem Gremium geführt werden. Als der junge Sohn des Messiasas dann zum Kalifen ernannt wurde, witter- ten die Verschwörer ihre Chance. Realistisch gesehen standen sie nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass sie einen großen Teil der administra- tiven und intellektuellen Führung in sich vereinten und der neue Kalif gerade einmal 25 Jahre jung war. Doch die Verschwörung schlug fehl, die überwältigende Mehrheit schloss sich dem Kalifen an, die Sektierer wanderten nach Lahore aus und gründeten eine eigene Gemeinde, die heutzutage vom Aussterben bedroht ist, während die Ahmadiyya Mus- lim Gemeinde aktuell eine der dynamischsten und größten Bewegun- gen im Islam darstellt, mit mehreren zehn Millionen Mitgliedern welt- weit, die in über 195 Ländern auf der Welt aktiv darin sind, die Lehren des Verheißenen Messiasas zu verbreiten. Die Tatsache allein, dass aus einem kleinen Dorf im tiefsten Punjab, ohne Zuganbindung und abge- schnitten von der modernen Welt, finanziell schwach und konfrontiert mit starker Opposition, eine weltweite Bewegung entstanden ist, mit eigenen weltweit ausstrahlenden Fernsehsendern, Tausenden aktiven Gemeinden und Millionen von Konvertierten, wirkt wundersam. Wenn nun jedoch die Gründungsperson, der Verheißene Messiasas, dies auch noch vorhersagte, ja, vielmehr noch, vorhersagte, auf welche Weise dies geschehen würde und welche Person eine tragende Rolle spielen wür- de, dann ist es für einen vernünftig denkenden Menschen schwer, nicht an die Erfüllung der Prophezeiungen zu glauben, und somit auch den göttlichen Ursprung zu akzeptieren. Und in diesem Kontext gewinnt die oben angeführte Prophezeiung über den Verheißenen Reformer eine ganz spezielle Überzeugungskraft, denn die Etablierung, Struk- turierung, Organisation, Verbreitung und intellektuelle wie spirituelle Entwicklung der Gemeinde wurde von dem Verheißenen Reformerra entschieden geprägt.

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Der Verheißene Messiasas verschied 1908. An seiner statt übernahm der erste Kalif, Hadhrat Alhaj Hakeem Nuuruddinra, die Führung der Gemeinde. 1914 verstarb dieser, so dass von da an die 52 jährige Ära des Verheißenen Reformersra begann. Der zweite Kalif gab der jungen Gemeinde ihre bis zum heutigen Tag gültige Organisationstruktur, mit Weitsicht etablierte er ein System, das in der ganzen Welt Verwendung findet und für das feste und gesunde Fundament der Gemeinde sorgt. Er führte Missionsschulen ein und entsandte Missionare in die gesamte Welt hinaus. Bis zu seinem Ableben etablierten sich 92 Missionen auf der gesamten Welt. Aus dem armen Indien heraus wurden in Europa Moscheen gebaut. Die Al-Fazl-Moscheen zu London und Hamburg sol- len hier beispielhaft erwähnt werden. Neben der Führungseigenschaf- ten und dem Organisationstalent, das die Basis dafür legte, dass die Gemeinde sich entfalten konnte und auf der gesamten Welt eine Ein- heit bildete, zeichnete sich die Führung des zweiten Kalifen in außer- gewöhnlichem Maße durch seine intellektuellen und spirituellen Fähig- keiten aus. Er genoss keine höhere Bildung im weltlichen Sinne, doch seine denkerischen Fähigkeiten, seine Intelligenz und weitumfassende Weisheit schlagen sich nicht nur in Hunderten von außergewöhnlichen Reden nieder, sondern vor allem auch in seinem verfassten Nachlass. Hervorzuheben sind Abhandlungen über das Wesen Gottes4, über den Heiligen Propheten und seinen rechtgeleiteten Kalifen5, über die sozia- len und ökonomischen Grundlagen im Islam im Vergleich zu westlichen Modellen6 und vor allem seine reformatorischen Untersuchung und


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4 Die Wesen Gottes. (Wiederauflage Frankfurt am Main 2012).

5 Muhammad (Frankfurt am Main 1994); Khilafat-e-Rashidah (Islamabad [UK] 2009).

6 Der wirtschftliche Aufbau der islamischen Gesellschaftsordnung (Frankfurt am

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Interpretation des Heiligen Qur-âns, die er auf der Basis von Überlie- ferungen des Heiligen Prophetensaw und der logisch und scharfsinni- gen Herangehensweise des Verheißenen Messiasas durchführte. Er hat einen großen Kommentar (Tafseer-e-Kabir), eine zehnbändige Vers-für- Vers-Interpretation des Heiligen Qur-âns,7 verfasst, dabei aufgezeigt, dass der Qur-ân kein Buch der Vergangenheit darstellt, sondern dass die Reinheit und Vollkommenheit dieses Buchs göttlichen Ursprungs für alle Zeiten gültig ist und für jede Veränderung der Gesellschaft pas- sende Lösungen bereithält. Alle Abhandlungen des Verheißenen Re- formersra basieren denn auch vollkommen auf die Lehren des Qur-âns, auf faszinierende Weise wird aufgezeigt, inwiefern sich der heilige Text über die Jahrhunderte hinweg einerseits nicht veränderte, aber ande- rerseits immer neue Lösungen, hermeneutische Tiefen und spirituelle Perlen offenbart. Er zeigt, dass der Qur-ân ein zeitloses Buch ist, dessen Wissensreichtum niemals zu versiegen scheint, dessen interpretatori- schen Tiefen schier unfassbar sind und deswegen als das größte Wun- der auf der Welt bezeichnet wird.

Neben seiner spirituellen Einsicht und intellektuellen Schärfe zeichnete

sich Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra durch sein po- litisches Engagement zu Zeiten der Teilung des dekolonisierten Sub- kontinents in Pakistan und Indien aus. Er trug entschiedenen Anteil an der Etablierung Pakistans als souveränen Staaten und leistete wertvolle Dienste als Vorsitzender des All Cashmere Committee, das die Rechte der



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Main); New World Order of Islam (Islamabad [UK] 2005). Hierbei sollte erwähnt sein, dass nur wenige Werke auf Deutsch vorliegen, mehr auf Englisch und das gesamte Werk natürlich auf Urdu.

7 Die bislang noch nicht im Deutschen vorliegt, sondern nur auf Englisch (Islama- bad [UK] 1988; Koran, English & Arabic; ISBN: 1-85372-045-3).

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in Kaschmir lebenden Muslime schützte und dadurch die muslimische Gemeinde vor Unterdrückung bewahrte. Grundsätzlich wurde er auf- gesucht von Staatsmännern, die seinen Rat schätzten und sich dadurch Leitung verschafften.

Die Lebensleistung des Verheißenen Reformersra kann hier nur in gro- ben Zügen nachgezeichnet werden. Oft bei großen Persönlichkeiten der Weltgeschichte offenbart sich die gesamte Tragweite ihres Wirkens erst nach ihrem Dahinscheiden. Die außergewöhnliche Leistung des zwei- ten Kalifensra der Ahmadiyya Muslim Gemeinde manifestiert sich zum Teil schon zu seinen Lebzeiten, sei es in Form der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, die nicht aufhört zu wachsen und an Einfluss zu gewinnen, oder in Form der spirituellen Leitung, die durch seinen geistigen Nach- lass für Gottsucher weltweit eine tiefe, noch auszuschöpfende Quelle der Weisheit darstellt. Die Reformulierung des ursprünglichen Islam anhand logischer Argumentationstrukturen, die Darstellung der Lehren des Islam in ihrer gesamten gesellschaftsstrukturierenden Tragweite, die rationale Durchdringung von islamischen Geboten und Verboten, die logisch kohärente Formulierung der Grundlage von Moral, all dies formulierte der Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra in dutzenden Werken.

Dieses kleine Büchlein ist ein praktisches Handbuch, worüber der Gott-

sucher seine alltäglich zu praktizierenden spirituellen Übungen verbes- sern kann. Der Autor war bekannt für die spirituelle Rechtleitung, die spirituelle Erziehungsarbeit, die er Zeit seines Lebens leistete. Dieses Büchlein gibt davon einen kleinen Eindruck.

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Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadas im Verlag der Islam

Auswahl


Die Person des Göttlichen Wesens/Wiederauflage: Das Wesen Gottes (2012)


1996, DIN-A5, broschiert, 291 Seiten

ISBN 978-3-921458-19-8


Diese Studie über die Existenz Gottes behandelt das Thema aus zahl- reichen Blickwinkeln. Nachdem der Autor die Existenz Gottes und die Segnungen des Glaubens an Gott dargelegt hat, führt er die Vorstellun- gen über die Person Gottes, die es in verschiedenen Religionen der Welt gibt, an. Er zählt dann die Eigenschaften Gottes auf und widerlegt die Einwände gegen dieselben. Anschließend behandelt er die Frage nach der Erhörung von Gebete.


Das Leben des Heiligen Propheten Mohammad


1994, DIN-A5, broschiert, 372 Seiten

ISBN 3-92145892-7


Das Leben des Religionsstifters des Islam bildet eine der Grundlagen des Islam, und seinem Beispiel nachzueifern, ist die Aufgabe eines jeden Muslims. Der zweite Kalif der Ahmadiyya Muslim Jamaat stellt hier ausführlich die Geschichte des Propheten wie auch seine Eigen- schaften dar, und behandeltdarüberhinaus gleichfalls die Lehren und Grundlagen des Islam auf eingehende Art und Weise


Mohammad in der Bibel


2003, broschiert, 84 Seiten

ISBN 3-92145812-9


Anhand zahlreicher Stellen aus dem Alten und Neuen Testament weist der Autor, der zweite Khalif des Mahdi und Messias des Islam, nach, dass es viele Prophezeiungen über die Ankunft des Heiligen Propheten (Friede sei auf ihm) in der Bibel gibt


Sozialer Aspekt des Islam


1989, DIN-A5, broschiert, 60 Seiten

ISBN 3-921458-35-8


In dieser Abhandlung befasst sich der Zweite Kalif der Ahmadiyya Muslim Jamaat ausführlich mit den Aspekten des Heiratens im Islam, u.a. mit der Eheschließung und dem anschließenden Familienleben, der Erziehung von Kindern, dem Sozialverhalten, den Bürgerpflichten, den Vollmachten und Pflichten des Staates, dem Handel, den Beziehungen von Staaten unterein- ander oder auch den Beziehungen zwischen Anhängern unterschiedlicher Glaubensvorstellungen.


Der wirtschaftliche Aufbau der islamischen Gesellschaftsordnung


DIN-A5, broschiert, 96 Seiten ISBN 3-921458-17-X,


Der 2. Kalif der Ahmadiyya Muslim Jamaat verdeutlicht anhand klarer Darstellung und Beweisführung,wie eine Wirtschaftsordnung auszuse- hen hat, die der Natur des Menschen entspricht und weder übervorteilt noch benachteiligt. Mit der Analyse von Kapitalismus und Kommu- nismus und deren inhärenten Fehlern sowie den daraus entstehenden Ungerechtigkeiten.